Revolut, das 2015 gegründete britische Fintech-Unternehmen, hat im Jahr 2024 einen Meilenstein erreicht, der in der Finanzwelt für großes Aufsehen sorgt. Zum ersten Mal in seiner Geschichte konnte das Unternehmen seinen Jahresgewinn auf über 1 Milliarde Dollar steigern. Genauer gesagt lag der Nettogewinn bei beeindruckenden 1,5 Milliarden Dollar (entspricht 1,1 Milliarden Pfund), was eine Steigerung von 149 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Dieses herausragende Ergebnis bringt Revolut nicht nur in eine neue wirtschaftliche Dimension, sondern unterstreicht auch seine Ambitionen, sich von einem aufstrebenden Tech-Start-Up zu einem vollwertigen Finanzinstitut zu wandeln.Der Schlüssel zu diesem enormen Erfolg liegt in mehreren Faktoren, die Revolut strategisch kombiniert hat.
Ein zentraler Wachstumstreiber ist der Bereich „Wealth“, der unter anderem die Handelsplattformen für Aktien und Kryptowährungen umfasst. Der Umsatz aus diesem Segment stieg um sage und schreibe 298 Prozent auf 506 Millionen Pfund. Dieser Anstieg ist maßgeblich auf die Wiederbelebung des Kryptohandels zurückzuführen, unterstützt durch eine zunehmende Aktivität privater Anleger. Kryptowährungen gewinnen gerade in kombinierten Finanzapps zunehmend an Bedeutung und ermöglichen Revolut eine Diversifizierung seiner Einnahmequellen.Neben dem boomenden Krypto-Handel hat Revolut auch in anderen Geschäftsfeldern eine starke Performance gezeigt.
So stiegen die Gesamteinnahmen des Unternehmens um 72 Prozent auf 3,1 Milliarden Pfund. Wesentliche Einnahmequellen sind vor allem Transaktionen mit Zahlungskarten sowie zinstragende Einlagen von Kunden. Ein kräftiges Nutzerwachstum ist hier ausschlaggebend. Im Jahr 2024 konnte Revolut fast 15 Millionen neue Nutzer hinzufügen, womit die Gesamtzahl der User auf über 50 Millionen anstieg. Dieses Wachstum der Nutzerbasis erhöht nicht nur den Zahlungsverkehr, sondern stärkt auch das Vertrauen in die Marke und ihre Angebote.
Auch das Kreditgeschäft verbuchte beeindruckende Zuwächse. Die ausstehenden Darlehen vergrößerten sich um 86 Prozent auf 979 Millionen Pfund, während die Kundeneinlagen von 18 Milliarden Pfund im Jahr 2023 auf 30 Milliarden Pfund im Folgejahr stiegen. Durch diese Entwicklung erhöhte sich das Zinsnettoeinkommen auf 790 Millionen Pfund, was einem Zuwachs von 58 Prozent entspricht. Vor allem die Kombination aus Kreditvergabe und Einlagen zeigt, dass Revolut sich zunehmend als umfassender Finanzdienstleister etabliert und klassische Bankgeschäfte übernimmt.Die finanziellen Erfolge sind auch in einem regulatorischen Kontext wichtig: Revolut bereitet sich intensiv auf die Einführung seiner UK-Banklizenz vor.
Im Juli 2024 erhielt das Unternehmen eine eingeschränkte Banklizenz von der britischen Prudential Regulation Authority (PRA), eine wichtige Voraussetzung für den vollständigen Start als lizenzierte Bank in Großbritannien. Die Erteilung der Lizenz markiert das Ende eines mehrjährigen Prüfungsprozesses, der bereits 2021 begann. Derzeit befindet sich Revolut in der sogenannten „Mobilisierungsphase“ von zwölf Monaten, in der sämtliche Bankensysteme etabliert werden müssen, bevor ein kompletter Betrieb starten kann.Die bevorstehende vollständige Lizensierung bringt für Revolut große Chancen mit sich. Die Firma plant, bis Ende 2025 alle ihre 11 Millionen britischen Kunden auf das neue Bankkonto umzuziehen.
