Der Wettbewerb im Bereich der sozialen Medien hat in den letzten Jahren eine neue Dimension erreicht. Besonders die Rivalität zwischen Instagram und TikTok bestimmt die Landschaft, in der sich beide Plattformen ständig weiterentwickeln, um die Nutzerbindung zu erhöhen und frischen Content zu liefern. Adam Mosseri, der seit 2018 CEO von Instagram ist, hat vor kurzem vor dem US-amerikanischen Bundesgericht im Rahmen eines Antitrust-Prozesses gegen Meta über diese Konkurrenz gesprochen. Er gibt dabei offen zu, wie tiefgreifend der Einfluss von TikTok auf Instagram und den gesamten Social-Media-Markt ist und wie sehr Instagram sich anpassen musste, um relevant zu bleiben. Als Mosseri 2018 die Führung bei Instagram übernahm, befand sich die Plattform in einer prekären Lage.
Die Nutzerzahlen und das Nutzerengagement waren rückläufig, was laut internen Schätzungen zu einem signifikanten Teil auf die zunehmende Popularität von TikTok zurückzuführen war. Im Jahr 2019 soll TikTok für 23 Prozent des Rückgangs der auf Instagram verbrachten Zeit in den USA verantwortlich gewesen sein. Diese Zahlen waren ein Weckruf für Instagram, der das Management veranlasste, sich schnell umzustellen und neue Strategien zu entwickeln, um die Abwanderung der Nutzer zu stoppen und die Plattform zukunftsfähig zu machen. Mosseri beschreibt die Situation während seiner Zeugenaussage als Kampf ums Überleben: „Du wachst entweder, oder du stirbst langsam.“ Diese drastische Formulierung unterstreicht den Druck, unter dem Instagram stand und weiterhin steht.
TikTok habe sich von einer anfänglich als „lean-back“ bezeichneten Plattform – also einem Ort, wo Nutzer passiv Videos konsumieren – zu einem sehr ähnlichen sozialen Netzwerk entwickelt, das aktiv darauf setzt, dass Nutzer sich mit Freunden vernetzen und gegenseitig Inhalte teilen. Mosseri merkt an, dass TikTok inzwischen Funktionen eingeführt hat, die das Teilen von Videos mit Freunden fördern, auch wenn dieser Bereich des Konsums bisher nur einen kleinen Prozentanteil am Gesamterlebnis ausmacht. Trotz dieser Ähnlichkeiten sieht Instagram aber weiterhin eine klare Differenzierung in der Nutzererfahrung. Während TikTok hauptsächlich auf Unterhaltung und virale Kurzvideos fokussiert, bleibt das soziale Netzwerk von Meta seiner Tradition verpflichtet, den Kontakt zu Freunden und Familien als zentrales Element zu bewahren. Mosseri betont, dass sich das Teilen von Inhalten mit Freunden zwar prozentual gesehen verringert hat, es aber immer noch einen bedeutenden Teil der Instagram-Nutzung ausmacht.
Diese Fokussierung auf soziale Verbindungen soll auch in Zukunft eine Kernkompetenz der Plattform bleiben und gleichzeitig der Grund dafür sein, warum Instagram sich gegen eine stärkere Ausrichtung auf Langformvideos entschieden hat. Die Angabe, dass Instagram sich kulturell zunehmend von Meta gelöst habe, wirft ein interessantes Licht auf die Dynamiken innerhalb des Mutterkonzerns. Mosseri, der zuvor in einer Position bei Facebook tätig war, beschreibt seine Rolle als Brücke zwischen beiden Welten. Er versteht das Bedauern der Instagram-Gründer über Veränderungen, die von Facebook initiiert wurden, um Instagram weniger sichtbar zu machen, sieht aber auch die Notwendigkeit dieser Entscheidungen im größeren Kontext. Das Zusammenspiel von Kultur und strategischen Prioritäten innerhalb von Meta hat offenbar Einfluss darauf, wie die Ressourcen verteilt werden und welche Innovationen vorangetrieben werden.
