Die amerikanischen Bibliotheken stehen vor einer einschneidenden Herausforderung, nachdem die Trump-Administration im März 2025 die Auflösung der einzigen Bundesbehörde für Bibliotheken und Museen, das Institute of Museum and Library Services (IMLS), angeordnet hatte. Diese Entscheidung hat weitreichende Konsequenzen für die Finanzierung, Verwaltung und den Fortbestand von Bibliotheksdiensten in den Vereinigten Staaten. Die American Library Association (ALA) sowie der American Federation of State, County and Municipal Employees (AFSCME) reagierten prompt mit einer Klage, die nun vor dem US-Bezirksgericht im District of Columbia einen bedeutenden Erfolg verzeichnete. Das Gericht erließ eine einstweilige Verfügung, die die Auflösung der Institution vorerst stoppt und damit die Zukunft des IMLS sichert. Das IMLS ist die einzige bundesstaatliche Institution, die sich ausschließlich der Förderung von Bibliotheken und Museen widmet.
Als zentrale Anlaufstelle koordiniert und verteilt sie Fördergelder, fördert Forschungsprojekte und sorgt für politische Unterstützung auf Bundesebene. Die im März 2025 erlassene Executive Order 14238 sah die komplette Eliminierung des IMLS vor. Mit der sofortigen Umsetzung wurden nahezu alle Mitarbeiter des Instituts beurlaubt, Förderprogramme abrupt eingestellt und der wichtige Datensammel- und Forschungsbetrieb unterbunden. Die Auswirkungen auf Bibliotheken landesweit waren dramatisch: Fördergelder blieben aus, laufende Projekte wurden gefährdet und die Versorgung der Bevölkerung mit kulturellen und bildungsbezogenen Angeboten geriet ins Wanken. Die ALA hat seit langem die Bedeutung des IMLS für das amerikanische Bildungssystem und den Zugang zu Informationen betont.
Die einstweilige Verfügung des Bundesgerichts stellt einen bedeutenden Sieg für die Bibliotheksgemeinschaft und deren Nutzer dar. Die Präsidentin der ALA, Cindy Hohl, hob hervor, dass das Gericht die Dringlichkeit des Erhalts einer funktionierenden Bundesförderung für Bibliotheken erkannt habe. Die richterliche Entscheidung werde verhindern, dass die dringend benötigte Unterstützung für Bibliotheken und Museumsdienste kurzfristig verloren gehe und stelle sicher, dass die rechtlichen Argumente in der weiteren Verhandlung umfassend geprüft werden können. Neben dem juristischen Erfolg setzt die ALA auch auf politische Lobbyarbeit. Die Organisation ruft Bibliotheksbefürworter auf, Druck auf ihre Abgeordneten auszuüben, indem sie sogenannte „Dear Appropriator“-Briefe unterschreiben.
Diese Briefe dienen dazu, den Kongress davon zu überzeugen, die Finanzierung des IMLS für das Haushaltsjahr 2026 aufrechtzuerhalten und so die Bundesförderung für Bibliotheken zu sichern. Diese Kampagne hat strategische Bedeutung, da die endgültige Durchsetzung einer finanziellen Absicherung durch den Gesetzgeber die Voraussetzung für das langfristige Fortbestehen der Institution ist. Das föderale Förderprogramm, das durch das IMLS verwaltet wird, sichert landesweit Millionen von Amerikanern den Zugang zu Bildungs- und Kulturangeboten. Die drohende Einstellung der Mittel hätte nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf Bibliotheken in ländlichen und benachteiligten Regionen gehabt, sondern auch die generelle Entwicklung innovativer Angebote wie digitale Leseplattformen, öffentliche Computerräume und Medienkompetenzprogramme gefährdet. Die Bibliothek ist für viele Menschen ein unverzichtbarer Ort des Lernens, der Selbstentfaltung und der gesellschaftlichen Teilhabe – vor allem für jene, die andernfalls keinen Zugang zu Bildung und Information hätten.
Die Assoziation Freedom Forward, die die ALA und AFSCME in der Klage vertritt, setzt sich seit Jahren dafür ein, demokratische Strukturen zu erhalten und soziale Fortschritte durch rechtliche Mittel zu fördern. Ihr Engagement zeigt, wie wichtig zivilgesellschaftlicher Widerstand und juristisches Eingreifen sind, um fundamentale öffentliche Dienstleistungen gegen politische Kürzungsbestrebungen zu verteidigen. Eine besonders alarmierende Maßnahme der Trump-Administration war die systematische Entlassung nahezu aller Mitarbeiter des IMLS, was den Betrieb der Behörde faktisch lahmlegte. Ohne Personal konnten keine Förderentscheidungen mehr getroffen, kein Datenmaterial ausgewertet und keine Forschungsprojekte weitergeführt werden. Die heutige Entscheidung des Gerichts verhindert, dass diese Massenentlassungen unwidersprochen bleiben und ermöglicht es den Beschäftigten, ihre Arbeit wieder aufzunehmen.
