Auf der internationalen Bühne der Milken Institute Global Conference in Los Angeles, einem der bedeutendsten jährlichen Gipfeltreffen von Führungskräften aus Politik, Wirtschaft und Philanthropie, rückte zuletzt der US-Finanzminister Scott Bessent in den Mittelpunkt des Interesses. Die Veranstaltung bietet eine einzigartige Plattform, auf der die Schnittstellen von Finanzpolitik, globalen Handelsfragen und technologischem Fortschritt diskutiert werden. Die Rede von Bessent wurde besonders aufgrund ihrer Aussagen zu Wirtschaftswachstum, Handelspolitik und Staatsverschuldung aufmerksam verfolgt – aber auch die kritische Resonanz seiner Gesprächspartner und die Analyse von Branchenexperten sorgten für rege Debatten. In diesem Beitrag wird beleuchtet, was genau Bessent beim renommierten Milken-Event sagte und wie seine Thesen von verschiedenen Seiten bewertet wurden. Dabei wird auch auf die kontroversen Themen Tarife, Steuerpolitik und Deregulierung eingegangen.
Scott Bessent, der als US-Finanzminister eine zentrale Rolle in der Gestaltung der Wirtschaftsstrategie der Regierung spielt, präsentierte bei der Milken-Konferenz vor allem eine positive Sicht auf die Aussichten der US-Wirtschaft. Er verwies auf drei wesentliche Faktoren für die Förderung von Wohlstand: Handel, Steuersenkungen und Deregulierung. Seiner Ansicht nach bergen diese Elemente das Potenzial, Amerikas wirtschaftliche Stärke zu festigen und auszubauen. Besonders hervorzuheben war seine Betonung der Notwendigkeit, die Verschuldung des Landes zu reduzieren. Er strebte eine Senkung der US-Staatsschuldenquote auf rund drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts an, was aus seiner Sicht die finanzpolitische Stabilität und das Vertrauen der Märkte stärken würde.
Obwohl Bessent das Thema Handelszölle nicht explizit ausführlich behandelte, blieb es doch ein Schlüsselpunktthema für viele Teilnehmer der Konferenz. Die andauernden Spannungen in der Handelspolitik, vor allem im Zusammenhang mit der Trump-Administration, wurden immer wieder diskutiert. Bessents Aussagen, wonach die Wirtschaft von niedrigeren Zöllen und einem freieren Handel profitieren würde, standen in einem gewissen Gegensatz zu den bisherigen Politiken, die unter anderem höhere Importzölle vorsahen. Dies führte unter den Experten und Wirtschaftsführern zu gemischten Reaktionen. Eine wichtige Stimme in der anschließenden Podiumsdiskussion war die von Jane Fraser, CEO von Citigroup.
Fraser teilte mit, dass viele große Kunden ihres Instituts höhere Zölle von 25 Prozent ablehnen, jedoch eine Akzeptanz von Zöllen in Höhe von etwa zehn Prozent möglich sei – vorausgesetzt, es gebe eine verlässliche und klare Handelspolitik. Das Fehlen von klarer Planung und Beständigkeit im Handel wird von Unternehmen als erhebliches Risiko wahrgenommen, da es Investitionsentscheidungen erschwert und Preisanpassungen notwendig macht. Fraser betonte, dass eine politische Klarheit aus Sicht der Wirtschaft unabdingbar sei, um nachhaltiges Wachstum zu fördern. Parallel zu diesen wirtschaftspolitischen Debatten lenkte Rich Lesser, Global Chair von Boston Consulting Group, das Augenmerk auf die Bedeutung von Innovationsstrategien und Produktivitätssteigerung in unsicheren Zeiten. Besonders hob er die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) als Instrument zur Anpassung an volatile Marktbedingungen hervor.
Seine Empfehlung richtete sich an Unternehmen, AI gezielt einzusetzen, um Prozesse zu optimieren und resilienter zu werden. Lesser nannte seine Ratschläge „No-Regret-Moves“, also Strategien, die unter nahezu allen Umständen sinnvoll und vorteilhaft sind. Das verdeutlicht, dass jenseits der politischen Rahmenbedingungen konkrete, zukunftsorientierte Geschäftspraktiken immer mehr an Bedeutung gewinnen. Vom Standpunkt der Investoren erhielt die Konferenz ebenfalls spannende Impulse. Victor Khosla, Gründer von Strategic Value Partners, berichtete davon, dass sein Unternehmen nach einem bereits erfolgreichen Investitionsjahr im Bereich opportunistischer Kredite nun sogar noch stärker aktiv geworden sei.
