Die Entwicklung von Hochleistungslasern gehört schon seit Jahrzehnten zu den Schlüsselfaktoren für technologische Innovationen in verschiedenen Industriezweigen und Forschungsfeldern. Insbesondere Faserlaser, die für ihre hohe Strahlqualität und Effizienz bekannt sind, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Eine jüngst erfolgte wegweisende Neuentwicklung am Fraunhofer Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF in Jena hebt die Leistungsfähigkeit von Thulium-Faserlasern auf ein völlig neues Niveau und setzt damit einen neuen Weltrekord. Die neuen Systeme erreichen eine Ausgangsleistung von bis zu 1,91 Kilowatt im für viele Anwendungen entscheidenden Spektralbereich von 2030 bis 2050 Nanometern. Dies bedeutet eine fast doppelte Steigerung gegenüber bisherigen Systemen mit einer Leistung von etwa 1,1 Kilowatt und bietet enorme Potenziale für zahlreiche Anwendungsbereiche.
Faserlaser zeichnen sich durch den Einsatz von optischen Fasern aus, die als aktives Medium dienen, um das Laserlicht zu erzeugen und zu verstärken. Thulium-Faserlaser nutzen Thulium-Ionen als Lasermaterial, das speziell Licht bei Wellenlängen um 2 Mikrometer erzeugt. Diese Wellenlänge ist besonders relevant, da sie in einer atmosphärisch günstigen Region liegt, in der die Verluste durch Luftmoleküle gering sind. Zudem ist das Licht in diesem Bereich für das menschliche Auge deutlich sicherer als die bekannten Laser im sichtbaren oder nahen Infrarotbereich. Die Absorption durch die Hornhaut stellt sicher, dass das sensible Netzhautgewebe nicht gefährdet wird, was den Einsatz in industriellen Umgebungen und sogar in der Medizin vereinfacht und sicherer gestaltet.
Die Forschung am Fraunhofer IOF hat mit der Kombination von gleich drei individuell arbeitenden Thulium-Faserlasern, deren Strahlen über spezielle Reflexionsgitter zusammengeführt werden, eine bislang unerreichte Ausgangsleistung erreicht. Dabei kommt das Prinzip der spektralen Strahlkombination (SBC) zum Einsatz, bei dem einzelne Laserstrahlen unterschiedlicher Wellenlängen so gebündelt werden, dass ein einzelner, intensiver Strahl entsteht. Die verwendeten optischen Gitter sind dabei von entscheidender Bedeutung, da sie mit einer Effizienz von über 95 Prozent arbeiten und selbst bei enormer thermischer Belastung leistungsstark und stabil bleiben. Dieses Verfahren sorgt nicht nur für eine Leistungssteigerung, sondern bewahrt auch die hervorragende Strahlqualität, was insbesondere für präzise Anwendungen wie das Materialschneiden oder medizinische Eingriffe unverzichtbar ist. Einer der besonderen technischen Durchbrüche stellt die Entwicklung eines eigens für diesen Zweck gefertigten Verbindungstechnologie dar, die sogenannte "cold splicing".
Dabei handelt es sich um ein Faser-Faser-Kopplungsverfahren, das extrem verlustarm arbeitet und zugleich eine sehr gute Wärmeabfuhr ermöglicht. Dies ist von großer Bedeutung, denn gerade bei hohen Leistungen können Überhitzungen die Lebensdauer und die Stabilität der Laser beeinträchtigen. Die neuen Kühlsysteme und die hochwertige Verbindungstechnik sorgen für eine nachhaltige Betriebsfähigkeit und eine weitere Steigerung der Systemzuverlässigkeit. Die neuen Technologien setzen damit nicht nur in puncto Leistung, sondern auch bei der Skalierbarkeit und Nachhaltigkeit Maßstäbe. Ziel der Forscher ist es, künftig noch höhere Ausgangsleistungen bis zu 20 Kilowatt zu erreichen und die Zuverlässigkeit der einzelnen Komponenten weiter zu verbessern.
