Das Mitunterzeichnen eines Kredits ist eine Entscheidung, die viele aus Gefälligkeit gegenüber Freunden oder Familienmitgliedern treffen. Oft wird dabei unterschätzt, welche finanziellen Verpflichtungen und Risiken diese Form der Bürgschaft mit sich bringt. Als Finanzexperte möchte ich auf die vier größten Risiken aufmerksam machen, die mit dem Mitunterzeichnen von Krediten verbunden sind, um Ihnen zu helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen und Ihre finanzielle Sicherheit zu bewahren. Zunächst einmal bedeutet das Mitunterzeichnen eines Kredits nicht nur eine symbolische Unterstützung, sondern eine rechtliche Verpflichtung, für den gesamten Kreditbetrag zu haften. Das heißt, falls der Hauptkreditnehmer Zahlungen auslässt oder in Verzug gerät, werden Sie als Mitunterzeichner sofort und vollständig für die Begleichung der Schulden verantwortlich gemacht.
Einige Leute glauben, dass ihre Haftung erst dann greift, wenn der Kreditnehmer tatsächlich ausfällt. Das ist ein Irrtum, denn Kreditgeber dürfen sofort auf den Mitunterzeichner zurückgreifen, wenn Zahlungen nicht eingegangen sind. Diese Verantwortung kann zu einer erheblichen finanziellen Belastung führen. Besonders wenn der Kreditvolumen hoch ist, kann die unerwartete Zahlung eines gesamten Darlehensbetrags zu einer erheblichen Belastung der persönlichen Finanzen führen. Deshalb ist es entscheidend, bereits vor der Unterzeichnung zu prüfen, ob man in der Lage ist, die Zahlungen selbst zu übernehmen, falls der Hauptschuldner nicht zahlt.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Auswirkung auf die eigene Kreditwürdigkeit. Ein mitunterzeichneter Kredit wird auf dem eigenen Kreditbericht vermerkt und beeinflusst direkt die persönliche Bonität. Sollten der Kreditnehmer verspätete oder fehlende Zahlungen hinterlassen, schlägt sich dies negativ auf den eigenen Schufa-Score oder vergleichbare Bonitätsbewertungen nieder. Eine schlechte Kreditwürdigkeit hat langanhaltende Folgen und erschwert die Aufnahme weiterer Kredite, beispielsweise für den Hausbau, Autokauf oder andere größere Anschaffungen. Neben dem direkten Einfluss auf den Kredit-Score sollte auch die Auswirkung auf die Verschuldungsquote beachtet werden.
Kreditgeber bewerten bei der Vergabe von Darlehen das Verhältnis von Schulden zu Einkommen. Ein offener, mitunterzeichneter Kredit wird hierbei berücksichtigt und kann dazu führen, dass das vorhandene Einkommen bereits stark durch bestehende Verbindlichkeiten belastet erscheint. Dies wiederum verringert die Chancen, selbst weitere Kredite oder Finanzierungen zu erhalten. Das Risiko, auch im Falle einer Privatinsolvenz des Hauptschuldners weiterhin voll haftbar zu sein, wird oft unterschätzt. Wenn die Person, für die Sie mitunterschrieben haben, Insolvenz anmeldet, kann die ursprüngliche Schuld gegenüber dem Kreditgeber damit zwar entfallen – für Sie allerdings nicht zwingend.
Da der Mitunterzeichner rechtlich selbst zum Darlehensvertrag gehört, bleibt die Forderung gegenüber Ihnen bestehen. Das bedeutet, Sie müssen weiterhin für die Rückzahlung sorgen, selbst wenn der Kreditnehmer seine Verpflichtungen durch Insolvenz nicht erfüllen kann. Ohne eigene Insolvenzverfahren bleiben Sie somit auf der Haftung sitzen. Diese Tatsache verdeutlicht, wie langfristig und bindend die Verpflichtung durch das Mitunterzeichnen eines Kredits ist. Auch das Entfernen des eigenen Namens vom Kredit ist keine einfache oder schnelle Angelegenheit.
Viele gehen fälschlicherweise davon aus, dass sie sich nach einiger Zeit von der Bürgschaft lösen können, wenn der Hauptschuldner zuverlässig zahlt oder die finanzielle Beziehung freundschaftlich beendet wird. In Wirklichkeit verlangen die meisten Kreditinstitute für die Entfernung eines Mitunterzeichners eine vollständige Refinanzierung des Kredits. Damit ist gemeint, dass entweder der Kredit neu aufgenommen oder umgeschuldet werden muss – oft verbunden mit neuen Konditionen, Zinsen und Bonitätsprüfungen. Dies ist für viele Betroffene nicht nur zeit- und kostenintensiv, sondern aufgrund verschlechterter Kreditwürdigkeit nicht immer möglich. Neben den direkten finanziellen Folgen darf auch die emotionale Belastung, die sich aus einer solchen Verpflichtung ergeben kann, nicht außer Acht gelassen werden.
Gerade bei Freunden und Familienmitgliedern kann der finanzielle Druck schnell zu Spannungen und Konflikten führen. Die finanzielle Verantwortung lastet schwer, besonders wenn unvorhergesehene Zahlungsschwierigkeiten auftreten. Bevor man also sein Einverständnis zum Mitunterzeichnen eines Kredits gibt, ist es ratsam, alle Aspekte sorgfältig abzuwägen und die eigene finanzielle Lage realistisch zu betrachten. Es kann ebenfalls helfen, sich von Experten beraten zu lassen, um mögliche Fallstricke frühzeitig zu erkennen und Alternativen zu prüfen. Zusammengefasst ist das Mitunterzeichnen eines Darlehens keineswegs eine unerhebliche Gefälligkeit, sondern eine ernsthafte finanzielle Verpflichtung, die weitreichende Folgen auf die eigene wirtschaftliche Situation haben kann.
Die eigene Kreditwürdigkeit kann langfristig beeinträchtigt werden und die Haftung für den gesamten Kreditbetrag bleibt auch bei Problemen des Hauptschuldners bestehen. Zudem erschweren bestehende Co-Signer-Verpflichtungen weitere Kreditaufnahmen und das Entfernen aus dem Vertrag ist komplex und mit Aufwand verbunden. Wer mit diesen Risiken vertraut ist und seine Entscheidung bewusst trifft, minimiert mögliche finanzielle Verluste und schützt sich vor unvorhergesehenen Belastungen. Finanzielle Verantwortung und Kompetenz sind wichtige Faktoren, um langfristig gesunde wirtschaftliche Verhältnisse zu sichern – auch bei der Entscheidung, für andere mit zu bürgen.