Changpeng Zhao zählt zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der Kryptowährungsbranche. Als Gründer von Binance, der weltweit größten Krypto-Börse gemessen am Handelsvolumen, hat er die digitale Finanzwelt maßgeblich mitgeprägt. Im Mai 2025 sorgte Zhao für Schlagzeilen, als er öffentlich bestätigte, dass sein Rechtsbeistand einen Antrag auf Präsidialbegnadigung bei den US-Behörden eingereicht hat. Im Rahmen eines Interviews mit Farokh Sarmad von Rug Radio erklärte der Unternehmer, dass die Einreichung des Antrags eine Reaktion auf intensive Medienberichterstattungen war und dass er diesen Schritt auch als präventive Maßnahme gegen wachsende Spekulationen betrachtete. "Wenn sie bereits Artikel darüber schreiben, kann ich genauso gut offiziell den Antrag stellen", so Zhao im Interview.
Diese Erklärung markiert erstmals eine offizielle Bestätigung des Begnadigungsantrages, nachdem in den letzten Monaten bereits mehrfach darüber spekuliert wurde.<br><br>Die Hintergründe des Begnadigungsantrages wurden in den Medien weitgehend diskutiert. Berichte suggerierten, dass der Antrag im Zusammenhang mit finanziellen Arrangements zwischen Zhao, seiner Firma Binance.US und der Familie des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump stehen könnte. Zudem wurde spekuliert, dass Zhao im Rahmen eines möglichen Ablassens gegenüber US-Behörden bereit sei, gegen andere Persönlichkeit innerhalb der Krypto-Szene, wie etwa den Tron-Gründer Justin Sun, auszusagen.
Diese Spekulationen wies Zhao jedoch entschieden zurück und charakterisierte sie als politisch motivierte Fehlinformationen ohne sachliche Grundlage. Seine kritische Haltung gegenüber traditioneller Medienberichterstattung zeigte sich deutlich: Aus seiner Sicht selektiere die Presse gezielt Figuren wie Elon Musk, Donald Trump oder ihn selbst und verfolge eine konsequent negative Darstellung. Zhao bezeichnete die Berichterstattung als einseitig und darauf ausgelegt, bestimmte Narrative zu etablieren, ohne eine ausgewogene Perspektive zu bieten.<br><br>Während das Thema Begnadigung den Hauptfokus des Interviews bildete, richtete Zhao seine Aufmerksamkeit zudem auf den Führungsstil des ehemaligen Präsidenten Donald Trump. Er lobte die Art und Weise, wie Trump internationale Verhandlungen wie harte Geschäftsabschlüsse führe.
Für Zhao unterscheidet sich Trumps Ansatz deutlich von der üblichen geopolitischen Diplomatie, die oft komplex und von taktischen Manövern geprägt ist. Vielmehr betrachte Trump die Verhandlungen durch eine geschäftliche Brille, in der Höhen und Tiefen der Angebote eine übliche Taktik darstellen, bis man sich schließlich auf einen tragfähigen Kompromiss einigt. Zhao bezeichnete Trump als einen „Deals Guy“, der mit Hebelwirkungen und strategischen Positionierungen umzugehen wisse.<br><br>Diese pragmatische Herangehensweise findet insbesondere in der Unternehmenswelt große Anerkennung und wird von Zhao als transparenter und nachvollziehbarer eingeschätzt als herkömmliche politische Ränkespiele. Zwar führe Trumps Stil mitunter zu großen Verschiebungen innerhalb von Branchen und sogar ganzen Volkswirtschaften, doch sei der Ablauf klar und offen, was Zhao als Vorteil erachtet.
Seine Aussagen werfen damit ein interessantes Licht auf die Dynamiken zwischen Politik und Wirtschaft und heben die Bedeutung von Verhandlungsführung hervor. Insbesondere in der Krypto-Industrie, die von schnellen Marktbewegungen und Regulierungsunsicherheiten geprägt ist, sind solche Einsichten von besonderem Wert.<br><br>Die beantragte Begnadigung durch Zhao findet vor dem Hintergrund einer zunehmend strengeren regulatorischen Überwachung der Kryptowährungsbranche in den Vereinigten Staaten statt. Seit einigen Jahren verstärken US-Behörden wie die Securities and Exchange Commission (SEC) und das Department of Justice (DOJ) ihre Untersuchungen und Maßnahmen gegen vermeintliche Verstöße im Kryptosektor. Binance und seine Führung haben dabei immer wieder im Fokus gestanden, was das Umfeld für Krypto-Unternehmen zunehmend herausfordernd gestaltet.
Die Initiative von Zhao, eine Begnadigung zu beantragen, unterstreicht die Komplexität und Sensibilität der rechtlichen Situation, mit der Krypto-Pioniere konfrontiert sind.<br><br>Zudem ist die Entscheidung, öffentlich über den Antrag und zugleich über den Umgang mit den Medien zu sprechen, ein strategisches Signal. Zhao vermittelt dadurch nicht nur Transparenz über seine Situation, sondern appelliert auch an die Wahrnehmung der Öffentlichkeit, bei der Berichterstattung kritisch zu sein und nicht voreilig zu urteilen. Politische und wirtschaftliche Akteure im Krypto-Sektor können somit aus diesem Fall wichtige Lehren ziehen – von der Handhabung juristischer Herausforderungen bis hin zum Image-Management gegenüber der Öffentlichkeit.<br><br>Insgesamt reflektiert der Vorstoß von Changpeng Zhao zum einen die Verflechtung von Politik, Recht und Technologie in einer sich schnell entwickelnden Branche.