In einer Zeit, in der viele Unternehmen weltweit mit den Herausforderungen von steigenden Zolltarifen zu kämpfen haben, setzt Birkenstock einen bemerkenswerten Kontrapunkt. Während diverse Marken angesichts verschärfter Handelsbedingungen bei Einfuhrzöllen in die USA und andere Märkte ihre Strategien überdenken und Anpassungen vornehmen müssen, bleibt Birkenstock vergleichsweise unbehelligt. Dies hat vor allem mit der starken europäischen Verankerung der Produktion und der Materialbeschaffung des Unternehmens zu tun. Die jüngsten Aussagen des Finanzvorstands Ivica Krolo geben einen tiefen Einblick, warum das Traditionsunternehmen aus Deutschland so gut aufgestellt ist und was das für seine Zukunft bedeutet. Birkenstock hat seine gesamte Produktion zu hundert Prozent innerhalb Europas.
Zudem stammen 96 Prozent aller verwendeten Materialien aus europäischen Quellen. Dieses lokal fokussierte Geschäftsmodell bedeutet, dass das Unternehmen nicht auf Fertigungspartner in Asien angewiesen ist – eine Tatsache, die viele Konkurrenten vor erhebliche Probleme gestellt hat, da vor allem Waren aus Asien von erhöhten Zöllen betroffen sind. Da also weder Produktion noch Material für Birkenstock aus Ländern mit hohen Zollabgaben importiert werden, entfällt für das Unternehmen ein großer Kostenblock. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die sogenannte vertikale Integration bei Birkenstock. Das Unternehmen kontrolliert nahezu alle Produktionsstufen selbst und kann daher effizient auf Veränderungen im Markt reagieren.
Dank dieser Struktur hat Birkenstock mehrere Hebel zur Verfügung, sollte es doch zu Kostensteigerungen durch Zollmaßnahmen kommen. Diese reichen von Produktionsoptimierungen über Lieferantenverhandlungen bis hin zur Anpassung des Produktmixes und der regionalen Verteilung der Ware. Die Auswirkungen von Inflationsdruck und Zolltarifen sind für viele Unternehmen häufig belastend, insbesondere wenn sie auf externe Fertigung angewiesen sind. Birkenstock hingegen verfügt über eine bewährte Erfahrung im Umgang mit solchen Herausforderungen. Das Management hat bereits frühzeitig Maßnahmen eingeleitet, um sowohl kurzfristige als auch langfristige Effekte abzufedern und so die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu erhalten.
Auch die Preispolitik spielt eine wichtige Rolle. Laut CFO Ivica Krolo könnte Birkenstock eine globale Preiserhöhung im niedrigen einstelligen Prozentbereich nutzen, um Zollkosten vollständig auszugleichen. Dies entspricht bereits den historischen Preisentwicklungen des Unternehmens und lässt sich damit gut am Markt kommunizieren. Zudem sorgt ein konstantes Kundeninteresse für eine gewisse Preissetzungsmacht – Verbraucher sind bereit, für die Qualität und das Design von Birkenstock-Produkten einen angemessenen Preis zu zahlen, was dem Unternehmen zusätzliche Flexibilität verleiht. Die Marke hat sich in den letzten Jahren als äußerst resilient erwiesen.
Selbst im zweiten Quartal 2025 zeigte das Unternehmen, wie gut es aufgestellt ist. Trotz eines Rückgangs des Nettogewinns um etwa 16 Prozent konnte Birkenstock den Umsatz um über 19 Prozent steigern. Dieses Wachstum wurde vor allem durch eine erhöhte Anzahl verkaufter Einheiten und eine moderat steigende durchschnittliche Verkaufspreise erreicht. Gleichzeitig hat Birkenstock die Prognose für die bereinigte EBITDA-Marge angehoben, was für eine starke operative Performance spricht. Oliver Reichert, der CEO von Birkenstock, bezeichnete die aktuelle Situation sogar als Belastungsprobe für Geschäftsmodelle – eine Prüfung, die Birkenstock sehr erfolgreich bestanden habe.
