Die Diskussion um die Regulierung von Krypto-Staking in den Vereinigten Staaten gewinnt zunehmend an Bedeutung. Im Mittelpunkt steht dabei Everstake, einer der weltweit größten Anbieter von Non-Custodial Staking-Diensten. Während die US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) weiterhin eine klare juristische Einordnung von Staking sucht, argumentiert Everstake vehement, dass Non-Custodial Staking kein Wertpapiergeschäft darstellt, sondern ein technischer Prozess innerhalb dezentraler Blockchain-Netzwerke ist. Diese Argumentation gewinnt an Relevanz, da derzeit über 193 Milliarden US-Dollar an digitalen Assets im Rahmen von Staking auf Proof-of-Stake (PoS)-Netzwerken gebunden sind – eine enorme Summe, die die Bedeutung dieses Themas unterstreicht. Die SEC befindet sich in einer rechtlichen Grauzone, wenn es um die Einordnung von Staking-Diensten geht.
Während früheren SEC-Administration unter anderem durch strikte Durchsetzungsmaßnahmen gegen namhafte Player wie Kraken, Coinbase und Consensys auf sich aufmerksam gemacht wurde, hat sich die Haltung nun etwas gelockert. Dennoch herrscht weiterhin keine eindeutige Rechtsklarheit darüber, ob Staking als Wertpapier einzustufen ist oder nicht. Vor diesem Hintergrund hielt Everstake ein entscheidendes Treffen mit der SEC’s Crypto Task Force ab, um für eine differenziere Betrachtung zu werben und regulatorische Klarheit einzufordern. Everstake betont in diesem Gespräch, dass Non-Custodial Staking eine rein technische Funktion darstellt. Nutzer behalten hierbei die volle Kontrolle über ihre Krypto-Assets und übertragen keine Eigentumsrechte an Dritte.
Stattdessen delegieren sie lediglich Validierungsrechte innerhalb eines Blockchain-Netzwerks. Die Prämisse lautet, dass Staking nicht als Investitionsprodukt, sondern als eine grundlegende Infrastrukturkomponente der Blockchain-Technologie betrachtet werden muss, vergleichbar mit der Rolle eines Orakels in einer Datenbank. Diese technische Funktion soll nicht durch traditionelle Wertpapiergesetze reglementiert werden. Sergii Vasylchuk, Gründer von Everstake, formulierte gegenüber Cointelegraph die Position des Unternehmens klar: Staking sei kein Finanzinstrument oder Wertpapiergeschäft, sondern ein Basis-Layer-Protokollmechanismus zur Sicherung von dezentralen Netzwerken. Durch diese Sichtweise wird der Staking-Prozess von der Einordnung als Wertpapiertransaktion ausgenommen und somit regulatorisch beständiger gemacht.
Neben dem Gespräch mit der SEC hat Everstake Anfang April 2025 zudem einen offiziellen Brief an die Crypto Task Force der Behörde eingereicht. In diesem wird die Forderung nach regulatorischer Klarheit nicht nur für Non-Custodial Staking, sondern auch für Custodial und Liquid Staking-Modelle erhoben. Der Brief antwortet dabei unter anderem auf den Aufruf von SEC-Kommissarin Hester Peirce zur Branchenbeteiligung an der Ausgestaltung von Regulierungen im Blockchain-Sektor. Ein zentraler Punkt von Everstakes Argumentation ist die Auslegung des berühmten Howey-Tests, der in den USA zur Bestimmung von Wertpapieren dient. Everstake erklärt, dass Non-Custodial Staking keine der Bedingungen erfüllt, die für eine Wertpapierklassifikation relevant sind.
Nutzer investieren kein Geld in einen gemeinsamen Betrieb, erwarten keine Gewinne aus Managementanstrengungen und sind im Gegensatz dazu auch nicht auf die Aktivität oder Verwaltung durch Everstake angewiesen. Die Erträge, die durch Staking erzielt werden, stammen aus Netzwerk-Incentives und hängen stark vom Marktwert des gestakten Assets ab, was die Unabhängigkeit von klassischen Investmentkontrakten verdeutlicht. Everstake schlägt zudem spezifische Kriterien vor, die Non-Custodial Staking von der Wertpapierklassierung ausnehmen sollten. Dazu gehört die vollständige Kontrolle der Nutzer über ihre Vermögenswerte, das Fehlen von Asset-Pools, die jederzeitige Möglichkeit zum Entstaken ohne Hürden und die Bereitstellung rein technischer Dienstleistungen durch die Plattform. Die Parallele zu Proof-of-Work-Mining wird gezogen, das von der SEC bereits als kein Wertpapiergeschäft eingestuft wurde.
