Visual Studio Code ist seit Jahren eine der beliebtesten Entwicklungsumgebungen für Programmierer weltweit. Mit der neuesten Version 1.100 hat Microsoft erneut einen bedeutenden Schritt gemacht, um die Integration von künstlicher Intelligenz (KI) in den Entwickleralltag zu vertiefen. Diese Version bringt eine Vielzahl von Verbesserungen mit sich, die sowohl die Effizienz als auch die Qualität der Programmierung steigern. Besonders hervorzuheben sind die neuen Möglichkeiten der KI-gestützten Codebearbeitung, die individuelle Anpassbarkeit des KI-Chat-Erlebnisses sowie erweiterte Sicherheitsfeatures für Erweiterungen.
Die Veröffentlichung erfolgte am 8. Mai 2025 und steht für Windows, macOS und Linux zum Download bereit. Die neuen KI-Funktionalitäten in Visual Studio Code 1.100 spiegeln den Trend wider, immer mehr intelligente Werkzeuge in integrierte Entwicklungsumgebungen (IDEs) einzubinden, um Entwickler bei ihren Aufgaben zu entlasten und ihre Produktivität zu steigern. Ein zentraler Fokus der neuen Version liegt auf der verbesserten Interaktion mit Copilot Chat, Microsofts KI-gestütztem Assistenten.
Mit der Unterstützung von Markdown-basierten Anweisungs- und Prompt-Dateien können Entwickler nun ihre AI-Chat-Erfahrung erheblich personalisieren. Diese neue Funktion erlaubt es, spezifische Codierungspraktiken, bevorzugte Technologien und projektbasierte Anforderungen klar zu definieren. So lassen sich unterschiedliche Anweisungsdateien für verschiedene Programmiersprachen oder sogar einzelne Projekte erstellen, was die KI befähigt, relevantere und kontextbezogenere Antworten zu geben. Zudem können mit Prompt-Dateien wiederverwendbare Chat-Anfragen für häufige Aufgaben, wie beispielsweise die Erstellung von Frontend-Komponenten, gestaltet werden. Dadurch wird die Automatisierung alltäglicher Entwicklungsprozesse einfacher und effizienter.
Ein weiterer Fortschritt betrifft die Geschwindigkeit und Präzision bei der KI-gestützten Codebearbeitung im sogenannten Agent-Modus. Insbesondere bei der Arbeit mit großen Dateien agiert Visual Studio Code spürbar schneller. Dies wird durch die Integration neuer Werkzeuge erreicht, darunter das „apply patch“-Format von OpenAI und das „replace string“-Tool von Anthropic. Während das Update für OpenAI bereits standardmäßig in der VS Code Insiders-Version aktiviert ist und nach und nach in die Stable-Version einfließt, steht das Anthropic-Tool allen Nutzern zur Verfügung. Die neuen Editierfunktionen ermöglichen es der KI, Codeänderungen schneller anzuwenden und dadurch flüssiger zu reagieren, was den Programmierfluss signifikant verbessert.
Ein Highlight der Version 1.100 stellt das überarbeitete Modell für die „Next Edit Suggestions“ (NES) dar. Diese Funktion generiert kontextbezogene Vorschläge für den nächsten Code-Schritt und arbeitet jetzt noch schneller und genauer. Die NES-Implementierung wurde dahingehend optimiert, dass die vorgeschlagenen Änderungen eine noch engere Verbindung zu den jüngsten Bearbeitungen haben. Darüber hinaus kann das System nun automatisch fehlende Importanweisungen in JavaScript- und TypeScript-Dateien vorschlagen, was die Entwickler von lästigen Routineaufgaben entlastet und somit Zeit spart.
Ein wichtiges Thema bei der Nutzung von Erweiterungen (Extensions) ist die Sicherheit. Visual Studio Code 1.100 reagiert auf potenzielle Sicherheitsrisiken, indem es dem Nutzer nun Links zu weiterführenden Informationen anbietet, die erläutern, warum eine bestimmte Erweiterung als schädlich eingestuft wurde. Diese Verweise führen zu offiziellen GitHub-Issues oder Dokumentationen und geben so wertvolle Hinweise zu möglichen Gefahren. Zusätzlich wurde die Signaturüberprüfung von Erweiterungen nun plattformübergreifend verpflichtend eingeführt.
