Im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz und insbesondere bei der Arbeit mit großen Sprachmodellen gewinnen Protokolle zur Verwaltung von Kontextinformationen zunehmend an Bedeutung. Sie sind unerlässlich, um eine strukturierte und effektive Kommunikation zwischen Modellen und Anwendungen zu gewährleisten. Zwei solcher Protokolle, die besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sind das Model Context Protocol (MCP) und das Naive Context Protocol (NCP). Während NCP vor allem für seine Einfachheit und leichte Implementierbarkeit geschätzt wird, scheint MCP trotz seiner Komplexität und hohen Anforderungen unverzichtbar zu sein. Doch warum kann MCP nicht so einfach wie NCP sein? Dieser Frage widmen wir uns in diesem Beitrag und beleuchten die zugrundeliegenden technischen, architektonischen und praktischen Gründe.
Am Anfang steht die Definition des Problems: Kontexte in großen Sprachmodellen müssen verwaltet werden, um relevante Informationen effizient zu verarbeiten und gleichzeitig Redundanzen und Fehler zu vermeiden. MCP ist ein komplexes und umfassendes Protokoll, das genau diese Punkte adressiert und dabei viele Funktionen berücksichtigt, die für professionelle, skalierbare Anwendungen notwendig sind. Das Naive Context Protocol hingegen stellt einen vereinfachten, schlanken Ansatz dar, der auf Standards wie OpenAPI und JSON Schema setzt und auf maximale Einfachheit und Zugänglichkeit ausgelegt ist. Ein Hauptargument, warum MCP nicht so einfach sein kann wie NCP, liegt in den Anforderungen, die professionelle Anwendungen an ein Kontextprotokoll stellen. MCP unterstützt eine differenziertere und robustere Definition von Kontexten und erlaubt komplexe Operationen sowie eine flexible Handhabung von Ressourcen und Prompts.
Es integriert erweiterte Sicherheits- und Autorisierungssysteme, die für sensible Daten und professionelle Umgebungen unabdingbar sind. Diese Features setzen eine komplexere Architektur voraus, die nicht nur technische Raffinesse, sondern auch einen höheren Implementierungsaufwand bedeutet. Das Naive Context Protocol versucht hingegen, mit einem minimalistischen Ansatz maximale Zugänglichkeit zu ermöglichen. Es nutzt etablierte Webstandards wie HTTP, OpenAPI und JSON Schema, um Werkzeuge und Funktionen simpel und leicht verständlich darzustellen. Dieser Ansatz ist ideal für Entwickler, die schnell und unkompliziert einen Einstieg in das Thema Kontexthandhabung finden wollen oder für den Einsatz in Projekten mit geringeren Anforderungen.
Doch dieser Verzicht auf tiefere Funktionalitäten und Sicherheit bedeutet zugleich eine Beschränkung der Einsatzmöglichkeiten. Darüber hinaus ist die Frage der Echtzeitkommunikation ein zentraler Aspekt, der die Komplexität von MCP gegenüber NCP erklärt. Während NCP derzeit noch an einer Spezifikation für Echtzeitkommunikation arbeitet, ist diese im MCP-Standard integrativ gewachsen. Das bedeutet, MCP kann dynamischere, unmittelbarere Interaktionen ermöglichen, die zum Beispiel in komplexen Multi-Agenten-Systemen oder Live-Applikationen unabdingbar sind. Die Einbindung solcher Echtzeitmechanismen erfordert jedoch eine tiefere Netzwerktechnik und sorgt für zusätzlichen Entwicklungsaufwand.
Neben technischen Gründen spielt auch die Historie und Community-Entwicklung eine Rolle. MCP ist entstanden aus einem kollaborativen Prozess über mehrere Jahre, bei dem zahlreiches Feedback von Industrie und Forschung eingeflossen ist. Die Spezifizierung und Weiterentwicklung zielt auf ein hohes Maß an Flexibilität, Erweiterbarkeit und Standardisierung ab, was naturgemäß die Komplexität erhöht. Das NCP hingegen entstand als Gegenentwurf, bei dem bewusst auf viele dieser Features verzichtet wurde, um den Eintrittsbarrieren zu reduzieren. Nicht zuletzt sorgt die Skalierbarkeit für divergierende Anforderungen.
MCP ist darauf ausgelegt, in großen, verteilten Systemen zu funktionieren, wobei Zustandsmanagement, Lastverteilung und Fehlertoleranz berücksichtigt werden. NCP ist in erster Linie für einfache bis mittlere Anwendungsfälle gestaltet und kann mit steigender Komplexität an seine Grenzen stoßen. Hier zeigt sich eine grundsätzliche Designentscheidung: Einfachheit auf Kosten der Funktionalität oder umfassende Features mit höherer Komplexität. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Model Context Protocol trotz seiner Komplexität eine notwendige Rolle spielt, um den Anforderungen professioneller und großskaliger Anwendungen gerecht zu werden. Das Naive Context Protocol ist eine willkommene, leichtgewichtige Alternative, die in bestimmten Szenarien schnelle und unkomplizierte Lösungen ermöglicht.
Die einfache Struktur des NCP ist ein großartiger Schritt in Richtung Zugänglichkeit, aber die umfassenden Anforderungen an Sicherheit, Flexibilität und Skalierbarkeit lassen es nicht zu, dass MCP ebenso simpel gestaltet wird. Die Zukunft wird vermutlich darin bestehen, dass beide Ansätze nebeneinander existieren und sich gegenseitig ergänzen. Projekte könnten an der Schnittstelle zwischen NCP und MCP arbeiten, indem NCP als Grundlage für eine einfache Einführung dient und MCP schrittweise für umfangreichere Einsätze integriert wird. Die Weiterentwicklung auf beiden Seiten bietet somit spannende Möglichkeiten für eine vielfältige und anpassungsfähige KI-Infrastruktur im Bereich der Kontextverwaltung.