In der Welt des Heimkinos und der hochwertigen Audiowiedergabe hat sich in den vergangenen Jahren ein deutlicher Wandel vollzogen. DTS:X, einst ein starker Mitbewerber im Bereich der objektbasierten Audioformate, scheint zunehmend den Kürzeren gegen Dolby Atmos zu ziehen. Während DTS während der Blu-ray-Ära oft die Nase vorn hatte, kennzeichnet die jetzige Situation eine klare Verschiebung zugunsten von Dolby Atmos, insbesondere bei UHD-Blu-ray-Veröffentlichungen und Streaming-Diensten. Dieser Trend wirft nicht nur Fragen über die Zukunft von DTS:X auf, sondern auch über die Entwicklung des Marktes für immersiven Sound insgesamt. DTS:X war damals eine vielversprechende Weiterentwicklung der bisherigen DTS-HD Master Audio Technologie, die objektbasierten Klang und räumliche Immersion in den Fokus stellte.
In der frühen Blu-ray-Ära spielte DTS:X jedoch noch keine Rolle, denn es wurde erst später eingeführt. Damals dominierte DTS-HD MA, vor allem bei großen Studios wie 20th Century Fox, Paramount, Universal und Lionsgate, während Dolby TrueHD eher von Warner Bros. und teilweise von Disney bevorzugt wurde. Die Konkurrenz war ausgeglichen und sowohl DTS als auch Dolby hatten jeweils ihre starken Partner und Fangemeinde. Mit dem Aufkommen von UHD-Blu-rays und Streaming-Diensten verschob sich das Kräfteverhältnis jedoch rasant.
Dolby Atmos etablierte sich als führender Standard für immersiven Sound und fand schnell breite Unterstützung bei großen Filmstudios und Anbietern von Streaming-Inhalten. Die Anzahl der Veröffentlichungen mit Dolby Atmos überstieg deutlich jene mit DTS:X. Aktuelle Daten aus der UHD-Blu-ray-Datenbank von FlatpanelsHD verdeutlichen diese Entwicklung: Dort sind 616 Titel mit Dolby Atmos gelistet, aber nur 113 mit DTS:X, von denen die meisten vor 2019 erschienen sind. Diese Zahlen spiegeln den Verlust an Marktanteilen von DTS:X wider. Insbesondere auf dem deutschen Markt, der zu den größten Blu-ray-Märkten zählt, sind keine neuen Blu-ray, 3D- oder UHD-Blu-ray-Discs mit DTS:X seit Dezember 2024 erschienen, wie von der deutschen Fachpublikation 4KFilme berichtet wurde.
Auch in anderen Teilen Europas und den USA sieht die Lage ähnlich aus. Die letzte DTS:X-Blu-ray-Veröffentlichung in den USA datiert auf Januar 2025, nämlich eine Amazon-exklusive Sonderedition von „The Last Witch Hunter“. Ein kommender Titel mit DTS:X ist eine limitierte UHD-Blu-ray von „Serenity“, geplant für Juli 2025. Dieser Mangel an frischen DTS:X-Titeln verdeutlicht die Verschiebung in der Industrie. Ein entscheidender Faktor für die Dominanz von Dolby Atmos liegt in der Unterstützung durch Streaming-Plattformen.
Während Dolby Atmos mittlerweile auf nahezu allen großen Streaming-Diensten angeboten wird, sind DTS:X-Inhalte weitgehend selten. Aktuell wird DTS:X nur von zwei Streaming-Angeboten Adobe Disney+ und Sony Pictures Core (ehemals Bravia Core) als Teil des IMAX Enhanced-Programms angeboten. Sogar hier ist die Verfügbarkeit stark eingeschränkt und findet sich nicht flächendeckend über alle Geräte wieder. Die fehlende Unterstützung durch viele Geräte ist für DTS:X ein großes Problem. Eine Vielzahl moderner Smart-TVs und Streaming-Player unterstützt DTS:X nicht oder verzichtet sogar komplett auf DTS-Audio.
Hersteller wie LG haben mit ihren 2025er TV-Modellen wiederholt auf DTS-Unterstützung verzichtet, während Samsung bereits seit Jahren keine DTS-Integration in seinen TVs hat. Auch große Streaming-Geräte wie Apple TV 4K und Google TV bieten keine Kompatibilität mit DTS:X. Lediglich einige Philips Google TVs unterstützen aktuell IMAX Enhanced DTS:X von Disney+, während die TCL Google TVs entweder keine oder nur eingeschränkte Unterstützung bieten. Diese fragmentierte Geräteunterstützung macht es für Konsumenten schwierig, DTS:X klanglich zu genießen, selbst wenn Inhalte vorliegen. Dabei hat DTS mit IMAX Enhanced DTS:X einen Versuch gestartet, mit Dolby Atmos im Streaming-Bereich zu konkurrieren.
