Virtuelle Realität

Joe Outlaw: Der rebellische Gefangene, der gegen unbestimmte Haft kämpft

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The Outlaw escaping from prisons in protest against inf detention (2024)

Joe Outlaw sorgt seit 2024 für Aufsehen, indem er aus Hochsicherheitsgefängnissen in Großbritannien flieht, um gegen die umstrittenen „Imprisonment for Public Protection“ (IPP) Strafen ohne festes Enddatum zu protestieren. Seine spektakulären Fluchten und sein Kampf werfen ein Schlaglicht auf ein tiefgreifendes Problem im britischen Justizsystem.

Joe Outlaw ist zu einer regelrechten Symbolfigur für die Kritik am britischen Strafvollzug geworden. Seit Jahren kämpft er gegen die sogenannten Imprisonment for Public Protection (IPP)-Urteile, eine besondere Form der Haftstrafe, die in Großbritannien seit 2012 abgeschafft, aber für viele Gefangene weiterhin wirksam ist. Trotz der offiziellen Einstellung dieser Strafe sitzen hunderte von Menschen nach wie vor in Haft, ohne zu wissen, wann sie freigelassen werden können. Outlaws Protestaktionen, insbesondere seine spektakulären Ausbrüche aus Hochsicherheitsgefängnissen, haben diese ungerechten Haftbedingungen in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Sein Fall illustriert eindrücklich die Schwächen und unnötigen Härten des aktuellen Strafvollzugssystems.

Der bedeutendste Moment seiner Proteste war am 21. Juni 2023, dem längsten Tag des Jahres, als Outlaw aus dem HMP Frankland, einem der sichersten Gefängnisse in England, entkommen konnte. Normalerweise werden Gefangene im Segregationstrakt streng kontrolliert und dürfen nur in einem gesicherten Käfighof ihre Bewegungsfreiheit genießen. Es galt als nahezu unmöglich, dieser Absperrung zu entfliehen, doch der 37-Jährige nutzte seine Kenntnisse als erfahrener Kletterer, um den Zaun zu überwinden und auf das Gefängnisdach zu gelangen. Dort zeigte er sich sonnenbadend in Unterwäsche – ein drastischer Protest gegen die unfairsten Haftbedingungen.

Seine Aktion sorgte für enorme Peinlichkeit bei den Gefängnisbehörden und wurde medial breit diskutiert. Joe Outlaw, der früher unter dem Namen Chris Hordosi bekannt war, erhielt 2011 eine IPP-Strafe wegen eines bewaffneten Raubüberfalls auf einen Imbiss, bei dem er mit einer Nachahmungswaffe auftrat. Trotz der Schwere seines Delikts betont er seine Verantwortung und Reue für die Tat, verweist jedoch auch auf den Umstand, dass er aufgrund früherer Jugendvergehen und ähnlicher Vorstrafen eine unverhältnismäßig lange unbestimmte Haft bekam. Ursprünglich war seine Haftstrafe auf 18 Jahre ohne garantierte Freilassung ausgelegt, später wurde der Mindestzeitraum nach einem Einspruch auf 9 Jahre reduziert – trotzdem sitzt er über ein Jahrzehnt später noch immer hinter Gittern. Die IPP-Strafmaßnahme wurde dazu geschaffen, um die Öffentlichkeit vor gefährlichen Straftätern zu beschützen, die keine lebenslange Haftstrafe erhalten hatten.

Doch in der Praxis führten diese Urteile dazu, dass Menschen oftmals ohne klare Perspektive einsaßen, selbst wenn ihre Delikte vergleichsweise mild erschienen. Die Unsicherheit darüber, ob und wann sie entlassen werden, erzeugte eine enorme Verzweiflung bei vielen Gefangenen. Studien zeigen, dass mindestens 270 Menschen unter dieser Haftbedingungen im Gefängnis gestorben sind, davon 81 durch Suizid. Joe Outlaw berichtet offen über seine eigenen Selbstmordversuche und den psychischen Druck, der durch die ständige Ungewissheit und Isolation entsteht. Seine zweite berüchtigte Flucht fand im April 2023 im Gefängnis HMP Manchester, besser bekannt als Strangeways, statt.

