Am 28. Mai 2025 gab Israels Premierminister Benjamin Netanjahu eine bedeutsame Erklärung ab: Die israelischen Streitkräfte hätten Mohammed Sinwar, einen der wichtigsten und zugleich schwer fassbaren Anführer der Hamas im Gazastreifen, in einem Luftangriff getötet. Diese Nachricht, die während einer Rede im Knesset-Parlament verkündet wurde, markiert einen weiteren bedeutenden Schlag gegen die Führung der radikalen Bewegung, während der Konflikt zwischen Israel und Hamas weiterhin andauert. Die Tötung Sinwars reiht sich in eine Serie von gezielten Attentaten auf hochrangige Hamas-Kommandeure ein, die aber bislang nicht zu einer vollständigen Niederlage oder Auflösung der Organisation geführt haben. Mohammed Sinwar gilt als eine Schlüsselfigur innerhalb der Hamas.
Er ist der jüngere Bruder von Yahya Sinwar, dem früheren Anführer der Hamas, der selbst im Oktober 2024 von den israelischen Streitkräften getötet worden war. Mit dem Tod Yahyas übernahm Mohammed Sinwar faktisch die Führung der Hamas im Gazastreifen, eine Rolle, die ihn ins Zentrum der militärischen und politischen Aktivitäten der Gruppe stellte. Sein Einfluss erstreckte sich besonders auf die militärische Komponente, wo er als erfahrener und äußerst entschlossener Kommandeur galt. Insbesondere hatte er eine wichtige Rolle bei der Planung der Hamas-Angriffe am 7. Oktober 2023 inne, die zu schweren Verlusten auf israelischer Seite führten und die Region in eine anhaltende Krise stürzten.
Israelische Militärangaben zufolge fand die tödliche Operation am 13. Mai 2025 statt, als die israelische Armee ein umfassendes Ziel in der Nähe des europäischen Krankenhauses in Khan Younis angriff. Dieses Ziel soll als Kommando- und Kontrollzentrum des Hamas-Kommandos gedient haben, das tief unterirdisch im Krankenhauskomplex gelegen war. Die Operation kostete viele Menschenleben und verursachte schwere Verletzungen, was von der Gesundheitsbehörde Gazas bestätigt wurde. Während die Hamas unmittelbar nach dem Angriff Sinwars Tod dementierte und betonte, dass nur sie glaubwürdige Bestätigungen herausgeben könne, erklärte Netanjahu später im Parlament, dass Mohammed Sinwar im Zuge dieses Angriffs getötet worden sei.
Die israelische Regierung machte deutlich, dass die Bekämpfung und Demontage der Hamas-Führung oberste Priorität habe. Der Tod von Mohammed Sinwar ist zweifellos ein strategischer Erfolg für Israel, stellt jedoch auch eine Herausforderung für die Zukunft dar. Experten weisen darauf hin, dass die Hamas zwar durch den Verlust ihrer Spitzenkommandeure geschwächt wurde, die Entschlossenheit und die Fähigkeit der Bewegung, den Konflikt fortzusetzen, dadurch jedoch nicht gebrochen werden. Zudem könnte das Fehlen eines klaren Nachfolgers Sinwars innerhalb der Hamas die interne Struktur der Organisation destabilisieren und die Verhandlungsprozesse zwischen Hamas, Israel und internationalen Vermittlern weiter erschweren. Analysen zufolge lebte Mohammed Sinwar eher im Schatten und führte ein zurückgezogenes Leben, um Sicherheitsrisiken zu minimieren.
Dies unterschied ihn von seinem Bruder Yahya, der öffentlich aktiver war. Die israelische Armee konnte Sinwars Aufenthaltsort nur durch intensive Überwachung und nach monatelanger Recherche lokalisieren. Schon im Dezember 2023 veröffentlichten die IDF Aufnahmen, die Sinwar in einem Fahrzeug durch einen Tunnel nahe der Grenze zwischen Gaza und Israel zeigten. Solche Beweise verdeutlichen die Komplexität der Sicherheitslage und die Schwierigkeit, die Anführer der Hamas zu verfolgen. Seit Beginn der aktuellen Eskalation war die israelische Strategie klar: Die militärische Führung der Hamas gezielt auszuschalten, um die militärische Kapazität und Steuerungsfähigkeit der Organisation zu verringern.