Dadurch eröffnen sich neue Produktkategorien, darunter gesicherte Kredite wie Überziehungskredite, Hypotheken und Kreditkarten. Diese Angebote sollen die Einnahmequellen weiter diversifizieren und Revolut als ernstzunehmenden Konkurrenten zu den etablierten Highstreet-Banken positionieren. Im Wettbewerb mit Konkurrenten wie Monzo und Starling Bank, die ihre Banklizenzen bereits 2016 beziehungsweise 2017 erhielten, ist dieser Schritt entscheidend, um Marktanteile zu gewinnen.Obwohl das Nutzerwachstum beeindruckend ist, steht Revolut weiterhin vor der Herausforderung, diese Nutzer in langfristige, primäre Kontoinhaber zu konvertieren. Dies ist besonders wichtig, um die Rentabilität weiter zu steigern und eine stabile Kundenbindung zu gewährleisten.
Ein entscheidender Faktor dabei ist der Schutz der Kundeneinlagen, der mit dem Beitritt zum britischen Einlagensicherungssystem Financial Services Compensation Scheme (FSCS) einhergeht. Hierdurch werden Einlagen bis zu 85.000 Pfund abgesichert, was das Vertrauen der Nutzer in das Unternehmen deutlich erhöht. Revoluts CFO Victor Stinga betont die Bedeutung dieses Schutzes für den geplanten Übergang der Nutzer zur Hauptbankverbindung.Die Monetarisierung über kostenpflichtige Abonnementdienste trägt ebenfalls signifikant zum Umsatz bei.
Diese Abonnements erwirtschafteten 2024 einen Umsatz von 423 Millionen Pfund, was eine Steigerung um 74 Prozent im Jahresvergleich bedeutet. Die Fülle der angebotenen Dienstleistungen – von Finanzmanagement über Trading bis hin zu Business-Services – macht Revolut zu einer umfassenden Finanzplattform. Das Segment der Business-Kunden trägt inzwischen 15 Prozent zum Gesamtumsatz bei, ein Beleg für das strategische Ziel, ein breitgefächertes Finanzökosystem aufzubauen.CEO und Mitgründer Nik Storonsky bezeichnet das Jahr 2024 als ein „weiteres Jahr von bedeutenden Meilensteinen“ und hebt das anhaltende Wachstum in allen Geschäftsbereichen hervor. Für das Unternehmen ist die vollständige Banklizenz in Großbritannien nur der erste Schritt auf dem Weg zu weiteren Expansions- und Innovationsstrategien.
Im Gespräch mit Medien betont er, dass die Einführung neuer Bankprodukte die Grundlage für die nächste Phase von Revolutionen im Finanzsektor legt.Die langfristige Vision von Revolut beinhaltet zudem eine mögliche Börsennotierung. Die Umwandlung in eine lizenzierte Bank und die Etablierung als verlässlicher Anbieter bilden die Grundlage für ein zukünftiges Initial Public Offering (IPO). Francesca Carlesi, Leiterin der UK-Operationen, erläutert, dass es ein zentrales Ziel des Unternehmens sei, für jeden Nutzer die Hauptbankverbindung zu werden. Die Konzentration auf Kundenbindung und Produkterweiterung soll dieses Ziel unterstützen und das Vertrauen in die Marke weiter stärken.
Trotz der Erfolge darf man die Konkurrenz nicht unterschätzen. Digitale Challenger-Banken wie Monzo und Starling sind bereits etabliert und verfügen über Erfahrung im Betrieb regulierter Bankinstitute. Revolut muss daher weiterhin Innovationen bieten und die Kundenbedürfnisse präzise bedienen, um Marktanteile zu gewinnen. Die Einführung zusätzlicher Produkte im Kreditwesen und der Ausbau der Dienstleistungen für Unternehmen sind zentrale Schritte, um sich im stark umkämpften Finanzmarkt zu behaupten.Zusammenfassend zeigt die Entwicklung von Revolut exemplarisch die Chancen und Herausforderungen der digitalen Finanzwelt.
Das Unternehmen wächst rapide, nutzt die Dynamiken des Krypto-Handels und des digitalen Zahlungsverkehrs und macht sich durch regulatorische Fortschritte bereit für die nächste Evolution. Die Kombination aus technologischem Know-how, kundenorientierten Angeboten und regulatorischer Compliance schafft die Basis für nachhaltigen Erfolg. Für Investoren und Marktbeobachter bleibt Revolut daher ein spannendes Unternehmen, dessen weitere Entwicklung weitreichende Auswirkungen auf den europäischen Bankenmarkt haben könnte.