Die iranische Kryptowährungsbörse Nobitex steht im Mittelpunkt eines der größten Cyberangriffe des Jahres 2025. Über 81 Millionen Dollar wurden durch Hacker gestohlen, die offenbar Verbindungen zu Israel haben. Der Angriff auf die Hot Wallets von Nobitex wirft nicht nur ein Schlaglicht auf die technischen Schwachstellen in der Kryptoindustrie, sondern auch auf die zunehmende politisch motivierte Cyberkriegsführung zwischen Israel und Iran. Dieser Vorfall unterstreicht die Bedeutung robuster Sicherheitsmaßnahmen und internationaler Aufmerksamkeit im Umgang mit digitalen Vermögenswerten und Konflikten im geopolitischen Umfeld. Nobitex ist eine führende Kryptobörse im Iran und spielt eine wichtige Rolle in der regionalen Kryptoökonomie.
Im Juni 2025 wurden die Hot Wallets der Plattform Opfer eines massiven Hacks, der von einem pro-israelischen Hackerkollektiv namens „Gonjeshke Darande“ beansprucht wurde. Über den Telegram-Kanal informierten sie die Öffentlichkeit über die erfolgreiche Durchführung des Angriffs, bei dem mindestens 81,7 Millionen Dollar an digitalen Vermögenswerten aus den Wallets entwendet wurden. Die Attacke wurde insbesondere über das Tron-Netzwerk und andere Ethereum Virtual Machine (EVM)-kompatible Blockchains durchgeführt. Ein besonders auffälliges Merkmal dieses Hacks war der Einsatz sogenannter Vanity-Adressen. Diese selbstdefinierten Krypto-Adressen enthalten bewusst gestaltete Zeichenfolgen, die eine politische Botschaft transportieren sollten.
So wurde etwa die Adresse „TKFuckiRGCTerroristsNoBiTEXy2r7mNX“ für den ersten Transfer im Wert von knapp 49 Millionen Dollar genutzt, während die zweite Adresse die notorische Zeichenfolge „Dead“ am Ende enthielt. Solche Adressen verdeutlichen, dass der Hack nicht nur finanziellen Profit zum Ziel hatte, sondern auch als politisches Zeichen gegen den iranischen Regimeapparat verstanden werden muss. Nobitex bestätigte kurz nach der Entdeckung, dass nur ein Teil der Hot Wallets betroffen und entnommen wurde. Die Krypto-Vermögenswerte, die in Cold Storage aufbewahrt werden, sind laut Angaben der Plattform sicher und nicht kompromittiert. Nobitex suspendierte betroffene Hot Wallets sofort, um weitere Verluste zu verhindern und versicherte, dass sämtliche Schäden durch die Versicherung und eigene Ressourcen gedeckt werden.
Dies ist ein wichtiger Punkt, da er den Unterschied zwischen den über die Jahre eingeführten Sicherheitsstandards und dem Risiko von Hot Wallets verdeutlicht. Hot Wallets bieten Flexibilität für schnelle Transaktionen, sind aber zugleich anfälliger für Angriffe durch Kompromittierung interner Systeme und mangelhafte Zugangskontrollen. Experten sehen das eigentliche Problem in einem kritischen Versagen der Zugriffsverwaltung auf interne Systeme der Börse. Laut Hakan Unal, Senior Security Operations Lead bei der Blockchain-Sicherheitsfirma Cyvers, haben die Angreifer es geschafft, sich Zugang zu verschaffen und Gelder aus mehreren Hot Wallets abzuzweigen. Trotz der beträchtlichen Summe seien die gestohlenen digitalen Assets seit der Attacke ungewöhnlich unbewegt geblieben, was darauf hindeuten könne, dass die Hacker entweder die Gelder „fristen“ oder auf politische Wirkung abzielen und nicht auf schnelle Monetarisierung.
