Die Vereinigten Staaten gelten seit Jahrzehnten als militärische Supermacht, unterstützt durch ein riesiges und vielfältiges Verteidigungs-Industriekomplex. Im Zentrum dieser Industrie stehen einige der größten Rüstungskonzerne der Welt, allen voran Lockheed Martin, Boeing und Northrop Grumman. Obwohl diese Unternehmen lange als Garanten für die Sicherheit und Überlegenheit der US-Streitkräfte galten, warnen Experten zunehmend vor den Risiken, die mit ihrer Dominanz verbunden sind – Risiken, die die USA im nächsten Krieg ernsthaft schwächen könnten. Der Verteidigungssektor der USA wird von wenigen Großkonzernen dominiert, deren Marktmacht nahezu monopolistische Züge angenommen hat. Diese Konzentration hat über die Jahre zu einer Situation geführt, in der Innovationen stagnieren, Kosten für militärische Plattformen explodieren und das gesamte System immer weniger flexibel auf die neuen Herausforderungen moderner Kriegsführung reagieren kann.
Diese Entwicklung steht im krassen Gegensatz zu den militärischen Fortschritten aufstrebender Mächte wie China, Russland oder auch Indien, die mit schlankeren, effizienteren Verteidigungsindustrien erstaunliche Fortschritte erzielen. Die Kernproblematik liegt in der schwindenden Zahl der Hauptauftragnehmer, die über das US-Militärbudget verfügen. Während die Verteidigungsausgaben seit 2020 von etwa 721,5 Milliarden US-Dollar auf über eine Billion US-Dollar im Jahr 2025 steigen, schrumpft die Zahl der großen Rüstungsunternehmen drastisch – von mehr als 50 vor einigen Jahrzehnten auf heute weniger als zehn. Durch diese extreme Marktkonzentration ist quasi ein oligopolistisches System entstanden, in dem der Wettbewerb fehlt. Dadurch gibt es kaum Anreize für die Firmen, kosteneffizienter, innovativer oder schneller zu agieren.
Zudem wurden bei der Vergabe von Militäraufträgen vor allem Verträge nach dem sogenannten Kosten-plus-Prinzip vergeben. Diese Vereinbarung versichert den Unternehmen, dass sie Mehrkosten für ein Projekt erstattet bekommen, was zwar wirtschaftliche Sicherheit bietet, aber auch das Risiko birgt, dass ineffiziente Prozesse und hohe Ausgaben kaum sanktioniert werden. Aus diesem Grund entstehen oft kostspielige, übermäßig komplexe Waffensysteme, die zudem lange Entwicklungszeiten haben. Die bekanntesten Beispiele sind Projekte wie der Kampfjet F-35, dessen Kosten über eine Lebenszeit von über 1,7 Billionen US-Dollar geschätzt werden. Trotz seiner technologischen Überlegenheit wird der F-35 oft wegen Verzögerungen, Kostenexplosionen und technischer Probleme kritisiert.
Im Vergleich dazu entwickeln Länder wie Russland und China zwar technologisch anspruchsvolle, aber preiswertere Rüstungsgüter. Die chinesische J-20 oder die russische Su-57 sind zwar nicht in allen Bereichen mit dem F-35 vergleichbar, bieten jedoch ein ausgewogenes Kosten-Nutzen-Verhältnis, das diesen Herausforderern ermöglicht, schnell und kostengünstig zu produzieren. Ähnlich verhält es sich bei Raketen- oder Drohnentechnologien, wo iranische oder indische Systeme zeigen, dass modular aufgebaute, funktionale und preiswerte Verteidigungstechnologien oft die effektivere Antwort in modernen Konflikten sind. Ein weiteres Problem der US-Rüstungsindustrie ist die fehlende Integration kommerzieller Innovationen. Während zivile Unternehmen oft von Marktdruck und raschem technologischen Wandel angetrieben werden, bleiben die großen Verteidigungsfirmen relativ isoliert von solchen Kräften.
Der Fokus liegt auf der Pflege bestehender, oft gigantischer Auftragsvolumen, weniger jedoch auf disruptiven Neuerungen oder schnellen Anpassungen an sich verändernde Bedrohungsszenarien. Dieses Problem wird durch den Rückzug vieler Unternehmen mit breit gefächerten Marktinteressen zugunsten rein verteidigungsorientierter Konzerne verstärkt. Ein Beispiel sind die Verkäufe von Rüstungssparten großer Industriekonzerne an spezialisierte Verteidigungsfirmen, die weniger Anreize haben, innovative Wege zu gehen. Die Wichtigkeit von Flexibilität und Geschwindigkeit in modernen Kriegen kann nicht unterschätzt werden. Die Konflikte der Zukunft erfordern Systeme, die rasch entwickelt, modifiziert und in großer Stückzahl hergestellt werden können.
