Die Finanzierung eines Startups stellt für viele Gründer:innen eine der größten Herausforderungen dar. Besonders in der frühen Phase kann es schwierig sein, Investor:innen zu finden, die das Potenzial erkennen und bereit sind zu investieren. Doch wie kann man seine Seed-Runde schnell und erfolgreich abschließen, auch wenn das eigene Netzwerk noch klein oder gar nicht vorhanden ist? Die Geschichte meiner Freundin, Gründerin eines innovativen Ed-Tech-Startups, gibt aufschlussreiche Antworten. Innerhalb von nur 17 Tagen schaffte sie es, eine Seed-Finanzierung von 2,7 Millionen US-Dollar bei einer Bewertung von 15 Millionen US-Dollar abzuschließen – mit einem kreativen Ansatz und moderner Technologie. Die Ausgangslage war alles andere als ideal.
Sie hatte keine bestehenden Kontakte zu Investor:innen und hörte oftmals den Rat, möglichst viele Investor-Meetings in einem kurzen Zeitraum zu bündeln, um eine Art FOMO-Effekt (Fear of Missing Out) zu erzeugen. Doch dieses klassische Vorgehen funktioniert nur, wenn bereits ein Netzwerk vorhanden ist. Mit Null Kontakten musste sie einen anderen Weg finden. Ihr methodischer Ansatz begann mit der Analyse und Recherche. Statt sich nur auf direkte Konkurrenten zu konzentrieren, identifizierte sie Unternehmen, die ähnliche technische Probleme lösten, auch wenn sie in anderen Märkten operierten.
Mithilfe von Crunchbase Pro und Tracxn erstellte sie eine Liste von rund 25 Unternehmen, die für sie relevant waren. Sie investierte Zeit, um weitreichend zu recherchieren – sowohl mit kostenpflichtigen Tools als auch durch manuelle Analyse. Das Ziel war es, den Kreis potenzieller Investor:innen zu erweitern und Muster zu erkennen, wo und warum diese bisher investiert hatten. Der Clou lag im sogenannten Reverse-Engineering der Cap Tables ihrer Konkurrenz. Statt auf allgemein bekannte Investor:innen zu setzen, analysierte sie, welche Investor:innen bereits in Technologien ähnlich wie die ihrer Firma investiert hatten.
Dabei entdeckte sie auch Investor:innen, deren Hauptfokus scheinbar in anderen Branchen lag – etwa im Healthcare-Bereich – die dennoch ein wiederkehrendes Investmentverhalten bei technischen Lösungen zeigten, die ihrer Technologie ähnelten. Dadurch entstanden neue Zielgruppen, die sie zuvor nicht in Betracht gezogen hatte. Der nächste entscheidende Schritt war die Kontaktaufnahme. Hier setzte sie auf höchste Individualisierung statt auf Massenakquise. Mithilfe von Apollo.
io fand sie die direkten E-Mail-Adressen der potenziellen Investor:innen. Doch der Erfolg kam nicht durch einfaches Versenden von Standard-Templates, sondern durch die sorgfältige Personalisierung jeder Nachricht. Sie nutzte eine Kombination aus CRM-Daten, Informationen aus den Social-Media-Profilen der Investor:innen sowie deren bisherigen Portfolios, um in jeder E-Mail konkret auf ihre Interessen einzugehen. So konnte sie nachvollziehbar machen, wie ihre Geschäftsidee genau zu den Strategien und Investitionsschwerpunkten der einzelnen Investor:innen passte. Diese Vorgehensweise erforderte zwar viel Zeit und Mühe, erhöhte aber die Antwortrate signifikant.
Um eine natürliche und strukturierte Gesprächsdynamik zu erzeugen, verteilte sie ihre Kontaktversuche in drei Wellen. Die erste konzentrierte sich auf 15 ihrer Wunschinvestor:innen, die zweite auf 25 vielversprechende Profile und die dritte auf weitere 30 potenzielle Geldgeber. Für das Terminmanagement verwendete sie Calendly mit individuellen Links für jede Welle, um die zahlreichen Antworten effizient zu organisieren. Ihre Statistik überrascht: 70 kalte E-Mails wurden versendet, 42 Investor:innen antworteten, daraus entstanden 31 erste Gesprächstermine und letztlich wurden fünf Term Sheets ausgehandelt. Das Ergebnis dieser gezielten Kampagne ist beeindruckend, insbesondere die hohe Resonanzrate auf kalte Kontakte.
Darüber hinaus sorgte der Einsatz von Tracking-Tools wie Streak dafür, dass keine E-Mail unbeachtet blieb und Nachfassaktionen automatisiert erfolgen konnten. Besonders wichtig war ihr eine klare, überzeugende Darstellung der eigenen Wachstumszahlen bereits in der ersten Kontaktaufnahme. Gerade für Gründer:innen, die sich bei renommierten Acceleratoren wie Y Combinator bewerben, empfiehlt sie, den besten Wachstumschart nicht für spätere Meetings aufzusparen, sondern ihn prominent in den ersten Nachrichten zu platzieren. So erhöht sich die Motivation der Investor:innen, überhaupt zu antworten. Die gesamte Erfahrung zeigte deutlich, wie essenziell der intelligente Einsatz von Daten, Automatisierung und Personalisierung im modernen Fundraising ist.
Durch ihre Erfahrung hat sie nicht nur ihr eigenes Unternehmen gestärkt, sondern unterstützt inzwischen andere Gründer:innen darin, denselben Weg effizient und wirkungsvoll zu gehen. Ihr Erfolg beweist, dass man auch ohne umfangreiche Netzwerke schnell Kapital beschaffen kann, wenn man die richtigen Tools und Strategien anwendet. Gründer:innen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, können von diesem praxisnahen Beispiel viel lernen. Die Kombination aus gründlicher Wettbewerbs- und Investorenanalyse, der Nutzung fortschrittlicher Software zur Kontaktfindung und -verwaltung, sowie der individuellen Ansprache stellt eine moderne, bewährte Möglichkeit dar, Seed-Phasen fruchtbar zu gestalten. So wird nicht nur Zeit gespart, sondern auch die Chance maximiert, die passenden Partner für die Reise zu gewinnen.
Zusammenfassend ist der Kern des Erfolges die Kombination aus Konsequenz, Kreativität und Technologieverständnis. Die Fähigkeit, Daten detailliert auszuwerten, Muster zu erkennen und den Kontakt mit potenziellen Geldgeber:innen persönlich sowie relevant zu gestalten, unterscheidet erfolgreiche Gründer:innen von der Masse. Gerade in der schnelllebigen Startup-Welt entscheidet oft der erste Eindruck – und der wird maßgeblich durch die gezielte, individualisierte Kommunikation bestimmt. Die Erzählung meiner Freundin zeigt, dass ein schnelles und zugleich nachhaltiges Fundraising kein Zufall ist, sondern das Ergebnis systematischen Handelns. Mit Mut zu unkonventionellen Wegen und der Bereitschaft, Arbeits- und Zeitaufwand zu investieren, kann man auch ohne jahrelang gewachsenes Netzwerk Erfolg haben.
Für Gründer:innen ist dies eine ermutigende Botschaft. Die Finanzierung einer Vision kann so greifbar werden – innerhalb weniger Wochen, statt monatelanger, oft frustrierender Suche. Wer sich auf die Jagd nach Kapital begibt, sollte daher die Kraft moderner Tools nicht unterschätzen und stets den Mut bewahren, neue Wege auszuprobieren. Denn manchmal führt gerade das Unerwartete zum ganz großen Erfolg.