Spotify ist seit Jahren der unangefochtene Marktführer im Bereich Musik-Streaming. Mit einer fast zehnjährigen Nutzungsgeschichte und tausenden abgespielten Songs vertraut man auf den Service und seine umfangreichen Features. Dennoch wächst das Bedürfnis, auch andere Plattformen auszuprobieren, denn die Konkurrenz bietet teils spannende Alternativen – insbesondere für Nutzer, die Wert auf bestimmte Funktionen, Qualität oder Plattformkompatibilität legen. Im Laufe eines Monats wurden deshalb drei Spotify-Alternativen genauer unter die Lupe genommen: Napster, TIDAL und Deezer. Dieser Test gibt tiefe Einblicke in die verschiedenen Dienste und beantwortet, ob sich ein Wechsel lohnt.
Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Verfügbarkeit von Musik, Zusatzfunktionen, Performance insbesondere auf Linux-Systemen sowie der mobilen Nutzung. Napster präsentiert sich als ein alter Bekannter mit einem erneuten Versuch, im Streaming-Markt zu bestehen. Die Plattform wirbt mit einem umfangreichen Katalog, verlustfreier Audioqualität und einfacher Übertragbarkeit der Playlists von anderen Diensten. Der erste Eindruck der App auf Android ist durchweg positiv – stabil, funktional und mit überraschend guter Klangqualität. Leider lässt die Webanwendung in puncto Audioqualität jedoch zu wünschen übrig, da das Angebot in hoher Qualität nur über die App nutzbar ist.
Dieser Umstand erweist sich für Linux-Nutzer problematisch, da eine offizielle App für dieses System fehlt. Alternativ verfügbare Community-Apps wie eine Flatpak-Version erweisen sich in der Praxis als wenig nutzerfreundlich oder funktionsunfähig. Durch diese Einschränkungen und vereinzelt fehlende Songs erwies sich der Dienst für Linux-Nutzer schnell als unpraktisch. Napster ist wohl eher für Nutzer geeignet, die auf Windows- oder macOS-Systemen unterwegs sind und vor allem mobil eine gute Klangqualität wünschen. TIDAL verdient in diesem Vergleich mit Abstand die beste Bewertung hinsichtlich Nutzererlebnis und Funktionsvielfalt.
Die Musikbibliothek ist beeindruckend und häufig sogar umfassender als bei Napster. Auch die Klangqualität überzeugt durchweg – viele Lieder werden in verlustfreier HiFi-Qualität bereitgestellt, was audiophile Nutzer begeistert. Für Linux-Anwender gibt es zwar keine offizielle App, dafür aber eine sehr gut umgesetzte, inoffizielle Electron-basierte Anwendung, die mit zahlreichen Anpassungsmöglichkeiten und praktischen Features wie Tastaturkürzeln überzeugt. Diese Liebe zum Detail macht die Nutzung auch auf Linux-Systemen unkompliziert und angenehm. Die Android-App von TIDAL wurde im Test als sehr stabil und vielseitig empfunden, mit einer benutzerfreundlichen Oberfläche, die sich durch kleine, aber sinnvolle Verbesserungen von der Konkurrenz abhebt.
Ein interessantes Feature ist zudem das individuelle Fortsetzen von Wiedergabelisten auf verschiedenen Geräten – anders als Spotify setzt TIDAL hier auf getrennte Sessions, was für Nutzer, die unterschiedliche Musik zu verschiedenen Anlässen hören, ein Vorteil sein kann. Kritisch fällt auf, dass manche Alben ungeklärterweise fehlen, was die Freude etwas trübt und Erinnerungen an die Problematik von Lizenzvereinbarungen beim Streaming wachruft. Auch die Verfügbarkeit von Podcasts ist begrenzt, was für Hörer, die gerne zwischen Musik und Podcasts wechseln, ein Nachteil ist. Deezer zeigt sich als sehr ausgewogener Streaming-Dienst, besonders beim Vergleich der verfügbaren Musik. Bei der Übertragung eigener Spotify-Playlists fielen hier die wenigsten Songs aus, was für Nutzer mit umfangreichen, gepflegten Musikbibliotheken ein klarer Vorteil ist.
Neben der Musikwiedergabe unterstützt Deezer auch Podcasts und entspricht damit am ehesten dem typischen Spotify-Erlebnis. Die Android-App echtert mit einem modernen, dynamischen Design, das sich farblich den Albumcovern anpasst, wenngleich die Benutzerführung gelegentlich etwas verwirrend wirkt. Die Linux-Nutzung wird über eine Community-App realisiert, die zwar nicht perfekt, aber stabil genug für den Alltag ist. Ein besonderes Highlight stellt die Quiz-Funktion dar, bei der aus vorgegebenen Playlists kurze Samples abgespielt werden und der Nutzer die passenden Songtitel erraten kann. Das bringt eine spielerische Komponente ins Hörerlebnis und zeigt mehr Innovationsgeist als viele Konkurrenzdienste.
Ein Manko ist die eingeschränkte und unsynchronisierte Anzeige von Liedtexten. Während Spotify und TIDAL hier fortschrittliche Lösungen bieten, zeigt sich Deezer leider etwas altmodisch. Trotz kleiner ästhetischer Abstriche bietet Deezer insgesamt das umfassendste Paket aus Musik, Podcasts und Zusatzfunktionen. Abschließend lässt sich sagen, dass Napster vor allem in puncto Linux-Support aktuell nicht mithalten kann und mehr für Nutzer geeignet ist, die auf gängige Plattformen setzen und Wert auf mobil hohe Audioqualität legen. TIDAL punktet mit einer hervorragenden Klangqualität und einem benutzerfreundlichen Interface, das besonders Linux-Anwender zu schätzen wissen.
Die Klinik kleiner Schwachstellen wird durch viele clevere Features wettgemacht. Deezer wiederum glänzt durch das breiteste musikalische Angebot, inklusive Podcasts, und bietet nebenbei noch innovative Funktionen wie Musikquiz. Die Android-App ist solide, könnte aber etwas intuitiver sein. Für Nutzer, die auf das volle Paket an Musik und Podcasts Wert legen, ist Deezer daher eine exzellente Wahl. Dabei stellt sich die Frage nach dem Sinn eines Streaming-Wechsels generell: Wer ein gewachsenes Musikrepertoire und liebgewonnene Features besitzt, muss abwägen, ob der Aufwand und mögliche Einschränkungen bei Alternativen lohnenswert sind.
Insbesondere Nutzer von Linux-Systemen profitieren davon, eine Plattform mit funktionalen Apps zu wählen, die auch dort flüssig funktionieren. Die saisonalen, manchmal kaum nachvollziehbaren Lizenzschwankungen bei Streaming-Diensten bleiben aber ein Ärgernis für alle. Die Überlegung, Musik selbst zu hosten und über private Server zu streamen, ist reizvoll, bringt jedoch hohe Kosten und Wartungsaufwand mit sich, der viele abschreckt. Zudem würde das den Komfort verlieren, den Streaming-Plattformen bieten. Nach ausgiebigem Test zeigt sich: Der Markt für Musik-Streaming bietet heute attraktive Alternativen zu Spotify, jede mit ihren Stärken und Schwächen.