Bereits einige Tage nach der einstweiligen Verfügung kehrten erste Mitarbeiter zurück, und vereinzelte Förderprogramme konnten reaktiviert werden, was Hoffnung auf eine Stabilisierung des Systems gibt. Die Rolle der ALA als unabhängige non-profit Organisation und Stimme der amerikanischen Bibliotheken ist nicht zu unterschätzen. Seit über 150 Jahren fördert sie den Informationszugang für alle Bevölkerungsschichten und unterstützt Bibliotheksfachkräfte mit Ressourcen, Fortbildungen und politischer Lobbyarbeit. Gerade vor dem Hintergrund wachsender Herausforderungen wie der zunehmenden Digitalisierung, gesellschaftlicher Spaltung und wachsendem Einfluss von Zensurversuchen ist eine starke Bundesförderung essenziell. Auch der gesellschaftliche Wert der Bibliotheken wird oft unterschätzt.
Sie sind nicht nur Orte des Lesens und Lernens, sondern fungieren als soziale Treffpunkte, ermöglichen Integration und stärken die Demokratie durch freien Zugang zu Informationen. Die Absicht, das IMLS aufzulösen, stellt daher eine Bedrohung für eine Grundsäule der amerikanischen Zivilgesellschaft dar. Die gerichtliche Entscheidung kann als Symbol für den Kampf um die Zukunft von Bildung, Kultur und gesellschaftlichem Zusammenhalt in den USA gewertet werden. Sie macht deutlich, dass öffentliche Einrichtungen und ihre Unterstützer aufmerksam und geeint gegenüber politischen Kürzungsversuchen auftreten müssen. Zudem verstärkt sie die Forderung, dass Kongress und Regierung eine klare Position beziehen und geeignete Mittel für die nachhaltige Förderung von Bibliotheken und Museen bereitstellen.
Parallel zu den juristischen und politischen Maßnahmen hat die ALA ein Unterstützerprogramm gestartet, um die Öffentlichkeit für den Wert von Bibliotheken zu sensibilisieren und zum aktiven Engagement zu ermutigen. Die Kampagne „Show Up for Our Libraries“ appelliert an Bürgerinnen und Bürger, ihre lokalen Abgeordneten auf die negativen Folgen von Haushaltskürzungen aufmerksam zu machen und so die politische Willensbildung zu beeinflussen. Dieser Ansatz demonstriert, wie wichtig breite gesellschaftliche Unterstützung für politische Entscheidungsprozesse ist. Die Situation um das IMLS zeigt exemplarisch, wie eng rechtliche, politische und gesellschaftliche Aktivitäten verzahnt sind, wenn es um den Erhalt zentraler öffentlicher Institutionen geht. Auch künftig wird das Engagement von Bibliotheksorganisationen, Beschäftigten, Wissenschaftlern und Bürgerinnen und Bürgern notwendig sein, um die Rolle von Bibliotheken als unverzichtbare Bildungseinrichtungen zu sichern.
Das Bundesgerichtsurteil ist daher nicht nur ein juristischer Zwischenstopp, sondern auch ein Aufruf zum Handeln. Um langfristig eine stabile Finanzierung und Anerkennung der wichtigen Aufgaben von IMLS und den angeschlossenen Bibliotheken sicherzustellen, bleibt die Zusammenarbeit zwischen Justiz, Legislative und Zivilgesellschaft unerlässlich. Nur so können Bibliotheken ihre Verantwortung als Orte der freien Wissensvermittlung und kulturellen Begegnung in der modernen Gesellschaft erfüllen. Insgesamt verdeutlicht die Offenbarung der Auseinandersetzung um das IMLS die existentielle Bedeutung öffentlicher Förderung für den Erhalt demokratischer Kulturinstitutionen in den Vereinigten Staaten. Die amerikanischen Bibliotheken haben durch das Gerichtsurteil eine Atempause erhalten, die sich jedoch als entscheidende Phase erweisen kann, um nachhaltige Grundlagen für die Zukunft zu schaffen und die Interessen der Bürger umfassend zu schützen.
Die jetzt anstehenden Entscheidungen und politischen Weichenstellungen werden zeigen, in welcher Form und mit welcher Wertschätzung Bibliotheken in einer digitalen und globalisierten Welt weiterhin bestehen und gedeihen können.