Polygon zählt seit Jahren zu den bedeutendsten Layer-2-Lösungen der Ethereum-Blockchain. Die Plattform hat sich als vielseitiges Skalierungssystem etabliert, das Transaktionskosten senkt und zugleich die Geschwindigkeit verbessert, um den Benutzern eine effiziente Nutzung von Ethereum-basierten Anwendungen zu ermöglichen. Doch in den letzten Monaten hat sich das Bild getrübt, insbesondere durch die Abkehr mehrerer Gründer vom aktiven Management des Projekts. Insbesondere der kürzliche Rückzug von Mihailo Bjelic, dem dritten Mitgründer, hat in der Krypto-Community für Aufsehen und Unruhe gesorgt. Es stellt sich die Frage, ob Polygon vor ernsthaften Schwierigkeiten steht und welche Konsequenzen der Weggang der Gründer für die Zukunft der Plattform mit sich bringt.
Mihailo Bjelic hatte über Jahre hinweg eine zentrale Rolle in der Entwicklung von Polygon inne. Sein Engagement erstreckte sich von technischen Innovationen bis hin zu strategischen Entscheidungen, die Polygon zu einer der führenden Skalierungslösungen weltweit gemacht haben. Die Bekanntgabe seines Rückzugs von der Polygon Foundation und der Beendigung seiner täglichen Arbeit bei Polygon Labs erfolgte im Mai 2025 und markiert den dritten Gründer, der sich aktiv vom Projekt zurückzieht. Zuvor hatten Jaynti Kanani und Anurag Arjun diese Entscheidung getroffen. Arjun verließ die Polygon Foundation im März 2023, um sich auf sein neues Blockchain-Projekt, Avail, zu konzentrieren, dessen Mainnet 2024 live ging.
Wenig später zog auch Kanani den Schlussstrich. Mit Bjelics Rückzug bleibt nun lediglich Sandeep Nailwal als einziger Gründer auf dem Vorstandsboard der Polygon Foundation übrig. Seine Rolle gewinnt dadurch noch mehr Bedeutung, da er das Protokoll weiterhin aktiv vorantreiben soll. Im öffentlichen Statement hat Bjelic betont, dass sein Rückzug aus dem aktiven Projektmanagement nicht das Ende seines Interesses an Polygon bedeutet. Er wolle das Projekt zukünftig aus der Distanz unterstützen und beobachten.
Der Hauptgrund für seinen Schritt liege in der natürlichen Entwicklung und Reifung des Projekts. Es sei normal, dass Visionen sich im Laufe der Zeit verändern und manchmal auch auseinandergehen. Er selbst sah keine Möglichkeit mehr, produktiv zum Projekt beizutragen, ohne jedoch den Fortschritt von Polygon infrage zu stellen. Diese Differenzen scheinen aber eher unterschiedlicher strategischer Ausrichtung zu entspringen als einer grundlegenden Krise. Dennoch werden solche Entwicklungen von der Community häufig als Warnsignale gewertet.
Das Interesse an Polygon ist nach wie vor hoch, nicht zuletzt wegen bedeutender technologischer Fortschritte, die die Blockchain seit ihrer Gründung durch Triplettung des Teams im Jahr 2015 erzielen konnte. Die Umbenennung von Matic Network in Polygon, die Migration des Tokens von MATIC zu POL und Fortschritte bei der Nutzung von Zero-Knowledge-Proofs haben das Image des Projekts verbessert und die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt. Gleichzeitig gab es leidige Phasen, wie insbesondere Anfang 2025, als die Netzwerkgesundheit von Polygon leichte Schwächen zeigte. Diverse Marktteilnehmer beobachteten in dieser Zeit eine Abnahme der Gesamtwerte auf der Plattform sowie eine Verlangsamung im Transaktionsvolumen. Solche Indikatoren führten zu Spekulationen über eine mögliche Schwächephase, die angesichts des dynamischen Krypto-Marktes nicht unüblich ist.