Das Unternehmen sei solide aufgestellt und blickt daher zuversichtlich in die Zukunft, trotz der globalen wirtschaftlichen Herausforderungen und geopolitischen Unsicherheiten. Die Fokussierung auf Europa als Produktionsstandort wirkt sich nicht nur positiv auf Zölle aus, sondern bietet auch logistische Vorteile. Kürzere Transportwege bedeuten schnellere Reaktionszeiten, geringere Transportkosten und eine insgesamt nachhaltigere Produktion. Angesichts wachsenden Umweltbewusstseins bei Verbrauchern gewinnt dieser Aspekt zunehmend an Bedeutung und kann als zusätzlicher Wettbewerbsvorteil dienen. Zudem unterstützt das Modell der begrenzten Produktion pro Region Birkenstocks Exklusivität.
Das Unternehmen steuert bewusst eine gewisse Verknappung, um den Wert und die Attraktivität der Marke zu bewahren. Dieses Prinzip der „Knappheit“ trägt nicht nur zu einer stabilen Preisentwicklung bei, sondern stärkt auch die Markenloyalität unter den Kunden. Die Kombination aus regionaler Produktion, vertikaler Integration und durchdachter Preispolitik sowie einer engen Kontrolle der Lieferketten macht Birkenstock zu einem Vorbild für andere Unternehmen, die den Herausforderungen von Handelskonflikten und Zolltarifen entgegentreten wollen. Insbesondere in einem volatilen globalen Umfeld mit zunehmenden Protektionismus-Maßnahmen ist es von Vorteil, vollumfänglich auf lokalisierte und kontrollierte Produktionsnetzwerke setzen zu können. Auch wenn andere Unternehmen in der Schuh- und Modebranche Anpassungen vornehmen müssen, indem sie beispielsweise die Produktionsstandorte verlagern oder Lieferantenverträge neu verhandeln, kann Birkenstock durch seine strategische Ausrichtung langfristig stabil bleiben.
Diese Stabilität macht die Marke für Investoren attraktiv und sorgt für Vertrauen bei Händlern und Endkunden. Die Tatsache, dass Birkenstock sich trotz äußeren Drucks auf Wachstum und Profitabilität konzentrieren kann, unterstreicht die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens. Selbst die zwischenzeitlichen Herausforderungen, wie etwa gestiegene Rohstoffpreise oder Lieferengpässe, konnten durch effiziente Maßnahmen abgefedert werden. Für Verbraucher bedeutet das vor allem, dass sie weiterhin auf die bewährte Qualität und das charakteristische Design von Birkenstock vertrauen können, ohne befürchten zu müssen, dass Zolltarife die Preise stark nach oben treiben. Dies ist insbesondere in Zeiten von Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit ein wichtiger Faktor, um Markentreue zu erhalten.
Zusammenfassend zeigt das Beispiel Birkenstock, wie eine kluge und konsequente Unternehmensstrategie dazu beitragen kann, globalen Herausforderungen, wie Zolltarifen, erfolgreich zu begegnen. Die konsequente Verankerung der Produktion in Europa, die vertikale Integration und das intelligente Management erlauben es dem Unternehmen, flexibel und effizient auf externe Einflüsse zu reagieren. So ist Birkenstock nicht nur ein Symbol für Komfort und Qualität, sondern auch für Standfestigkeit in einem immer komplexeren internationalen Wirtschaftsumfeld. Die Erkenntnisse aus dieser Analyse bieten wertvolle Anhaltspunkte für Unternehmen, die sich den aktuellen globalen Handelsbarrieren stellen müssen. Birkenstocks Erfolg ist ein Beispiel dafür, wie eine nachhaltige und lokal verankerte Produktionsstrategie kombiniert mit einer starken Markenpositionierung entscheidende Wettbewerbsvorteile schaffen kann.
Und gerade in Zeiten, in denen Unsicherheiten die internationalen Märkte prägen, wird diese Resilienz zum entscheidenden Faktor für nachhaltiges Wachstum und wirtschaftliche Stabilität.