Dieser stille Verbleib auf den Wallets ist ein Phänomen, das bei politischen Hacks nicht selten beobachtet wird, da eine schnelle Geldwäsche das Ziel der Täter zum Teil konterkariert. Der Angriff reiht sich ein in eine steigende Anzahl schwerwiegender Kryptohacks im Jahr 2025. Blockchain-Sicherheitsfirmen wie CertiK berichten, dass bis Mitte des Jahres bereits digitale Assets im Wert von über zwei Milliarden Dollar durch unterschiedliche Angriffe verloren gingen. Das Gros der Verluste ist auf kompromittierte Wallets, fehlerhaftes Schlüsselmanagement und operative Sicherheitsmängel zurückzuführen. Bei Nobitex ist davon auszugehen, dass soziale Manipulationen, technische Schwachstellen und unzureichende Verteidigungsmaßnahmen kombiniert wurden, um diese beispiellose Sicherheitslücke auszunutzen.
Neben den technischen Details hat der Nobitex-Hack auch eine starke politische Dimension. Die Hackergruppe „Gonjeshke Darande“ sieht sich als aktiv in Konflikten zwischen Israel und Iran verwoben, welche sich bereits in militärischen Auseinandersetzungen zuspitzen. Der Angriff erfolgte kurz nach israelführenden Luftschlägen auf iranische Ziele, was auf eine enge Verknüpfung zwischen realen Kriegshandlungen und Cyberangriffen hindeutet. Die Gruppe bezeichnet Nobitex als integralen Bestandteil der iranischen Finanzierung politischer und terroristischer Aktivitäten und warnt, dass weitere Vermögenswerte auf der Plattform in Gefahr seien. Zudem kündigte sie an, den Quellcode und interne Dokumente der Börse zu veröffentlichen, was weitere Risiken für Nobitex und dessen Nutzer darstellt.
Die politische Bedeutung des Hacks wurde auch von Sicherheitsexperten hervorgehoben. Yehor Rudytsia von Hacken bezeichnete die Attacke als politische Botschaft, die durchaus als Kriegserklärung im digitalen Raum verstanden werden kann. Die Verschiebung der gestohlenen Assets auf sogenannte „saubere“ Wallets und das gezielte Destabilisieren eines wichtigen Knotenpunkts im iranischen Finanznetzwerk zeugt von einer strategischen Ausrichtung, die über bloßen Diebstahl hinausgeht. Die massiven finanziellen Verluste und der politische Kontext führen nun zu einer Debatte über die Sicherheit und Regulation von Kryptobörsen in politisch angespannten Regionen. Nobitex selbst ist dabei, den Schaden zu beheben und den Betrieb wieder stabil zu gestalten, während die internationale Kryptocommunity die Ereignisse genau verfolgt.
Die insgesamt 90-prozentige Reduzierung des Vermögenswertes in den Nobitex-verwalteten Wallets innerhalb weniger Tage ist einerseits alarmierend, andererseits aber auch Teil normaler Hot Wallet Migrationen, wie von Cyvers erläutert. Die Nobitex-Attacke verdeutlicht auf eindrucksvolle Weise, dass Kryptowährungen zunehmend zum Schauplatz geopolitischer Konflikte werden. Die Verwischung der Grenzen zwischen technologischer Sicherheit und politischer Kriegsführung bringt neue Herausforderungen für alle Akteure mit sich. Unternehmen müssen ihre Sicherheitsarchitekturen weiterentwickeln und staatliche Stellen die Regulierung und den Schutz digitaler Vermögenswerte intensivieren, um der steigenden Bedrohungslage gerecht zu werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Nobitex-Hack ein Warnsignal für die gesamte Kryptoindustrie ist.
Während die Technologie an sich innovativ und zukunftsweisend bleibt, zeigt dieser Vorfall, wie politische Interessen und mangelnde Sicherheitsvorkehrungen enorme Risiken bergen können. Die Lehren aus dem Angriff sollten als Ausgangspunkt für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Sicherheitsexperten, Börsen und Regulierungsbehörden dienen, um den Schutz digitaler Vermögenswerte nachhaltig zu gewährleisten und politische Konflikte im Cyberraum besser entwirren und entschärfen zu können.