Der Kurs der Kryptowährung POL verzeichnete nach der Ankündigung von Bjelics Austritt einen Einbruch von rund 4 Prozent, was den Sensibilität des Marktes in Bezug auf personelle Veränderungen unterstreicht. Die Auswirkungen der Gründerexits sind jedoch differenziert zu betrachten. Projekte in der Blockchain-Szene profitieren oftmals von einem Gründerteam mit gemeinsamer Vision und kontinuierlichem Engagement. Aber ebenso wichtig sind technische Qualität, Community-Bindung und Partnerschaften. Polygon hat weiterhin eine große Entwicklerbasis und zahlreiche Integrationen, die unabhängig von Personalwechseln Stabilität bieten können.
Zudem bleibt Sandeep Nailwal an Bord und fokussiert sich auf die Weiterentwicklung und das Management. Im Umkehrschluss könnte der Abgang von erfahrenen Persönlichkeiten auch Chancen für frische Impulse und neue Perspektiven eröffnen, wenn neue Führungskräfte mit innovativen Ansätzen das Ruder übernehmen. Die aktuellen Ereignisse bei Polygon sind ein Spiegelbild des Wandels, den viele Krypto-Projekte mit zunehmender Reife durchlaufen. Von der Gründungsphase über schnelles Wachstum hin zu einer professionellen Organisation ist der Prozess von Umstrukturierungen geprägt. Dabei verliert die Plattform allerdings nicht automatisch an Vitalität.
Vielmehr müssen die verbleibenden Akteure und die Community gemeinsam daran arbeiten, die entstandenen Lücken zu füllen und das positive Momentum fortzusetzen. Ein wichtiger Faktor dabei ist die Akzeptanz von Polygon bei großen Unternehmen und Entwicklern. In den letzten Jahren hat Polygon Fortschritte darin gemacht, Blockchain-Technologie für den Mainstream zugänglich zu machen. Dies zeigt sich in Kooperationen mit bekannten Marken und der Einbindung von Polygon in vielseitige Anwendungsfälle wie Gaming, NFTs und DeFi. Diese Fundamentaldaten dürfen nicht unterschätzt werden, da sie langfristig ein nachhaltiges Wachstum begünstigen können.
Darüber hinaus wird das Ökosystem rund um Polygon stetig erweitert. Neue Protokolle, Tools und Innovationen entwickeln sich, die neben der Hauptplattform agieren und von deren hoher Popularität profitieren wollen. Auch die kontinuierliche Arbeit an Sicherheitsaspekten und Skalierungstechnologien stärkt die Wettbewerbsposition. Vor dem Hintergrund dieser Betrachtungen lässt sich sagen, dass Polygon zwar aktuell Herausforderungen durch den Verlust wichtiger Führungspersönlichkeiten durchläuft, ein vollständiger Zusammenbruch jedoch nicht zu erwarten ist. Das Netzwerk befindet sich in einer Phase der Transformation, die mit Unsicherheiten verbunden sein mag, aber auch neue Chancen bietet.
Für Investoren und Nutzer bleibt es wichtig, die Entwicklungen sorgsam zu beobachten, Projektnachrichten aktiv zu verfolgen und die eigenen Risikopositionen entsprechend anzupassen. Insgesamt steht Polygon vor einem entscheidenden Kapitel, in dem die weitere Ausrichtung und das Management eine zentrale Rolle spielen werden. Das Vertrauen der Community und der Marktbeteiligten hängt maßgeblich davon ab, wie transparent und zielorientiert die Verantwortlichen die anstehenden Aufgaben meistern. Die Blockchainindustrie als Ganzes befindet sich in einem raschen Wandel und Anforderungen an Flexibilität und Innovationsfähigkeit wachsen stetig. Polygon muss sich in diesem Umfeld behaupten und zeigen, dass es trotz personeller Veränderungen gewappnet ist, seine führende Position auszubauen.