Der US-Aktienmarkt hat am Montag eine bedeutende Wende erfahren. Nachdem der Dow Jones Industrial Average und der S&P 500 eine der längsten Gewinnserien der vergangenen Jahrzehnte hingelegt hatten, beendeten sie diese nun abrupt. Die erneute Eskalation der Zollspannungen in Verbindung mit der Erwartungshaltung an die anstehende Federal Reserve (Fed) Sitzung wirkt sich stark auf die Anlegerstimmung aus. Die Entwicklungen markieren einen Wendepunkt nach Wochen positiver Marktbewegungen, die von Optimismus und Hoffnungen auf eine Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China geprägt waren. Die Börsenindizes verzeichneten deutliche Rückgänge: Der S&P 500 verlor rund 0,6 Prozent, was das Ende seiner neun Tage andauernden Gewinnserie bedeutet – der längsten seit über 20 Jahren.
Der Dow Jones sackte um fast 0,3 Prozent ab und konnte somit seine positive Serie von neun Anstiegen nicht fortsetzen. Besonders die technologielastige Nasdaq fiel mit einem Rückgang von nahezu 0,8 Prozent ebenfalls spürbar zurück. Der vorherrschende Markttrend hatte in den letzten Wochen viel mit der Hoffnung auf eine baldige Wiederaufnahme der Handelsgespräche zwischen den USA und China zu tun. Chinesische Regierungsvertreter signalisierten zwar eine Bereitschaft, die Gespräche wieder aufzunehmen. Ein verbindlicher Termin zum Beginn der Verhandlungen blieb jedoch aus, was die Unsicherheit aufrechterhielt.
Präsident Donald Trump dagegen äußerte sich zunehmend ablehnend gegenüber Gesprächen mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping in der laufenden Woche und kündigte ein weiteres Zollvorhaben an, das die tatsächliche Erholung des Verhältnisses infrage stellt. Besonders brisant war Trumps Ankündigung einer 100-prozentigen Zollgebühr auf Filme, die außerhalb der USA produziert werden. Diese Maßnahme zielt auf einen wirtschaftlich wichtigen Bereich und hat direkt die Aktien der großen amerikanischen Medien- und Streamingunternehmen belastet. Unternehmen wie Netflix, Warner Bros. Discovery und Disney reagierten mit Kursverlusten, da ein solcher Zoll die Produktionskosten erhöhen könnte und das internationale Geschäft erschwert.
Branchenexperten sprechen von einer potenziell dramatischen Auswirkung auf Hollywood und die gesamte Filmindustrie, die weiterhin unter den Folgen der Pandemie und vorangegangener Streiks leidet. Warren Buffetts Rückzug als CEO von Berkshire Hathaway sorgte ebenfalls für Bewegung an den Märkten. Die Ernennung von Greg Abel als Nachfolger ab 2026 überraschte die Investoren und ließ die Aktienkurse des weltbekannten Konglomerats um rund fünf Prozent fallen. Trotz eines bisher guten Jahresverlaufs von über 14 Prozent Gewinn hinterlässt der plötzliche Führungswechsel Unsicherheiten über die künftige Ausrichtung des Unternehmens. Neben diesen geopolitischen und unternehmensspezifischen Nachrichten rücken die bevorstehenden Entscheidungen der Federal Reserve in den Vordergrund.
Die Fed hält ab Dienstag eine zweitägige Geldpolitik-Sitzung ab, bei der sie voraussichtlich die Leitzinsen unverändert lassen wird. Präsident Trump hatte in den Wochen vor dem Treffen vehementen Druck auf die Fed ausgeübt, die Zinssätze zu senken, um das Wirtschaftswachstum weiter anzukurbeln. Die Zentralbank wird daher mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, da jede Veränderung der Zinspolitik erhebliche Auswirkungen auf die Märkte haben könnte. Der US-Dollar verlor ebenfalls gegenüber anderen Währungen an Wert, was auf die wachsende Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Handelskonflikt und den Erwartungen an die Fed zurückzuführen ist. Ein schwächerer Dollar kann zwar exportorientierten Unternehmen zugutekommen, birgt jedoch auch Inflationsrisiken, die von der Fed genau beobachtet werden.