Margaret Rosenfeld, Chief Legal Officer bei Everstake, unterstreicht diesen Standpunkt und betont, dass bei Non-Custodial Staking keinerlei Übertragung von Vermögenswerten stattfindet, es keinen Investmentvertrag gibt und somit kein Risiko durch Drittparteien besteht. Ihrer Ansicht nach würde eine Einstufung von Non-Custodial Staking als Wertpapier nicht nur die dezentralen Prinzipien der Blockchain-Technologie untergraben, sondern auch Innovationsprozesse in der Kryptoindustrie gefährden. Die SEC selbst hat bislang keine endgültige Position zu Staking eingenommen. Obwohl sie weiterhin aktiv mit verschiedenen Akteuren der Branche, darunter Anbieter von Non-Custodial Staking, Exchange-Traded Funds (ETFs) und Infrastrukturentwicklern, im Austausch steht, fehlt ein klarer Regulierungsrahmen, der die Rechte und Pflichten aller Beteiligten klar regelt. Die Unsicherheit betrifft dabei nicht nur Unternehmen, sondern auch Nutzer und Investoren.
Diese Warterei auf eine definitive Aussage der US-Regulierungsbehörde hat Auswirkungen auf die Marktentwicklung und auf die Bereitschaft, innovative Staking-Modelle weltweit einzuführen. Darüber hinaus hat ein Bündnis von fast 30 Krypto-Verbänden, angeführt vom Crypto Council for Innovation (CCI), die SEC in einem Schreiben am 30. April 2025 aufgefordert, transparente und eindeutige Richtlinien für Krypto-Staking und entsprechende Dienstleistungen zu voranzubringen. Dies zeigt die breite Nachfrage der Branche nach einem verlässlichen und zukunftssicheren Rechtsrahmen, der den technischen Fortschritt ermöglicht, ohne tiefe rechtliche Risiken zu schaffen. Der Markt für Staking wächst rasant und stellt einen wesentlichen Teil des Ökosystems von Proof-of-Stake-Blockchains dar.
Unternehmen wie Everstake fungieren als technische Dienstleister, die es Nutzern ermöglichen, von den Netzwerkvorteilen zu profitieren, ohne die Kontrolle über ihre digitalen Assets zu verlieren. Diese Trennung von Eigentum und Dienstleistung ist ein entscheidender Faktor im Streit über die regulatorische Behandlung. Die Frage, ob Staking als Wertpapier eingestuft wird, hat weitreichende Konsequenzen. Sollte die SEC Staking als eine Form von Investmentvertrag betrachten, müssten Anbieter umfangreiche Registrierungs- und Compliance-Anforderungen erfüllen, was die Eintrittsbarrieren und Betriebskosten stark erhöhen würde. Andererseits könnte eine klare Ausnahmeregelung oder ein maßgeschneidertes Regelwerk dem US-Markt neuen Auftrieb geben und das Vertrauen von Investoren und Nutzern stärken.
Die technische Natur von Non-Custodial Staking lässt sich schwer mit traditionellen Finanzprodukten vergleichen. Es handelt sich vielmehr um ein Protokoll-Feature, das zur Sicherheit und Funktionalität eines Blockchain-Netzwerks beiträgt. Die dabei erzielten Belohnungen sind im Wesentlichen Netzwerk-spezifische Leistungsanreize und keine garantierten oder vom Dienstleister versprochenen Gewinne. In der laufenden Debatte offenbart sich die Notwendigkeit moderner Regulierungen, die den Charakter der innovativen Blockchain-Technologie berücksichtigen. Die Herausforderung besteht darin, den Anlegerschutz zu sichern, ohne gleichzeitig Innovationspotenziale zu hemmen oder Fehlanreize zu setzen.
Everstake setzt sich mit seinen Forderungen dafür ein, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen dieser Balance gerecht werden. Insgesamt illustriert Everstakes Engagement einen wichtigen Dialog zwischen Branche und Regulatoren. Es zeigt sich, dass die Blockchain-Technologie nicht in bestehende rechtliche Schablonen gezwängt werden kann, sondern differenzierte Betrachtungen und angepasste Lösungen benötigt. Die kommenden Monate werden daher entscheidend sein, um die Weichen für die Zukunft von Staking und die regulatorische Entwicklung im Krypto-Sektor zu stellen.