Der britische Einzelhandelsriese Primark sieht sich derzeit erheblichen Herausforderungen gegenüber, die sich sowohl auf seine Verkaufszahlen als auch auf den Aktienwert seines Mutterkonzerns, Associated British Foods (ABF), auswirken. Die aktuelle Lage ist stark geprägt von den anhaltenden Spannungen durch die US-Zollpolitik unter der Präsidentschaft von Donald Trump, die globale Handelsbeziehungen und somit auch die Konsumstimmung in Europa und Nordamerika negativ beeinflussen. Die Sorge um steigende Zölle und daraus resultierende Handelskriege manifestiert sich in einem deutlichen Rückgang der Umsätze und einem Vertrauensverlust der Verbraucher, insbesondere im Vereinigten Königreich und Irland – zwei Kernmärkten von Primark. Trotz zuletzt positiver Impulse im Weihnachtsgeschäft verbuchte Primark in der 24-wöchigen Periode bis zum 1. März einen Rückgang der vergleichbaren Umsätze um sechs Prozent.
Dieser Einbruch geht einher mit einem spürbaren Verlust von Marktanteilen im stark umkämpften UK-Bekleidungsmarkt. Die Ursachen hierfür sind vielschichtig. Zum einen spielt die undurchsichtige wirtschaftliche Gesamtsituation eine zentrale Rolle, die durch die Angst vor einer sich abzeichnenden Rezession in den USA und anderen Ländern verstärkt wird. Diese Unsicherheit in Bezug auf Jobstabilität und verfügbares Einkommen führt dazu, dass Konsumenten vorsichtiger mit Ausgaben werden, insbesondere in weniger wohlhabenden Kundenschichten, die Primark traditionell stark bedient. Ein weiterer Faktor ist das Wetter, das in den Monaten vor dem Bericht milder ausfiel als üblich.
Diese meteorologische Besonderheit hemmte saisonale Kaufimpulse, die sonst den Umsatz ankurbeln. Neben dem direkten Einfluss auf das Kaufverhalten verschärften politische Unwägbarkeiten aus Handelskonflikten die Situation. ABF meldete, dass die jüngsten US-Zollankündigungen und die darauf erfolgten chinesischen Gegenmaßnahmen die Unsicherheit in den Märkten erhöhen und somit die Konsumentenstimmung dämpfen. Der Konzern sieht die Gefahr einer sich verstärkenden Verschlechterung, die sich durch steigende Schuldenprobleme und eine schwächere Nachfrage bemerkbar machen könnte. Diese Entwicklung belastet nicht nur Primark, sondern auch andere Geschäftsbereiche von ABF.
Besonders das Zuckersegment des Unternehmens, das ebenfalls von Preisdruck betroffen ist, verzeichnete operative Verluste und trug so zu einem Rückgang des Konzernumsatzes um zwei Prozent auf 9,5 Milliarden Pfund bei. Der bereinigte Gewinn vor Steuern sank um zehn Prozent auf 818 Millionen Pfund. Neben den wirtschaftlichen Faktoren erschütterte im Berichtszeitraum auch die Personalie beim Management von Primark die Öffentlichkeit: Der langjährige Geschäftsführer Paul Marchant trat aufgrund von Vorwürfen bezüglich seines Verhaltens zurück, was für Unsicherheit in der Führungsetage sorgte. Die Suche nach einem Nachfolger ist im Gange, doch die Situation hat kurzfristig zusätzlichen Druck auf das Unternehmen entfacht. Trotz der Herausforderungen blickt ABF weiterhin optimistisch auf die Expansionspläne von Primark, insbesondere im US-Markt.
Die Zahl der Filialen dort soll von aktuell 29 auf 60 bis Ende 2026 steigen. Die Hoffnung besteht darin, dass neue US-Zölle auf kleine Sendungen den stationären Einzelhandel profitieren lassen, da Onlineanbieter durch diese Zollregelungen Preisvorteile verlieren könnten. Die Abschaffung der sogenannten „de minimis“-Regel, die bisher kleine Pakete bis zu einem Wert von 800 US-Dollar von Zöllen ausgenommen hat, könnte hier einen Wettbewerbsvorteil für Primark darstellen, da Konkurrenten ihre Preise anheben müssen. In Europa expandiert Primark weiterhin in Ländern wie Spanien, Portugal, Frankreich, Italien sowie in Mittel- und Osteuropa. Dort verzeichnet der Einzelhändler noch Wachstumsraten, die das Gesamtbild etwas aufhellen.
Eine leichte Erholung der Umsätze in Großbritannien wurde zudem in den letzten Wochen, begünstigt durch warmes Wetter, beobachtet. Trotzdem bleibt die Gesamtsituation fragil. Für die Zukunft ist bei Primark und ABF ein hohes Maß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gefragt, um auf volatile Märkte und schwankende Verbraucherstimmungen reagieren zu können. Insbesondere der Brexit und die Handelsstrukturen nach dessen Umsetzung bleiben weitere Unwägbarkeiten neben den globalen politischen Handelskonflikten. Analysten sehen den heutigen Rückgang der Aktien als Spiegelbild der breit angelegten Risiken, die von außen auf viele globale Konzerne einwirken, vor allem solche, die sowohl im Einzelhandel als auch in der Lebensmittelindustrie aktiv sind.
Die Kombination aus politischem Gegenwind, angespannten Verbraucherbudgets und wetterbedingten Effekten stellt ein komplexes Umfeld dar, in dem sich Unternehmen wie Primark neu positionieren müssen. Langfristige Stabilität wird dabei wahrscheinlich von einer klugen Balance zwischen Marktexpansion, erfolgreichen Produktangeboten und effizienten Kostenstrukturen abhängen. Die Primark-Mutter ABF zeigt sich entschlossen, diesen Weg trotz der kurzfristigen Einbußen weiterzugehen. Die kommenden Monate werden daher kritisch sein, um zu beobachten, ob sich das Verbrauchervertrauen wieder stabilisiert und wie sich die Handelsbeziehungen zwischen den USA, China und Europa entwickeln. Die gegenwärtigen Turbulenzen auf den Finanzmärkten erinnern eindrucksvoll daran, wie stark globale Politik unmittelbar die Unternehmensgewinne und Marktwerte beeinflussen kann, selbst bei Konzernen mit breit diversifizierten Geschäftsbereichen.
Für Investoren und Marktbeobachter bietet die Situation rund um Primark und ABF somit wertvolle Einblicke in die Risiken und Chancen, die sich aus einer zunehmend vernetzten und zugleich geopolitisch zerrissenen Weltwirtschaft ergeben.