Die Kombination von hoher Leistung, exzellenter Strahlqualität und Augensicherheit eröffnet ein breites Anwendungsfeld mit großem Innovationspotenzial. Materialbearbeitung gehört zu den wichtigsten Einsatzgebieten von Hochleistungslasern. Die präzise Schneid- und Schweißtechnik ermöglicht es, Materialien mit minimaler thermischer Beeinflussung zu bearbeiten und dabei hohe Genauigkeit und Wirtschaftlichkeit zu erzielen. Die neue Generation von Thulium-Faserlasern erweitert hier die Möglichkeiten besonders bei polymeren Werkstoffen, feinen Metallen und Materialien, die empfindlich auf lange Wellenlängen reagieren. Zudem bietet der Sicherheitsaspekt, dass die Laserstrahlung im 2-Mikrometer-Bereich nicht so gefährlich für ungeschützte Augen ist, einen entscheidenden Vorteil in der täglichen industriellen Nutzung.
Auch auf dem Gebiet der Medizin wird der Einfluss der neuen Lasertechnologie immer bedeutender. Durch die bessere Absorption des 2-Mikrometer-Lichts in Gewebe können Eingriffe besonders schonend gestaltet werden. Anwendungen finden sich beispielsweise bei der minimal-invasiven Chirurgie oder in der Dermatologie, wo hohe Präzision mit geringem thermischen Schaden essentiell ist. Die hohe Leistungsdichte kombiniert mit der Augensicherheit ermöglicht auch Einsätze außerhalb streng kontrollierter Umgebungen und eröffnet neue Therapieansätze. Im Bereich der optischen Datenübertragung, speziell im Bereich der freien Raumkommunikation, bietet die neue Lasertechnik ebenfalls erhebliche Vorteile.
Die Wellenlänge um 2 Mikrometer weist geringe atmosphärische Absorption auf, was die Übertragungsreichweite zu Satelliten oder anderen Kommunikationsplattformen maßgeblich erhöht. Die modifizierte Laserquelle verspricht schnellere, stabilere und sicherere Datenübertragungen über große Entfernungen, was gerade im Zeitalter der rasanten Digitalisierung ein wichtiger Fortschritt ist. Die Forschung am Fraunhofer IOF zeigt exemplarisch, wie interdisziplinäre Ansätze zum Durchbruch bei zukunftsweisender Lasertechnologie führen. Die Verbindung von Optik, Materialwissenschaft, Präzisionsmechanik und Ingenieurwesen schafft Systeme, die nicht nur leistungsstark, sondern auch zuverlässig, effizient und zukunftssicher sind. Die jüngsten Erfolge sind ein Beleg für den hohen Innovationsgrad in Deutschland und eröffnen Unternehmen im industriellen und medizinischen Bereich neue Möglichkeiten, ihre Prozesse zu optimieren und Innovationen voranzutreiben.
Die technologischen Fortschritte werfen zudem ein Licht auf die Rolle nachhaltiger Entwicklungen in der Lasertechnologie. Effiziente Kühlsysteme, verlustarme Verbindungs- und Kombinationsmethoden sowie langlebige optische Komponenten tragen nicht nur zur Leistungssteigerung bei, sondern reduzieren den Energieverbrauch und die Betriebskosten. Damit sind moderne Thulium-Faserlaser ein Beispiel für nachhaltige Hightech-Lösungen, die ökonomische mit ökologischen Anforderungen verbinden. Abschließend lässt sich sagen, dass die neue Generation von Thulium-Faserlasern des Fraunhofer IOF nicht nur in Bezug auf die reine Leistungsfähigkeit einen Meilenstein darstellt, sondern auch den Weg für zukünftige Innovationen in verschiedensten Branchen ebnet. Die Kombination aus hoher Leistung, verbesserter Sicherheit, Skalierbarkeit und Flexibilität macht diese Technologie zu einem Schlüssel für die nächste Entwicklungsstufe in Laseranwendungen weltweit.
Die fortlaufende Forschung und Entwicklung im Bereich der Lasertechnik bleibt somit ein spannendes Feld, das in den kommenden Jahren mit weiteren revolutionären Lösungen zu rechnen ist.