Diese neue DTS:X-Variante nutzt einen komprimierten Audio-Codec und verzichtet damit auf verlustfreie Klangqualität. Diese Kompromisse sind jedoch offenbar nicht ausreichend, um DTS:X auf breiter Basis gegenüber Dolby Atmos durchzusetzen. Ein weiterer bedeutender Mitspieler in der audiotechnologischen Zukunft ist Eclipsa Audio, eine gemeinsame Entwicklung von Google und Samsung unter dem Dach der Allianz für offene Medien (Alliance for Open Media). Diese technologische Neuentwicklung könnte DTS:X weiter ins Abseits drängen, da sie von zwei mächtigen Branchengrößen gefördert wird, deren Geräte weltweite Verbreitung genießen. Das Engagement von Google und Samsung für Eclipsa Audio zeigt, dass DTS:X wohl keine Rolle mehr als ernstzunehmender Dolby Atmos-Konkurrent in der Streaming-Welt spielt.
Die Dominanz von Dolby Atmos wird erst durch die enge Zusammenarbeit mit zahlreichen Hardwareherstellern, Content-Produzenten und Streaming-Diensten möglich. Dolby Atmos ist heute auf Geräten von Apple, Samsung, Sony und vielen weiteren weit verbreitet. Dieses breite Ökosystem sorgt dafür, dass Endverbraucher eine durchgängig hohe Klangqualität und eine einfachere Zugänglichkeit zu Atmos-Inhalten erfahren. Was könnte DTS:X noch tun, um gegenzuhalten? Ohne eine Partnerschaft mit einem großen Hersteller oder Streaming-Anbieter erscheint es schwierig, neue Relevanz zu erlangen. Die bisherige Strategie setzte stark auf IMAX Enhanced, das aber viele Endkunden kaum kennen und nutzen.
Die mangelnde Unterstützung auf beliebten Plattformen und Geräten wirkt sich negativ auf die Verbreitung aus. Der Markt für immersiven Sound entwickelt sich dynamisch weiter. Nutzer legen zunehmend Wert auf eine vollumfängliche audiovisuelle Erfahrung, die nicht nur durch höhere Auflösung, sondern auch durch klaren und räumlichen Klang geprägt ist. Dolby Atmos bietet mit seinen objektbasierten Klängen und der Unterstützung für unterschiedliche Speaker-Konfigurationen ein besonders flexibles und eindrucksvolles Klangerlebnis, was sich auch in der Software- und Hardwareunterstützung widerspiegelt. DTS:X hat technisch ebenfalls viel zu bieten, jedoch fehlt die kritische Masse an unterstützenden Partnern im wichtigen Streaming-Segment.
Die Tatsache, dass DTS als Unternehmen nicht über die gleiche Marktmacht verfügt wie Dolby Laboratories, dürfte dabei ein ausschlaggebender Faktor sein. Dolby hat nicht nur eine lange Tradition, sondern auch starke Allianzen in Hollywood, in der Unterhaltungsindustrie und bei Elektronikherstellern. Abschließend lässt sich sagen, dass DTS:X zwar weiterhin in Nischen und bei speziellen Angeboten wie IMAX Enhanced eine Rolle spielt, die Gesamtsituation jedoch von einem klaren Vorteil zugunsten Dolby Atmos geprägt ist. Für Heimkinoenthusiasten und kreative Content-Schaffende ist Atmos zum De-facto-Standard geworden. Die Industrie und die damit verbundenen Partner haben diesen Weg eindeutig eingeschlagen.
Ob DTS:X sich noch erholen oder gar stärker durchsetzen kann, hängt maßgeblich von neuen strategischen Allianzen und Innovationen ab. Bis dahin ist Dolby Atmos die bevorzugte Wahl für immersive Audioerlebnisse im Heimkino sowie im Streaming-Bereich und wird den Markt mit großer Wahrscheinlichkeit weiterhin dominieren. Für Konsumenten bedeutet das mehr verfügbare Inhalte, bessere Gerätesupport und letztlich ein intensiveres Klangerlebnis, das den neuen Anforderungen an Film- und Serienproduktionen gerecht wird.