Die aktuelle US-Strategie, deren Achillessehne in bürokratischen und langwierigen Beschaffungsprozessen liegt, graduiert eher auf das Gegenteil: Auf Luxuswaffen mit hoher Perfektion, aber enormen Kosten und geringer Produktionsgeschwindigkeit. Dabei haben sich Konflikte in den letzten Jahren vor allem durch den Einsatz unbemannter Waffen und digitalisierter Kampfmethoden verändert, die schnelle Innovation und erschwingliche Massenproduktion benötigen. Die Kostenexplosion bei militärischen Systemen belastet auch Steuerzahler und Staatshaushalt enorm. Während der Etat stetig erhöht wird, bleiben kaum Mittel für alternative, vielleicht effizientere Beschaffungswege. Das Risiko, neue Technologien und Partnerschaften mit innovativen Ländern wie Israel oder Indien zu nutzen, wird oft unterschätzt.
Insbesondere Länder mit aktiven Verteidigungsforschungsprogrammen und ausgereiften Produzenten können wertvolle Kooperationspartner sein, wenn es darum geht, gemeinsam skalierbare, modulare und kostengünstige Militärtechnologie zu entwickeln. Auch politische Einflüsse spielen eine Rolle. Der „Too Big To Fail“-Effekt wird von Experten immer wieder betont: Weil die großen Rüstungsunternehmen als unverzichtbar gelten, werden ineffiziente Praktiken und die mangelnde Konkurrenzfähigkeit toleriert. Strukturreformen werden hinausgezögert, selbst wenn sie überfällig sind. Dies ist umso besorgniserregender, weil die militärische Konkurrenz zwischen den Großmächten immer intensiver wird und in bestimmten Regionen Instabilitäten zunehmen.
Eine grundlegende Reform der Verteidigungsindustrie gilt als unumgänglich, falls die USA auch zukünftig ihre militärische Führungsrolle behaupten wollen. Die Umgestaltung müsste den Fokus weg von langwierigen, traditionellen Programmen hin zu schnellen Innovationszyklen und flexiblen Fertigungsmethoden lenken. Eine stärkere Förderung kleinerer, agiler und vielleicht international vernetzter Hersteller könnte die Monopolstellung der großen Verteidigungskonzerne aufbrechen und neues Leben in den Wettbewerb bringen. Dabei muss vor allem auch der Schutz von Daten und die Transparenz in der Zulieferkette verbessert werden, um Innovationen schneller einzuführen und vermehrt kommerzielle Fortschritte zugänglich zu machen. Darüber hinaus sollte der Erwerb und die gemeinsame Entwicklung von Verteidigungssystemen mit strategischen Partnern intensiviert werden.
Denn die Bündelung von Ressourcen, Know-how und Produktionskapazitäten kann helfen, neue Technologien schneller zu skalieren, ohne dass die USA ihre technologische Führungsrolle verlieren. Länder wie Indien und Israel haben gezeigt, wie skalierbarer Innovationsdruck verbunden mit einem flexiblen Produktionsnetzwerk auch in relativ begrenzten Budgets zu effektiven Verteidigungsmitteln führen kann. Die Dringlichkeit für Veränderungen wird auch in jüngsten Stellungnahmen von US-Politikern und Verteidigungsbehörden deutlich. Die heutigen Herausforderungen verlangen mehr als nur marginale Anpassungen – sie erfordern eine grundlegende Neuausrichtung der Verteidigungsindustrie und der Beschaffungsprozesse. Erst durch ein solches Umdenken kann garantiert werden, dass die US-Streitkräfte auch im Wettstreit der Militärmächte der Zukunft konkurrenzfähig bleiben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Dominanz von Lockheed Martin, Boeing und Northrop Grumman zwar lange Zeit als Erfolgsgarant für die Sicherheit der USA galt, inzwischen jedoch eine Gefahr für deren militärische Überlegenheit darstellt. Die Konzentration von Macht in wenigen Händen, die hohe Kostenstruktur, die geringe Innovationsfreude und langsame Reaktionsfähigkeit auf neue Bedrohungen könnten die USA im nächsten Krieg schwächen. Nur durch eine tiefgreifende Reform des Verteidigungssektors, die den Wettbewerb fördert, Innovation beschleunigt und internationale Kooperationen ausbaut, kann die US-Überlegenheit langfristig gesichert werden. Andernfalls droht die gigantische Rüstungsindustrie zur Bremsklotz im technologischen Wettlauf moderner Kriegführung zu werden.