Die Auswirkungen der Zollpolitik zeigen sich auch im Automobilsektor. Ford lieferte solide Quartalsergebnisse ab, zog jedoch seine Jahresprognose aufgrund der unklaren Tarifsituation zurück. Das Unternehmen wies darauf hin, dass die anstehenden US-Zölle auf Autoimporte erhebliche Einbußen beim Gewinn verursachen könnten, womit sich die wirtschaftlichen Spannungen direkt in den Unternehmenszahlen manifestieren. Im Technologiesektor bereitete der Rückgang bei Tesla Anlass zur Sorge. Der Elektroautohersteller musste einen deutlichen Rückgang der Fahrzeugverkäufe in Spanien verkraften, was sich angesichts der starken Konkurrenz in Europa negativ auf den Aktienkurs auswirkte.
Analysten führen diese Entwicklung auch auf die politischen Verbindungen des Unternehmenschefs Elon Musk mit der Regierung Trump zurück, die dem Markenimage offenbar schaden könnten. Ein weiterer bedeutender Faktor ist der Ölmarkt, der am Montag ebenfalls unter Druck geriet. Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC+) hat angekündigt, die Fördermengen erneut zu erhöhen, was die Preise auf ein Vierjahrestief drückte. Diese Entscheidung steht im Zeichen eines verstärkten Wettbewerbs um Marktanteile trotz schwacher globaler Nachfrage, die unter der Wirtschaftslage und den tarifär bedingten Unsicherheiten leidet. Analysten wie die von Goldman Sachs haben ihre Ölpreisprognosen nach unten korrigiert, was Sorgen über eine mögliche Rezession und nachlassende Energienachfrage bestärkt.
Auch die jüngsten Wirtschaftsdaten bieten ein gemischtes Bild. Während das Institute for Supply Management (ISM) eine leichte Verbesserung im US-Dienstleistungssektor feststellte, signalisiert der S&P Global US Services PMI Sorgen über eine potenziell abkühlende wirtschaftliche Aktivität und ein sinkendes Verbrauchervertrauen. Diese gegensätzlichen Signale deuten auf eine fragile Erholung hin, die sich unter dem Schatten der geopolitischen Spannungen und der damit verbundenen Unsicherheiten bewegt. Das Anlegerverhalten ist daher von einer deutlichen Vorsicht geprägt. Nach den langen und positiven Kursanstiegen erscheint vielen Seitenmarktteilnehmern eine Korrektur als unvermeidlich, zumal fundamentale Risiken wie der erneute Zollstreit und eine potenzielle Straffung oder zumindest eine Zurückhaltung der Fed drohen, der Börsenrallye ein Ende zu setzen.
Nicht zuletzt spielt auch die Übernahme von Skechers durch den Finanzinvestor 3G Capital eine Rolle in den aktuellen Marktbewegungen. Das Kaufangebot in Höhe von 63 US-Dollar je Aktie, was einem Aufschlag von rund 30 Prozent entspricht, ließ den Aktienkurs des Schuhherstellers um über 25 Prozent in die Höhe schnellen. Die Übernahme beendet eine 26-jährige Börsenzugehörigkeit des Unternehmens und unterstreicht das Interesse globaler Investoren an US-Marken trotz der schwierigen Außenhandelslage. In Summe spiegeln diese Entwicklungen ein komplexes Bild wider: Die Märkte bewegen sich zwischen Hoffnungszeichen für eine Entspannung im Handelskonflikt und realen Risiken durch neue Zollandrohungen. Die zentrale Rolle der Federal Reserve bei der Steuerung der Geldpolitik und die wirtschaftlichen Daten sorgen für eine angespannte Stimmung.