Die Raumfahrt hat seit jeher eine bedeutende Rolle bei technologischen Fortschritten und geopolitischen Entwicklungen gespielt. NASA, die amerikanische Raumfahrtbehörde, steht dabei stets im Fokus nationaler und internationaler Aufmerksamkeit. Doch nun gibt es tiefgreifende Veränderungen, die die Zukunft der US-amerikanischen Raumfahrt maßgeblich beeinflussen könnten. Das Weiße Haus unter der Führung von Präsident Donald Trump hat im Jahr 2025 einen radikalen Vorschlag vorgelegt, der eine Kürzung des NASA-Budgets um fast ein Viertel vorsieht. Diese drastische Reduzierung – von 24,8 auf 18,8 Milliarden US-Dollar – würde sich auf zahlreiche wichtige Programme und Missionen direkt auswirken und könnte den Fortschritt der US-amerikanischen Weltraumambitionen erheblich bremsen.
Eines der größten Opfer dieser geplanten Einsparungen wäre das Artemis-Programm, das als eine der ambitioniertesten Mondmissionen der NASA gilt. Artemis sieht vor, amerikanische Astronauten erneut auf den Mond zu bringen und eine nachhaltige Präsenz im Erdtrabanten aufzubauen – auch als Sprungbrett für künftige bemannte Missionen zum Mars. Allerdings soll die Space Launch System (SLS)-Rakete inklusive der Orion-Kapsel nach der dritten Artemis-Mission in den Ruhestand geschickt werden. Das bedeutet, dass die NASA die eigenen Großprojekte einstellt, obwohl die offiziellen Ziele weiterhin das Erreichen von Mond und Mars betonen. Stattdessen wird erwartet, dass der Schwerpunkt auf kommerzielle Anbieter und private Unternehmen gelegt wird – allen voran SpaceX, das mit seiner kosteneffizienten und innovativen Technologie in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt hat.
Auch das Projekt Lunar Gateway, eine geplante kleine Raumstation im Orbit des Mondes, die als Versorgungs- und Ausgangsbasis für weitere Mond- und Marsmissionen dienen sollte, würde mit den geplanten Budgetkürzungen eingestellt werden. Lunar Gateway galt als ein wesentlicher Bestandteil der Infrastruktur für nachhaltige Explorationen und eine vertiefte Zusammenarbeit mit internationalen Partnern. Der Verzicht auf dieses Projekt bedeutet den Verlust eines wichtigen Knotenpunkts für die künftige Raumfahrt. Die Internationale Raumstation (ISS), ein Symbol jahrzehntelanger Zusammenarbeit und ein lebendiges Labor im Orbit, ist ebenfalls von den Kürzungen betroffen. Das Budget für die ISS soll um über 500 Millionen US-Dollar gekürzt werden, was zu einer Verringerung der Crewstärke und Versorgungslieferungen führt.
Noch gravierender ist allerdings, dass das ISS-Programm eine geplante Abschaltung im Jahr 2030 sieht. Die Internationale Raumstation, die seit über 20 Jahren kontinuierlich bemannt ist, würde dann nicht mehr betrieben werden. Als Ersatz sind kommerzielle Raumstationen geplant, auf die die NASA in Zukunft ihre Forschungen und Projekte verlagern will. Allerdings wirft dies Fragen zum Erhalt der Forschungskapazitäten und der internationalen Kooperationen auf, die das ISS-Programm bislang sichert. Die Einschnitte betreffen nicht nur bemannte Raumfahrtprogramme, sondern auch die wissenschaftlichen Missionen der NASA.
So sollen aus dem Wissenschaftsetat 2,3 Milliarden US-Dollar gestrichen werden, was viele Forschungsvorhaben auf Eis legen oder ganz einstellen könnte. Projekte wie die Mars Sample Return Mission, bei der Proben vom roten Planeten zurück zur Erde gebracht werden sollen, wurden gestrichen oder in eine unbestimmte Zukunft verschoben. Diese Mission galt als Meilenstein in der Planetenerkundung und Teil einer langfristigen Strategie, den Mars für eine bemannte Erkundung vorzubereiten. Darüber hinaus hat die Kürzung weitreichende Auswirkungen auf Erdbeobachtungsprogramme, wie das Landsat Next-Satellitensystem, das hochauflösende multispektrale Aufnahmen der Erde liefern soll. Diese Programme sind essentiell für Umwelt- und Klimaforschung.
Eine der kontroversesten Entscheidungen betrifft die Streichung umwelt- und klimaorientierter Initiativen. Programme zur Entwicklung sogenannter „grüner Luftfahrt“, also Technologien zur Reduzierung von Emissionen im Flugverkehr, wurden komplett gestrichen. Das widerspricht den global wachsenden Bemühungen um Nachhaltigkeit und Klimaschutz und zeigt die Prioritäten der Regierung auf, die militärische und kommerzielle Raumfahrtprojekte den Umweltschutzmaßnahmen vorzieht. Die politischen Reaktionen auf diese Sparmaßnahmen sind gemischt. Auf dem Kongress gibt es starken Widerstand, vor allem weil NASA traditionell parteiübergreifend Unterstützung erfährt.
