Honda, einer der global führenden Automobilhersteller, hat überraschend angekündigt, seine geplante Investition von 11 Milliarden US-Dollar für den Aufbau eines Produktionsstandorts für Elektrofahrzeuge in Kanada zu verschieben. Diese Entscheidung wurde offiziell während der Ergebnispräsentation des Unternehmens im Mai 2025 bekannt gegeben und spiegelt bedeutende Herausforderungen wider, mit denen die Automobilindustrie in Nordamerika konfrontiert ist. Die Investition sollte ursprünglich den Bau eines Werkes in Alliston, Ontario, umfassen, das jährlich 240.000 Elektrofahrzeuge produzieren sollte sowie eine Batteriefabrik mit einer Kapazität von 36 Gigawattstunden (GWh). Gemeinsam mit den Partnern Posco Future M Co.
und Asahi Kasei plante Honda eine komplette Lieferkette vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt aufzubauen. Doch externe Faktoren wie Handelszölle, langsam wachsende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in der Region und geopolitische Unsicherheiten veranlassen das Unternehmen zu einem vorsichtigen Kurs und einer zeitlichen Verschiebung um zwei Jahre. Der japanische Honda-CEO Toshihiro Mibe betonte, dass das Unternehmen die Situation genau beobachte und die genauen Bedingungen ausschlaggebend für zukünftige Entscheidungen seien. Mibe erwähnte eine enge Abstimmung mit der kanadischen Regierung und der Provinz Ontario, die der Verschiebung bereits zugestimmt haben. Diese Maßnahme stellt eine bedeutende Änderung zur ursprünglichen Strategie dar, die nicht nur die Investitionen in die Produktion betrifft, sondern auch den Aufbau einer nachhaltigen und lokal integrierten Wertschöpfungskette für Batterien und Elektrofahrzeuge.
Hondas ursprünglicher Plan war es, in Kanada eine der größten Investitionen seiner Firmengeschichte zu tätigen und damit den ökologischen Wandel hin zur Elektromobilität massiv voranzutreiben. Neben der Fahrzeugproduktion sollte auch eine Fabrik für die Herstellung von Batteriekomponenten errichtet werden, inklusive Anlagen für die Verarbeitung von Kathodenmaterialien, Vorläufern und Separatoren. Diese Schlüsselkomponenten sind essenziell für die elektrische Leistungsfähigkeit und Lebensdauer von Batterien und somit für den Erfolg von Elektrofahrzeugen. Die Entscheidung für die Verschiebung ist jedoch eng mit den politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verknüpft. Wie Mibe ausführte, spielt die Einführung neuer US-Handelszölle eine zentrale Rolle.
Um die steigenden Kosten durch Zölle auf importierte Fahrzeuge zu vermeiden, plant Honda, Teile der Fahrzeugproduktion vermehrt in den USA anzusiedeln. So wird die Fertigung des Honda Civic Hybrid von Japan in ein Werk im US-Bundesstaat Indiana verlagert. Auch die Herstellung des beliebten Modells CR-V, das bisher in Ontario erfolgte, soll zukünftig in den US-Bundesstaaten Ohio oder Indiana stattfinden. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Profitabilität des Unternehmens trotz der angespannten Marktlage zu sichern. Finanzielle Prognosen für das Geschäftsjahr 2026 deuten jedoch auf Schwierigkeiten hin.
Honda rechnet mit einem Rückgang des Betriebsergebnisses um nahezu 59 Prozent, was einem Verlust von über 700 Milliarden Yen (rund 4,8 Milliarden US-Dollar) entspricht. Die Margen sollen sich somit halbieren. Diese Prognose unterstreicht die Herausforderungen, mit denen das Unternehmen sowohl durch globale wirtschaftliche Rahmenbedingungen als auch durch strukturelle Veränderungen in der Automobilbranche konfrontiert ist. Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in Nordamerika wächst zwar kontinuierlich, jedoch langsamer als erwartet. Faktoren wie hohe Preise, Unsicherheiten bei der Ladeinfrastruktur und die Verfügbarkeit von Rohstoffen für Batterien wirken dem Wachstum entgegen.
Für Honda stellt sich somit die Frage, wie und wo zukünftig die Produktion von Elektrofahrzeugen am effizientesten und profitabelsten realisiert werden kann. Der Standort Kanada sollte ursprünglich nicht nur für die Fahrzeugmontage, sondern auch als wichtiger Knotenpunkt für Rohstoffverarbeitung und Batteriezellfertigung dienen. Kanada bietet mit seinen reichhaltigen natürlichen Ressourcen sowie seinem Know-how im Fahrzeugbau ideale Voraussetzungen. Doch Handelshemmnisse und die aktuelle politische Situation in Nordamerika beeinflussen diese Pläne empfindlich. Toshihiro Mibe stellte klar, dass Honda die Situation weiterhin genau analysieren werde und die Investitionsentscheidung erst endgültig nach Reevaluation der Marktbedingungen getroffen werde.
Es besteht die Möglichkeit, dass bei einer Verbesserung der Rahmenbedingungen das Projekt wieder aufgenommen oder angepasst wird. Somit bleibt die Zukunft des kanadischen Produktionsstandorts vorerst ungewiss. Die Produktionserweiterungen in den USA sind Teil von Hondas Strategie, negative Auswirkungen durch Handelszölle bestmöglich abzufedern. Die Verlagerung von Produktionsstätten in die USA signalisiert auch eine veränderte Wertschöpfungsketten-Politik, die stärker auf nahegelegene, makroökonomisch stabile Standorte setzt. Insgesamt verdeutlicht die Verschiebung der 11 Milliarden Dollar Investition in Kanada die komplexen Herausforderungen, mit denen Hersteller von Elektrofahrzeugen aktuell konfrontiert sind.
Trotz des globalen Trends zur Elektromobilität und den hohen Umweltzielen stehen Unternehmen vor schwierigen Entscheidungen hinsichtlich Standortwahl, Produktionsplanung und Investitionsvolumen. Honda zeigt mit dem vorsichtigen Vorgehen, wie wichtig Flexibilität und Marktorientierung in dieser dynamischen Phase sind. Die Automobilbranche befindet sich weiterhin im Umbruch. Werke, die heute mit hohen Investitionen geplant werden, müssen möglicherweise in einigen Jahren an geänderte Rahmenbedingungen und Nachfrageverhältnisse angepasst werden. Canada und speziell Ontario bleiben dennoch attraktive Standorte mit Potenzial für nachhaltige Produktion und Innovationen im Bereich E-Mobilität.