Bereits im Juli 2024 wurde Mohammed Deif, der militärische Anführer der Hamas, bei einem Luftangriff in einem als humanitär deklarierten Gebiet im Süden Gazas getötet. Kurz danach fiel auch der politische Führer Ismail Haniyeh einem gezielten Anschlag in Teheran zum Opfer. Die Eliminierung dieser Schlüsselpersonen war ein zentraler Bestandteil der israelischen Operationsziele. Netanjahus Entschlossenheit, den Krieg gegen die Hamas fortzusetzen, ist trotz wachsender Proteste in Israel auffallend. Nach 600 Tagen Krieg, einer Zeit, in der zahlreiche Israelis ums Leben kamen und viele als Geiseln gehalten wurden, ruft die israelische Öffentlichkeit mittlerweile vermehrt nach einem Ende des Konflikts.
Doch der Premierminister hält an seiner Linie fest und bekräftigt, dass Israel „kompletten Sieg“ verfolgen werde, was unter anderem die vollständige Zerschlagung von Hamas und die Demilitarisierung Gazas bedeutet. Die Tötung von Sinwar wirft jedoch Fragen zur Zukunft des Friedensprozesses und zu möglichen Waffenstillständen auf. Einige Experten sehen in diesem Ereignis eine Verschärfung der Situation, da die Führung der Hamas derzeit stark dezimiert und dezentralisiert ist. Dies erschwere die Möglichkeit, wirksame und belastbare Verhandlungen zu führen. Andererseits gibt es Beobachter, die in der Schwächung der Hardliner innerhalb der Hamas die Chance für gemäßigtere Stimmen sehen, die Verhandlungen mit Israel und internationalen Partnern wie Katar oder den USA vorantreiben könnten.
Die humanitäre Lage in Gaza bleibt dramatisch. Die anhaltenden militärischen Auseinandersetzungen haben das Gebiet schwer beschädigt, zivile Infrastruktur liegt in Trümmern, und die Bevölkerung leidet unter massiven Versorgungsengpässen. Kliniken, Wasser- und Stromversorgung wurden wiederholt unter Beschuss genommen oder sind aufgrund der Kampfhandlungen nicht funktionsfähig. Die schwersten Angriffe, darunter der auf das europäische Krankenhaus in Khan Younis, haben die medizinische Versorgung zusätzlich beeinträchtigt. Mohammed Sinwars Leben und Wirken sind tief mit der Geschichte der Hamas und des Gazastreifens verwoben.
Geboren 1975 im Flüchtlingslager Khan Younis, engagierte er sich bereits als Jugendlicher in militanten Aktivitäten. Er stieg zum Anführer der Khan Younis Brigade der Hamas auf und spielte eine zentrale Rolle bei der Entführung des israelischen Soldaten Gilad Shalit im Jahr 2006, einem Ereignis, das internationale Aufmerksamkeit erregte. Sein militärisches Wissen und seine Führungserfahrung erstreckten sich über drei Jahrzehnte. Trotz seiner militärischen Härte war Sinwar auch ein Charakter, der strategisch agierte. Ein Interview aus dem Jahr 2021 zeigt, dass er durchaus ehrgeizige Ziele verfolgte und angriffslustige Positionen vertrat, darunter die Möglichkeit, Tel Aviv direkt anzugreifen.
Diese Haltung steht exemplarisch für den radikalen Kurs, den viele Führungspersonen der Hamas vertreten und der zu immer wiederkehrenden Konfliktsituationen führt. Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklungen mit großer Sorge. Die USA haben Bemühungen zu einer Waffenruhe angestoßen, während die Situation in Gaza weiterhin eskaliert. Die jüngsten Ereignisse, inklusive der Tötung Sinwars, könnten sowohl politischen Druck auf Israel als auch auf Hamas erhöhen, da die Leidtragenden vor allem die Zivilbevölkerung sind. Abschließend zeigt der Konflikt, wie komplex und langwierig der Nahostkonflikt weiterhin ist.
Die Eliminierung von Mohammed Sinwar ist zwar ein Schlag gegen die Hamas, doch ob dies den Weg zu einer nachhaltigen Lösung ebnet oder weitere Gewaltwellen auslöst, bleibt abzuwarten. Israels klare Strategie, die militärische Führung der Hamas zu neutralisieren, steht im Spannungsfeld zu humanitären und politischen Herausforderungen. Der Weg zu Frieden und Stabilität in der Region bleibt steinig und wird vermutlich noch Jahre anhaltende Anstrengungen von allen Beteiligten erfordern.