Die Nachricht, dass Phillips 66 im Dezember mit Entlassungen von Mitarbeitern an seiner Los Angeles Raffinerie beginnen wird, hat in der Energiebranche und vor allem in Kalifornien für erhöhte Aufmerksamkeit gesorgt. Das Unternehmen hatte bereits im Oktober letzten Jahres angekündigt, den Betrieb der Raffinerie im vierten Quartal 2025 einzustellen. Diese Entscheidung bringt nicht nur Veränderungen für die Beschäftigten selbst mit sich, sondern könnte auch weitreichende Konsequenzen für die Kraftstoffversorgung im bevölkerungsreichsten Bundesstaat der USA haben. Phillips 66, ein bedeutendes Unternehmen im Bereich der Ölverarbeitung und Petrochemie, betreibt in Kalifornien mehrere Raffinerien. Die Los Angeles Anlage ist dabei eine der wichtigen Produktionsstätten, die zur regionalen Versorgung mit Benzin, Diesel und anderen raffinierten Produkten beitragen.
Mit rund 600 festangestellten Mitarbeitern sowie 300 befristeten Arbeitern und Auftragnehmern ist die Raffinerie zudem ein wichtiger Arbeitgeber vor Ort. Die bevorstehenden Entlassungen bedeuten nicht nur eine Herausforderung für die Betroffenen, sondern auch für die lokale Wirtschaft, die teilweise auf diese Arbeitsplätze angewiesen ist. Der Rückzug von Phillips 66 aus dieser Raffinerie wird die Schließung der dritten größeren Ölraffinerie in Kalifornien seit 2020 markieren. Diese Entwicklung spiegelt die schwierigen Marktbedingungen wider, mit denen Ölproduzenten und Raffinerien im Bundesstaat konfrontiert sind. Kalifornien ist bekannt für seine strengen Umweltauflagen und relativ hohe Steuern auf fossile Brennstoffe, die die Profitmargen im Vergleich zu anderen Regionen der USA erheblich belasten.
Hinzu kommt ein angespanntes Verhältnis zwischen den Ölunternehmen und den staatlichen Behörden, das durch den kontinuierlichen Anstieg der Benzinpreise noch verschärft wird. Mark Lashier, Chairman und CEO von Phillips 66, hat als Grund für die Entscheidung die „Marktdynamiken“ genannt, die sich über die letzten Jahre entwickelt haben. Nicht zuletzt ist die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen in einigen Märkten rückläufig, unter anderem wegen des zunehmenden Bewusstseins für nachhaltige Energien und der verstärkten Nutzung erneuerbarer Alternativen. Zudem führen technologische Veränderungen und strengere Vorschriften zu höheren Betriebskosten in Raffinerien. All diese Faktoren zusammengenommen machen den Weiterbetrieb bestimmter Produktionsstätten wirtschaftlich unwirtschaftlich.
Die Schließung dieser Raffinerie hat nicht nur lokale wirtschaftliche Konsequenzen, sondern auch Auswirkungen auf die gesamte Kraftstoffversorgung in Kalifornien. Die Staatengröße und Bevölkerungszahl Kaliforniens machen es zu einem der größten Märkte für Treibstoffe in den Vereinigten Staaten. Mit dem Wegfall einer weiteren Raffinerie verschärft sich das Risiko von Engpässen in der Versorgung, was langfristig die Preise für Verbraucher noch stärker in die Höhe treiben könnte. Schon jetzt sind kalifornische Benzinpreise traditionell höher als in den meisten anderen US-Bundesstaaten. Das Unternehmen hat angekündigt, den Übergang für die Mitarbeiter und Vertragsnehmer so schonend wie möglich zu gestalten.
Einige der verbleibenden Angestellten sollen auf den Marine-Ölterminal in Los Angeles versetzt werden, wo weiterhin Aktivitäten der Ölverschiffung stattfinden. Die Unternehmensführung betont zudem, sich gegenüber den Betroffenen für Unterstützungsmaßnahmen zu engagieren, um ihnen während der Umstrukturierungsperspektiven zu bieten. Die wirtschaftlichen Herausforderungen für Phillips 66 werden auch an den Börsenreaktionen deutlich. Nach der Ankündigung der Entlassungen und anhaltender Unruhen innerhalb des Unternehmensvorstands, unter anderem wegen der Einflussnahme des Aktivisten-Investors Elliott Investment Management, fiel der Aktienkurs des Unternehmens um mehr als 7 Prozent. Die Auseinandersetzungen zwischen dem Management und den Aktionären betreffen vor allem strategische Weichenstellungen, beispielsweise hinsichtlich der Vermögensverkäufe und der Profitabilitätsentwicklung.
Kalifornien steht inmitten des Wandels der Energiebranche vor einer komplexen Herausforderung. Der Staat ist Vorreiter bei der Förderung grüner Technologien und setzt ambitionierte Ziele für die Reduzierung von Treibhausgasen. Gleichzeitig ist die Versorgungssicherheit, gerade bei Kraftstoffen, ein kritischer Aspekt. Die Schließung von Raffinerien wie der von Phillips 66 droht kurzfristig eine Lücke zu reißen, die durch alternative Energiekonzepte erst mittelfristig geschlossen werden kann. Experten beobachten daher mit Sorge, wie sich der Markt für fossile Brennstoffe in Kalifornien weiterentwickelt.
Während auf der einen Seite der Umstieg auf Elektromobilität und erneuerbare Energien vorangetrieben wird, bleibt auf der anderen Seite der Bedarf an konventionellen Kraftstoffen, beispielsweise für Flugverkehr, Schwerlastverkehr und Industrieanwendungen, bestehen. Die Balance zwischen nachhaltiger Transformation und wirtschaftlicher Stabilität ist daher eine der zentralen Herausforderungen für Politik und Wirtschaft gleichermaßen. Im weiteren Kontext zeigt der Fall Phillips 66 auch, wie stark die globalen und lokalen Faktoren den Energiesektor beeinflussen. Lokale Regulierungspolitiken, Umweltvorschriften, globale Ölpreisentwicklungen und geopolitische Spannungen wirken zusammen und prägen die Strategie von Unternehmen. Für die Bevölkerung sowie die Beschäftigten ist es wichtig, dass ausgelöste Umbrüche von staatlicher Seite mit passenden Sozialprogrammen und wirtschaftlichen Ausgleichsmaßnahmen begleitet werden.
Abschließend lässt sich festhalten, dass die geplanten Entlassungen bei Phillips 66 in Los Angeles keineswegs nur eine unternehmensinterne Angelegenheit sind. Sie sind Ausdruck eines tiefgreifenden Wandels in der Energiebranche, der durch strukturelle Veränderungen und sich verschiebende Marktbedingungen geprägt ist. Die Folgen für die regionale Beschäftigung, die Kraftstoffversorgung und die Preissituation in Kalifornien werden spannend zu beobachten sein. Für Investoren stellt sich die Frage, wie sich Unternehmen wie Phillips 66 künftig positionieren, um mit den Herausforderungen des Marktes und der Energiewende erfolgreich umzugehen.