Auf die Übernahme von Instagram durch Facebook, die heute Teil von Meta ist, geht Mosseri mit positiver Sichtweise ein. Er bezeichnet die Akquisition als „eine der besten aller Zeiten“, weil beide Unternehmen durch die Zusammenarbeit profitierten. Instagram bekam Zugang zu den Ressourcen und der Erfahrung von Facebook, während Facebook das kreative Talent der Instagram-Gründer nutzen konnte, um innovative Produkte zu entwickeln, die für den Erfolg in einem zunehmend kompetitiven Markt erforderlich sind. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der auch aus der Beschreibung Mosseris hervorgeht, ist die Rolle künstlicher Intelligenz bei der Optimierung der Nutzererfahrung. So haben verbesserte KI-Algorithmen maßgeblich dazu beigetragen, die Attraktivität von Instagram Reels zu steigern, dem Kurzvideoformat, das als Antwort auf TikToks Erfolg entwickelt wurde.
Diese technologischen Fortschritte sind entscheidend, um die Aufmerksamkeit der Nutzer zu gewinnen und zu behalten, vor allem in einer Zeit, in der das Inhaltsangebot immer vielfältiger und persönlicher wird. Der laufende Antitrust-Prozess gegen Meta wirft zudem ein Schlaglicht darauf, wie sich Instagram im Wettbewerb nicht nur gegen TikTok, sondern auch gegen andere soziale Netzwerke wie Snapchat positioniert. Die US-Bundesregierung wirft Meta vor, den Markt für persönliche soziale Netzwerke illegal zu monopolisieren. Die Abgrenzung des Marktes ist dabei von hoher Bedeutung. Meta argumentiert, dass Plattformen wie TikTok und YouTube als Entertainment-Plattformen in einem anderen Marktsegment angesiedelt seien.
Mosseri hingegen macht deutlich, dass Instagram TikTok durchaus als direkten Konkurrenten wahrnimmt, auch wenn beide Plattformen unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Diese Einschätzung könnte bedeuten, dass das Gericht Instagram durchaus als Teil eines breiteren Marktes sieht, in dem Meta eine dominante Stellung innehat. Kern der Debatte ist letztlich das Verständnis davon, wie soziales Networking heute funktioniert. Die Nutzererwartungen verändern sich, und die Grenzen zwischen Freundeskreis, Unterhaltung und öffentlicher Darstellung verschwimmen zunehmend. Instagram versucht, diese Balance zu halten, indem es einerseits den sozialen Kern weiter pflegt und andererseits neue Formate und Funktionen einführt, die dem Wandel hin zu mehr Unterhaltung gerecht werden.
Mosseri sieht darin die Zukunftsfähigkeit des Netzwerks begründet. Insgesamt zeigt die Zeugenaussage von Adam Mosseri, wie dynamisch und herausfordernd der Wettbewerb im Bereich sozialer Medien geworden ist. Der Erfolg von TikTok hat eine Realität geschaffen, in der Unternehmen wie Meta ständig innovativ, adaptiv und nutzerorientiert sein müssen, um nicht nur zu überleben, sondern auch zu wachsen. Dabei spielt die strategische Kombination aus Freundschaft, Community-Building und unterhaltsamen Inhalten eine zentrale Rolle. Diese Einblicke verdeutlichen auch, warum Instagram trotz der Konkurrenz weiterhin als wichtige Plattform für soziale Interaktion gelten kann.
Die Herausforderung bleibt jedoch groß, denn technologischer Fortschritt, sich ändernde Nutzergewohnheiten und der Druck internationaler Konkurrenz verlangen nach kontinuierlicher Weiterentwicklung. Somit steht Instagram, angeführt von Adam Mosseri, an einem Scheideweg, dessen Ausgang den Markt für soziale Netzwerke in den kommenden Jahren maßgeblich prägen wird.