Das deutet auf eine hohe Risikobereitschaft und einen optimistischen Ausblick in gewissen Marktsegmenten hin – trotz der globalen Unwägbarkeiten. Die Suche nach renditestarken Möglichkeiten scheint bislang ungebremst. Im Kontext der neuen und sich dynamisch entwickelnden Anlageklassen war auch die Lancierung eines kapitalgeschützten Bitcoin-ETFs durch Calamos Investments unter der Leitung von John Koudounis ein bedeutender Programmpunkt. Diese Entwicklung zeigt den zunehmenden Versuch, Kryptowährungen auch konservativen Anlegern zugänglich zu machen. Koudounis merkte an, dass viele Kleinanleger trotz des wachsenden Interesses gegenüber Kryptowährungen noch vorsichtig oder sogar ängstlich sind.
Mit seinem ETF will er die Einstiegshürden senken und mehr Investoren zur Teilnahme an diesem Marktsegment bewegen. Dennoch mahnten andere Experten zu einem ganzheitlicheren Blick auf Risiken. Greg Case, CEO der Beratungsfirma Aon, betonte, dass die Risiken in der heutigen Welt viel komplexer und vernetzter seien als früher. Er spricht von einer „Connectivity of Risk“, also der wechselseitigen Verbindung von Gefahren aus Handelspolitik, technologischem Wandel, klimatischen Veränderungen und dem Arbeitsmarkt. Seiner Meinung nach wird die Wertschöpfung aus der Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor weiterhin wachsen – allerdings nur, wenn Kooperationen effektiv funktionieren.
Das sei eine der großen Herausforderungen und Chancen zugleich. Die gemischte Resonanz auf Scott Bessents Überlegungen spiegelt auch die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage wider. Während Teile der Wirtschaft die Optimismusbotschaft begrüßen und sich auf Wachstumseffekte freuen, kritisieren andere die ausbleibende Detailtiefe und die unklare Umsetzungsperspektive der nötigen Maßnahmen. Besonders der Vorwurf, dass konkrete Pläne zu Tarifen nur angedeutet, aber nicht offen diskutiert wurden, bleibt bestehen. In Zeiten von Handelsstreitigkeiten und Protektionismus ist das ein besonders sensibles Thema.
Die Debatte rund um den US-Haushalt steht ebenfalls im Zentrum der Kritik. Dass Bessent eine ambitionierte Reduzierung der Staatsschulden anstrebt, wird prinzipiell nicht angezweifelt. Die Umsetzung einer nachhaltigen Finanzpolitik wirft jedoch Fragen auf. Insbesondere ob angesichts von sozialpolitischen Forderungen, steigenden Ausgaben vor allem im Gesundheitssektor und den Herausforderungen des Klimawandels eine hohe Schuldenreduktion realistisch ist, wird kontrovers beurteilt. Hier zeigen sich auch die Grenzen politischer Gestaltung in einem hochkomplexen Umfeld.
Die Milken Konferenz ermöglichte somit eine facettenreiche und lebhafte Diskussion über die wirtschaftspolitische Lage der USA und die globalen wirtschaftlichen Herausforderungen. Die Stimmen von Scott Bessent und seinen Kritikern zeugen von einer dynamischen Auseinandersetzung, bei der unterschiedliche Interessen und Bewertungen zusammentreffen. Während Bessent auf klassische wachstumsfördernde Maßnahmen und fiskalische Stabilität setzt, mahnen andere Akteure zu mehr Pragmatismus, Innovationsfreude und einer umfassenderen Risikobetrachtung. Insgesamt zeigt sich, dass die US-Wirtschaft an einem Scheideweg steht, an dem Handelspolitik, Steuerpolitik, technologische Innovationen und internationaler Wettbewerb maßgeblich die Richtung bestimmen. Die klare Botschaft ist, dass Unsicherheiten reduziert und langfristige Perspektiven geschaffen werden müssen, um nachhaltiges Wachstum und Stabilität zu gewährleisten.
Die Milken Institute Global Conference hat dabei nicht nur als Bühne für Offizielle wie Bessent gedient, sondern auch als Forum, in dem kritische Stimmen Gehör fanden und Impulse für zukünftige Wege gegeben wurden. Die Verflechtung von Finanzmärkten, politischer Steuerung und gesellschaftlicher Entwicklung bleibt ein Schlüsselthema, das weit über die Veranstaltung hinaus Bedeutung hat.