Dort schleppte sich Outlaw heimlich aus der medizinischen Abteilung, kroch durch Stacheldraht und erklomm trotz strömenden Regens das Dach – dieses Mal saß er 12 Stunden lang in sengendem Regen, um auf die katastrophale Lage der IPP-Häftlinge aufmerksam zu machen. Sein Protestbanner mit der Aufschrift „FREE IPPZ“ war deutlich zu sehen, obwohl die Farbe durch den Regen verlief. Während der Aktion nutzte er seine Popularität auf TikTok und YouTube, um über Ungerechtigkeiten im Strafvollzug zu berichten und unterstützte so die Stimmen derer, die von diesem System systematisch benachteiligt werden. Seit seiner spektakulären Aktion wurde Outlaw nach HMP Belmarsh verlegt, einem der härtesten Gefängnisse in England, das Gefangene mit besonderen Risiken beherbergt. Hier wurde er, so seine Aussage, in völlige Isolation versetzt – der Versuch, seine Stimme zu unterdrücken.

Trotz seines friedlichen Verhaltens und minimaler Vorfälle gilt er nun als Bedrohung unter anderem wegen seines öffentlichen Protestes gegen die IPP-Straftypen. Die Isolation dort ist für den Gefangenen eine große Last und verdeutlicht die Maßnahmen der Justizbehörden, um kritische Stimmen innerhalb des Systems mundtot zu machen. Die Reformdebatte rund um die IPP-Strafen räumt zwar mittlerweile nahezu einhellig die grundsätzliche Ungerechtigkeit ein, doch die Umsetzung von Reformen ist schleppend und unzureichend. Alex Chalk, der amtierende britische Justizminister, bezeichnete IPP-Strafen als „Stigma“ innerhalb des Justizsystems. Es wurden Reformen angekündigt, die insbesondere die Dauer der Antragslaufzeit für Freilassungen verkürzen und die Begleitphase während der Bewährung von ursprünglich 10 auf 3 Jahre reduzieren sollen.

Allerdings bleibt unklar, ob diese Gesetzesänderungen und Reformen die reale Situation von Gefangenen wie Joe Outlaw verbessern oder ihnen effektiv eine Perspektive eröffnen. Joe Outlaw kritisiert die Heuchelei und den systemischen Mangel an Fairness: Viele Gefangene, die sich an die strengen Regeln hielten, ihre Rehabilitationsprogramme absolvierten und keine Auffälligkeiten zeigten, blieben dennoch in Haft, ohne dass der Parole Board ihnen eine Chance auf Freilassung gab. Er beschreibt das System als risikoavers und starr – Gefangene, die nicht wegen Mordes, sondern oft wegen vergleichsweise geringfügiger Vergehen einsitzen, werden wie Schwerstkriminelle behandelt. Die sogenannten „Spielregeln“ des Strafvollzugs erscheinen in seinem Blickwinkel wie ein willkürlich veränderlicher Prozess, der den Gefangenen jede Möglichkeit auf Fortschritt hinwegzunehmen scheint. Darüber hinaus berichtet Outlaw von einem Gefängnisklima, in dem Drogenkonsum, illegaler Besitz von Handys und Korruption unter den Beamten weit verbreitet sind.

Seiner Ansicht nach herrscht an manchen Orten eine Art „Party-Modus“, in dem nicht ernsthaft gegen die Missstände vorgegangen wird. Seine Aktivitäten auf Social-Media-Plattformen wie TikTok und YouTube dienten ihm nicht nur der Selbstverwirklichung, sondern auch als Werkzeug, die Öffentlichkeit für die ungerechte Behandlung der IPP-Insassen zu sensibilisieren. Seine Songs und Raps, die aus dem Gefängnis heraus entstanden, fanden teilweise große Resonanz und zeigten das menschliche Gesicht hinter den Stacheldrahtzäunen. Neben den Gefängnisleitungen kritisiert Outlaw auch die Gesellschaft, die oft keinen Blick für die Lebensumstände von Gefangenen hat. Er fordert mehr Menschlichkeit und Respekt im Umgang mit Inhaftierten – gerade jene, die ihr Leben verändern wollen.

Seine Botschaft ist klar: Wenn der Strafvollzug gefangene Menschen wie Objekte behandelt, sie isoliert und erniedrigt, sind echte Rehabilitationsbemühungen zum Scheitern verurteilt. Seine Fluchtversuche und Protestaktionen sind ein verzweifelter Hilferuf, aber auch ein Aufschrei gegen ein System, das für viele tausend Menschen Hoffnungslosigkeit bedeutet. Die Geschichte von Joe Outlaw verdeutlicht ein tiefgreifendes Problem im britischen Justiz- und Strafvollzugssystem. Die IPP-Urteile, die offiziell abgeschafft wurden, bestehen in der Praxis fort und halten Menschen ohne klare Zukunftsperspektiven inhaftiert. Solange politische Reformen und praktische Maßnahmen hinter den Worten zurückbleiben, werden solche Proteste wahrscheinlich nicht abreißen.

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