Die Welt der Blockchain-Spiele steckt trotz großer Erwartungen immer wieder in der Krise. Ein aktuelles Beispiel dafür ist das offiziell lizenzierte Spiel „The Walking Dead: Empires“, das auf Ethereum basierenden NFTs aufbaut und von Gala Games veröffentlicht wurde. Diese von der erfolgreichen TV-Serie und Comicreihe inspirierte Survival-Rollenspiel ist dabei, zum 31. Juli 2025 endgültig eingestellt zu werden. Für viele Spieler und Investoren bedeutet dies nicht nur das Ende eines Spiels, sondern auch den drohenden Verlust von digitalem Eigentum, das in Form von NFTs festgehalten wird.
The Walking Dead: Empires wurde erstmals im Jahr 2021 angekündigt und trat nach längerer Entwicklungsphase und mehreren Playtest-Phasen im vergangenen Jahr in eine Open-Beta-Phase ein. Das Spiel verband klassische Survival-Elemente mit einer Blockchain-basierten Ökonomie, bei der Spieler Waffen, Ausrüstung und sogar Land als NFTs besitzen, handeln und nutzen konnten. Dabei bot „Empires“ eine Kombination aus crafting, Basenbau und Kampf gegen die gefürchteten „Walker“ – Zombiegegner, die als ikonisches Element der „Walking Dead“-Franchise gelten. Die Blockchain-Technologie ermöglichte es den Spielern, ihre im Spiel erworbenen oder gehandelten Inhalte als einzigartige, nicht fungible Tokens zu besitzen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Spielen, bei denen virtuelle Gegenstände an das Spiel gebunden sind, sollten diese NFTs im besten Fall persistent und handelbar außerhalb des Spiels bleiben.
Für manche der legendären Grundstücks-NFTs wurden zu Hochzeiten Preise von bis zu 67.000 US-Dollar erzielt, was den anfänglichen Hype und die Spekulation im NFT-Gaming-Sektor wiederspiegelt. Doch genau diese einmalige Eigenschaft der NFT-Gegenstände, die sie für Spieler attraktiv macht, führt nun zu einer großen Herausforderung durch das baldige Ende des Spiels. Gala Games hat angekündigt, dass The Walking Dead: Empires nach dem 31. Juli nicht mehr spielbar sein wird.
Dies bedeutet, dass die NFTs, denen Gaming-Funktionalitäten zugrunde lagen, ab diesem Zeitpunkt ihren Zweck verlieren könnten. Als Ausgleich bietet Gala Games allen Besitzern von The Walking Dead: Empires NFTs neue NFTs aus dem eigenen Gala-Ökosystem an. Diese sollen nach offiziellen Aussagen „gleiche Funktionalität“ besitzen, um die Nutzer für den Verlust des spielbezogenen Nutzens zu entschädigen. Das Unternehmen plant, eine Art „Mystery-Box“ basierend auf der Art und Seltenheit der ursprünglichen NFTs zu verteilen. Doch diese Maßnahme stößt nicht überall auf Verständnis.
In der Community regt sich Widerstand und Kritik. Einige NFT-Besitzer fühlen sich benachteiligt, da sie große Summen für ihre digitalen Besitztümer ausgegeben hatten. Ein prominenter Kritiker äußerte auf der Social-Media-Plattform X (ehemals Twitter), dass Gala Games die Wünsche und Hoffnungen vieler Spieler ignoriere und mit den angebotenen Ersatz-NFTs wenig gerechtfertigten Wert biete. Insbesondere Land-NFT-Besitzer, die zuvor bis zu zehntausende Dollar investierten, zeigen sich enttäuscht über die unzureichende Kompensation. Das Schicksal von The Walking Dead: Empires ist symptomatisch für die Probleme, mit denen viele Blockchain-Spiele derzeit konfrontiert sind.
Die Idee, Spielern echte Eigentumsrechte an digitalen Gegenständen zu geben, ist revolutionär und könnte die Zukunft des Spielens nachhaltig verändern. Zugleich zeigt sich der Markt für NFT-basierte Spiele volatil und schwer vorhersehbar. Viele Projekte kämpfen mit der Balance zwischen nachhaltiger Ökonomie, Spielerbindung und technischer Umsetzung. Trotz des Rückzugs von The Walking Dead: Empires verfolgt Gala Games weiterhin ambitionierte Pläne mit zahlreichen weiteren Web3-Spieltiteln in der Pipeline. Diese ambitionierten Entwicklungen spiegeln den Glauben wider, dass das Fundament von Blockchain-Gaming langfristig bestehen und wachsen kann.
Doch die Gaming-Szene bleibt skeptisch und wartet auf klare Erfolge, die nicht nur aus spekulativen NFT-Verkäufen bestehen. Zudem werfen die aktuellen Entwicklungen ein Schlaglicht auf den Umgang mit digitalen Eigentumsrechten im Blockchain-Universum. Im Gegensatz zu physischen Gütern oder klassischen Spielen, in denen Inhalte meist an den Entwickler gebunden sind, stellt das Ende eines Spiels im NFT-Bereich eine Besonderheit dar, da die NFT-Besitzer teilweise ohne Gegenwert bleiben können. Die angekündigte Kompensation von Gleichwertigkeit durch andere NFTs ist ein Schritt, der noch vor Gericht oder in der Community zum Maßstab werden könnte. Das „The Walking Dead“-Franchise ist weiterhin beliebt und hat verschiedene Medienformen von Comics über TV-Serien bis hin zu Videospielen erobert.
Dennoch konnte die Blockchain-Variante bisher nicht den Durchbruch erzielen. Parallel zu „Empires“ gab es auch andere Projekte, etwa NFT-Kollaborationen mit der Eluvio-Blockchain oder Partnerschaften mit der Ethereum-basierten Metaverse-Plattform The Sandbox. Diese zeigen, dass IP-Inhaber versuchen, digitale Lizenzmodelle auszubauen, auch wenn der nachhaltige Erfolg bei Spielen noch aussteht. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Ende von The Walking Dead: Empires ein weiteres Lehrstück im Bereich der Web3-Games darstellt. Die kreative Einbindung von NFTs als spielrelevante Gegenstände hat große Erwartungen geweckt, doch das Fehlen stabiler Strukturen und langfristiger Spielmechaniken führt zur Ernüchterung.