In den letzten Jahren hat die Entwicklung und Verbreitung generativer Künstlicher Intelligenz (GenAI) zahlreiche Debatten ausgelöst. Während viele Medien und Experten die Technologie als revolutionären Fortschritt preisen, der Arbeitsprozesse, Produktivität und Kreativität auf ein neues Level hebt, treten ebenso Stimmen auf, die vor einer Überbewertung oder sogar einer potenziellen Gefahr warnen. Doch hinter der Angst vor GenAI verbirgt sich oft weniger eine rationale Einschätzung der Technologie an sich, sondern vielmehr eine Überhöhung der Rolle bestimmter wirtschaftlicher Eliten – der sogenannten MBAgentsia – die Technologie und Arbeitswelt aus einer Sicht interpretieren, die häufig von Wunschdenken und eingeschränktem Praxisbezug geprägt ist. Diese Diskrepanz gilt es zu beleuchten, um die Erwartungen an GenAI realistisch einzuschätzen und die tatsächlichen Herausforderungen der digitalen Transformation zu verstehen. Die MBAgentsia – was steckt dahinter? Der Begriff MBAgentsia setzt sich zusammen aus MBA, dem international anerkannten Management-Studiengang, und Intelligenzia, der Bezeichnung für gebildete und einflussreiche gesellschaftliche Schichten.
Er beschreibt also die Gruppe von Wirtschaftsexperten und Entscheidern, die häufig in großen Unternehmen, Beratungsfirmen oder Finanzinstituten tätig sind, deren Sichtweise maßgeblich die Einschätzung neuer Technologien und Markttrends prägt. Diese Elite erkennt Chancen wie GenAI oft anhand von allgemeinen Theorien über Kosteneinsparungen, Produktivitätsgewinne und Marktpotenziale – ohne zwingend die technische Realität oder die praktischen Grenzen zu berücksichtigen. Ein Blick zurück: Das Outsourcing-Phänomen der 1990er und 2000er Jahre Um zu verstehen, warum die MBAgentsia auch beim Thema GenAI kritisch betrachtet werden sollte, lohnt sich ein historischer Vergleich. In den 1990er und frühen 2000er Jahren war Outsourcing der Heilsbringer vieler Unternehmen. Der Gedanke war simpel: Weshalb teure Ressourcen im Westen beschäftigen, wenn Arbeitsgänge billig in Entwicklungsländern ausgeführt werden können? Unternehmen versprachen sich durch niedrigere Lohnkosten erhebliche Einsparungen und höhere Wettbewerbsfähigkeit.
Doch die Realität sah oft anders aus. Die Annahme, dass geringere Löhne auch mit gleicher Produktivität einhergehen, erwies sich als Trugschluss. Geringere Bildung, fehlende technische Infrastruktur, kulturelle Unterschiede und Kommunikationsprobleme führten in zahlreichen Fällen zu Verzögerungen, Mehraufwand durch Nacharbeiten und sogar Qualitätseinbußen. Die erhofften Kostenvorteile schrumpften oder fielen ganz weg, was viele Betriebe teuer zu stehen kam. GenAI – ein digitales Outsourcing für Gen Z? Die heutige Diskussion um GenAI lässt sich zum Teil als eine Neuauflage dieses Phänomens verstehen – wenn auch in digitaler Form.
Der Autor und Beobachter ausgeprägter Technologietrends schlägt vor, GenAI als Gen Z’s „Outsourcing-Moment“ zu interpretieren. Die jüngere Generation nutzt KI-gestützte Tools, um Routinetätigkeiten auszulagern oder schneller zu erledigen, ähnlich wie Outsourcing einst Bereiche der Arbeit in andere Länder verschoben hat. Die Parallelen sind bemerkenswert: Grosse Hoffnung auf Produktivitätsschub bei gleichzeitigem Unterschätzen der inhärenten Limitationen der neuen „Ressource“ – der KI. Genau wie bei Outsourcing sind auch bei GenAI Faktoren wie Trainingsdatenqualität, Kontextverständnis, Anwendererfahrung und die Komplexität der Aufgaben von entscheidender Bedeutung. Gute Erfahrungen mit bewährten Technologien Für Anwender von GenAI, die mit gängigen Programmiersprachen oder populären Frameworks arbeiten, sind die Vorteile spürbar.
Die Künstliche Intelligenz bietet unterstützende Hilfestellung, kann repetitive Aufgaben beschleunigen und durch etwaige Fehlerkorrektur zur qualitativen Verbesserung beitragen. Die Arbeitsabläufe sind dadurch oft effizienter, und der Output entspricht bis zu einem gewissen Grad den Erwartungen. Doch gerade hier zeigt sich eine mögliche Falle: Die MBAgentsia neigt dazu, diese positiven Erfahrungen als allgemeinen Maßstab zu betrachten und daraus massenhafte Produktivitätssteigerungen und Kosteneinsparungen abzuleiten. Diese Schlussfolgerung ist ähnlich naiv und kurzsichtig wie die Annahmen über Outsourcing damals. Die Schattenseite bei Nischenlösungen Wenn jedoch GenAI mit seltenen Programmiersprachen, obskuren Frameworks oder hoch spezialisierten Anwendungsfällen konfrontiert wird, verliert die Technologie deutlich an Nutzen.
Der Mangel an geeigneten Trainingsdaten und das Fehlen eines breiten Nutzer- oder Entwickler-Ökosystems führen dazu, dass KI-gestützte Lösungen ineffizient, fehleranfällig oder schlicht unbrauchbar sind. In solchen Fällen kann GenAI nicht nur versagen, sondern auch Zeit und Ressourcen binden, die andernfalls produktiv eingesetzt werden könnten. Diese Realitäten spiegeln sich in der Praxis wider, bleiben aber oft außen vor, wenn Wirtschaftseliten technologische Trends bewerten. Erwartungsmanagement: Nicht alles, was glänzt, ist Gold Die Erkenntnisse aus Outsourcing und den aktuellen GenAI-Erfahrungen legen nahe, dass die Kritik an der MBAgentsia berechtigt ist. Ihre Hoffnungen und Prognosen basieren häufig auf vereinfachten Modellen, die nicht die Komplexität von Technologieeinsatz und Arbeitsrealität beinhalten.
Die Gefahr besteht darin, dass Unternehmen, getrieben von unrealistischen Erwartungen und Druck von oben, die Potenziale von GenAI überschätzen und ihre Strategie darauf aufbauen – mit Folgen wie Fehlinvestitionen, Frustration bei Mitarbeitern und letztlich geringeren Erfolgen. Die Zukunft von GenAI: Chancen mit Realismus Generative KI hat großes Potenzial und wird in vielen Bereichen einen Mehrwert liefern. Ihre Fähigkeit, komplexe Aufgaben zu unterstützen, kreative Prozesse zu ermöglichen und Routinearbeiten effizienter zu gestalten, wird nicht zu unterschätzen sein. Doch dieser Fortschritt funktioniert nicht als Allheilmittel und benötigt weiterhin menschliche Expertise, Anpassungsfähigkeit und kritische Bewertung. Unternehmen und Anwender sollten GenAI als ergänzendes Werkzeug sehen, dessen Eignung sorgfältig an den jeweiligen Kontext angepasst wird.