Senatoren wie Ted Cruz aus Texas und Chris Van Hollen aus Maryland setzen sich vehement für eine Bewahrung bzw. Erhöhung des NASA-Budgets ein, da sie die strategische Bedeutung der Raumfahrt angesichts der zunehmenden Konkurrenz mit Nationen wie China erkennen. Die geplanten Kürzungen könnten die US-Führungsrolle im Weltraum gefährden und China dazu verhelfen, in der Raumfahrtforschung und Exploration die Vormachtstellung zu übernehmen. Casey Dreier von der Planetary Society bringt es auf den Punkt: Die Kürzungen erscheinen wie ein Rückzug und eine Einschränkung des Fortschritts, mit Konsequenzen, die erst Jahre später spürbar werden. Innovationen, die in der Zukunft zur Heilung von Krankheiten, zum besseren Verständnis des Universums und zur Verbesserung des Lebens auf der Erde beitragen könnten, werden durch den Geldmangel behindert oder unmöglich gemacht.
Die geplanten Mittel entsprechen inflationsbereinigt sogar etwa dem Budgetniveau der frühen 1960er Jahre – zu einer Zeit, als die amerikanische Raumfahrt gerade erst in die bemannte Ära startete. Doch gibt es einzelne Lichtblicke inmitten der Kürzungen. Für die bemannte Exploration der Zukunft ist eine moderate Budgeterhöhung von etwa 647 Millionen US-Dollar vorgesehen, die speziell dem Ziel dient, Menschen erst auf den Mond und später auf den Mars zu bringen. Allerdings steht diese Erhöhung im Gegensatz zu den Einsparungen bei der Entwicklung der eigenen Hardware, was Zweifel an der Realisierbarkeit dieser Ziele aufkommen lässt. Offensichtlich wird hier darauf gesetzt, dass private Konzerne wie SpaceX die Hauptlast der neuen Herausforderungen schultern.
Elon Musk, der Chef von SpaceX, profitiert von dieser Entwicklung. Seit Jahren verfolgt er das Ziel, Menschen zum Mars zu schicken, und mit der neuen Budgetlinie spielt die Regierung Trump indirekt in seine Hände. Die Privatisierung und Kommerzialisierung der Raumfahrt könnte sich durch diese Kürzungen weiter beschleunigen, da NASA den Kommerzsektor als geeigneter für Forschung und Entwicklung in vielen Bereichen ansieht. Kritiker warnen jedoch davor, dass eine solche Strategie die nationale Kontrolle über wichtige Raumfahrttechnologien schwächen und den Fokus zu sehr auf kommerzielle Interessen verlagern könnte. Neben den direkten Auswirkungen auf NASA und ihre Programme hat die Budgetkürzung auch symbolische und geopolitische Brisanz.
Die US-Raumfahrt war seit dem Wettlauf ins All in den 1960er Jahren nicht nur ein Symbol technologischer Überlegenheit, sondern auch ein entscheidender Faktor für internationale Diplomatie und strategische Allianzen. Die Einbußen bei Forschung und Infrastruktur könnten den Einfluss und das Prestige der USA im Weltraum senken und damit andere weltpolitische Akteure ermutigen, ihre Investitionen auszuweiten und eigene Führungspositionen zu festigen. Insgesamt zeigt die geplante Reduzierung des NASA-Budgets eine Abkehr von der umfassenden staatlich geförderten Raumfahrt, wie sie in der Vergangenheit üblich war. Stattdessen wird die Verantwortung zunehmend auf kommerzielle Unternehmen verlagert, was neue Chancen, aber auch große Unsicherheiten mit sich bringt. Ob die ambitionierten Ziele für bemannte Missionen zum Mond und Mars trotz fehlender eigener Hardware erreichbar sind, bleibt fraglich.
Auf nationaler Ebene steht die Diskussion über die Prioritätensetzung bei öffentlichen Geldern im Zentrum: Soll Raumfahrt weiter ein Leuchtturmprojekt für Wissenschaft, Technologie und Bildung bleiben, oder liegt der Fokus künftig auf kurzfristigen Sparmaßnahmen und der Stärkung anderer Bereiche wie Militär? Die Entscheidung über das NASA-Budget ist noch nicht endgültig und der politische Widerstand im Kongress deutet darauf hin, dass Änderungen möglich sind. Dennoch markiert der Vorschlag des Weißen Hauses einen Wendepunkt in der US-Raumfahrtgeschichte, der das Potenzial hat, die Dynamik der Weltraumerkundung für eine ganze Generation zu verändern. Beobachter weltweit verfolgen die Entwicklungen mit Spannung, denn die Zukunft der bemannten Raumfahrt und unseres Platzes im Kosmos steht auf dem Spiel.