Während dieses Sicherheitsfeature bisher nur für Windows und macOS galt, gilt es mit der neuen Version auch für Linux-Systeme. Diese Erweiterungsvalidierung stellt sicher, dass nur geprüfte und sichere Erweiterungen installiert werden können, was das Risiko von schädlicher Software erheblich reduziert. Neben den KI-bezogenen Innovationen hat Visual Studio Code 1.100 auch einige Neuerungen im User Interface eingeführt. So ist es nun möglich, sogenannte Floating Windows flexibler zu nutzen.
Floating Windows erlauben es Entwicklern, Editoren oder bestimmte Ansichten aus dem Hauptfenster herauszulösen und in kleinere, eigenständige Fenster zu verschieben. Besonders hilfreich sind die neuen Modi „Compact“, bei dem UI-Elemente ausgeblendet werden, um mehr Platz für den eigentlichen Inhalt zu schaffen, sowie „Always-on-top“, bei dem die Fenster dauerhaft im Vordergrund bleiben, unabhängig von anderen Anwendungen. Diese Optionen unterstützen Entwickler dabei, ihren Arbeitsbereich noch individueller und produktiver zu gestalten. Auch im Bereich Source Control hat sich etwas getan: Mit dem neuen Update können Entwickler nun direkt im Editor die Unterschiede von gestagten Änderungen sehen, ohne den Source Control View öffnen zu müssen. Das erleichtert das schnelle Überprüfen von Versionskontrolländerungen und beschleunigt den Workflow spürbar.
Für das Debugging bringt die Version 1.100 einen Kontextmenüeintrag in der Disassemblierungsansicht mit, der weitere Steuerungsmöglichkeiten und Funktionen bietet. Die aktuelle Aktualisierung ist der logische Fortschritt auf die Version 1.99, die im April 2025 veröffentlicht wurde und bereits wesentliche Verbesserungen bei Copilot Chat, Copilot-Agent-Modus und Next Edit Suggestions brachte. Während die 1.
99er Version vor allem die Grundlagen legte, erweitert 1.100 diese Funktionalitäten deutlich und perfektioniert den Einsatz von KI im Entwicklungsprozess. Visual Studio Code hat sich durch diese regelmäßigen Updates als ein Vorreiter in der Integration von künstlicher Intelligenz in Entwicklungsumgebungen positioniert. Die intelligenten Assistenten und KI-gestützten Editoren helfen nicht nur bei der Automatisierung repetitiver Tätigkeiten, sondern auch bei komplexen Aufgaben, indem sie relevante Vorschläge zur Codeverbesserung liefern und Entwicklern somit mehr Zeit für kreative und anspruchsvolle Arbeiten einräumen. Die zunehmende Personalisierbarkeit der AI-Chat-Erfahrung bietet zudem einen enormen Mehrwert, da sie es ermöglicht, die KI genau auf die individuellen Bedürfnisse und den Technologie-Stack des jeweiligen Projekts zuzuschneiden.
Damit wird Visual Studio Code nicht nur zu einem mächtigen Werkzeug für einzelne Entwickler, sondern auch für Teams, die auf verschiedenen Sprachen und Frameworks arbeiten. Die erhöhte Sicherheit in Bezug auf Erweiterungen trägt zusätzlich dazu bei, das Vertrauen in die Plattform zu stärken. In Zeiten, in denen Cyberangriffe zunehmend auch Entwicklungsumgebungen ins Visier nehmen, ist eine konsequente Validierung und transparente Kommunikation über potenzielle Risiken unerlässlich. Die Möglichkeit, eine Sicherheitswarnung direkt mit weiterführenden Informationen zu verknüpfen, erleichtert es Entwicklern, informierte Entscheidungen zu treffen und gefährliche Erweiterungen zu meiden. Die Innovationen rund um Floating Windows und integrierte Funktionen im Source Control sowie Debugging runden das Update ab und zeigen, dass Microsoft nicht nur an der Spitze aktueller KI-Technologien steht, sondern auch das Nutzererlebnis im Auge behält.