Der Frachtgutdiebstahl hat im Jahr 2024 mit einem Verlustvolumen von insgesamt 455 Millionen US-Dollar einen Rekord erreicht. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Diebstähle um 26 Prozent, während der durchschnittliche Wert pro gestohlenem Frachtgut auf über 200.000 US-Dollar anstieg. Die Entwicklung weist darauf hin, dass die Täter immer raffinierter vorgehen und gezielt Unternehmen und Lieferketten ins Visier nehmen. Besonders alarmierend ist der Anstieg der sogenannten strategischen Frachtdiebstähle, eine kriminelle Methode, bei der gestohlene Identitäten von Spediteuren und Logistikvermittlern verwendet werden, um Lieferungen umzuleiten und Waren zu entwenden.
Diese Form des Diebstahls verzeichnet allein in Hotspots wie Kalifornien, Georgia, Illinois, Tennessee und Texas eine Zunahme von über 400 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Dynamik des strategischen Frachtgutdiebstahls beruht auf der Ausnutzung digitaler Schwachstellen sowie der geschickten Manipulation der Kommunikation zwischen Versendern, Fahrern und Spediteuren. Kriminelle Gruppen erstellen gefälschte Brokerage-Firmen oder übernehmen Identitäten legitimer Logistikpartner, um das Vertrauen der Beteiligten zu gewinnen. Sie kommunizieren mit Fahrern unter falschen Identitäten, verwenden branchenspezifische Fachsprache und versuchen, die Details der Lieferung geheim zu halten. Häufig werden Fahrer angewiesen, Fracht problemlos und gegen Barzahlung abzuliefern.
Nach der Abholung wird die Ladung an verborgene Lagerstätten umgeleitet, wo sie schnell umgeladen und weiterverkauft wird. Dabei bleiben die eigentlichen Fahrer meist unwissend und riskieren ihren Ruf, da sie für die fehlgeleiteten Waren verantwortlich gemacht werden. Ein weiterer Trick im Repertoire der Diebe besteht in der sogenannten Doppelvermittlung. Dabei treten Broker als Zwischenglied gegenüber den Versendern auf, ohne die tatsächlichen Vertragspartner zu informieren. Sie vergeben Frachtaufträge an dritte Parteien, kassieren die Zahlungen ein und verschwinden, während die echten Frachtführer ohne Entgelt bleiben.
Außerdem gibt es die Methode der Empfängerverfälschung, bei der Kriminelle Cyberangriffe nutzen, um Lieferadressen zu ändern und so Sendungen abzufangen. Um diesen komplexen Bedrohungen entgegenzuwirken, müssen Unternehmen ihre Sicherheit auf mehreren Ebenen stärken. Zuallererst spielt die sorgfältige Prüfung und Verifikation aller Geschäftspartner eine entscheidende Rolle. Unbekannte Kontakte sollten nie ohne Überprüfung autorisiert werden. Es ist ratsam, verdächtige Anfragen direkt mit bekannten Ansprechpartnern abzugleichen und kleinste Unstimmigkeiten wie falsche E-Mail-Adressen, Telefonnummern oder Logos als Warnzeichen zu erkennen.
Auch das Dokumentieren sämtlicher Transporte, inklusive der Daten zu Fahrern, Lkw-Identifikationen und Frachtpapieren, trägt zur Transparenz bei und erschwert kriminellen Machenschaften das Eindringen. Die Auswahl verlässlicher Spediteure und Broker ist ebenso essenziell für die Sicherheit der Lieferkette. Um bei neuen Partnerschaften ein hohes Maß an Vertrauen sicherzustellen, sollte gründliche Due-Diligence betrieben und auf etablierte Bewertungsplattformen sowie staatliche Register zurückgegriffen werden. Das Nutzen von Ressourcen wie dem Federal Motor Carrier Safety Administration (FMCSA) oder Carrier411 bietet wichtige Informationen über Bonität und Zuverlässigkeit potenzieller Partner. Neben diesen Maßnahmen empfiehlt es sich, eine gesteigerte Skepsis gegenüber vermeintlich günstigen Angeboten oder ungewöhnlich hohen Zahlungen zu entwickeln.
Da die Betriebskosten im Transportsektor relativ stabil bleiben, sind extrem niedrige Preise oder überdurchschnittliche Honorare oft Indikatoren für Betrugsversuche. Unternehmen sollten solche Offerten sorgfältig hinterfragen und im Zweifel abwarten. Ein weiterer kritischer Bestandteil des Schutzkonzepts ist die konsequente Einhaltung von Informationssicherheits-Standards. Mitarbeiter sollten geschult werden, um verdächtige E-Mails und Phishing-Versuche zu erkennen, Passwörter sollten regelmäßig geändert und niemals unachtsam geteilt werden. Das Öffnen von Links aus unbekannten Quellen gilt es zu vermeiden, um Datenlecks zu verhindern, die eine Grundlage für Betrug bilden können.
Die Bedrohung durch traditionelle Formen des Frachtdiebstahls bleibt weiterhin relevant. Besonders gefährdet sind Lagerhäuser, Verteilerzentren und Rastplätze. In den Bundesstaaten Kalifornien, Texas und Illinois fanden 2024 fast die Hälfte aller gemeldeten Diebstähle statt. Zu den bevorzugten Beutestücken zählen Lebensmittel, Getränke und Haushaltswaren. Für Fahrer gelten grundsätzliche Verhaltensregeln, um das Risiko zu minimieren.
Hierzu zählen etwa sorgfältige Fahrzeug- und Ladungskontrollen vor Fahrtbeginn, die Wahl sicherer und gut beleuchteter Parkplätze sowie die Vermeidung der Offenlegung von Routen oder Ladungsdetails gegenüber unbefugten Personen. Auch das Vermuten und richtiges Reagieren auf gefährliche Situationen, etwa durch langsames Fahren, Ausweichen oder Kontaktaufnahme mit der Polizei bei verdächtigen Verfolgern, kann einen wichtigen Beitrag leisten. An der Ladungssicherung durch moderne Diebstahlsicherungssysteme wie spezielle Schlösser oder GPS-Ortungstechnologien führt heutzutage kein Weg mehr vorbei. Verschlossene Fahrzeuge, das Mitnehmen von Schlüsseln bei Pausen und das rasche Überprüfen der Umgebung sorgen zusätzlich für Sicherheit. Ein wichtiger Schritt, um sich gegen das wachsende Risiko von Frachtdiebstahl zu wappnen, ist die Zusammenarbeit mit spezialisierten Dienstleistern.
Versicherer wie IAT Insurance bieten Schutzausrüstung und technische Lösungen in Partnerschaft mit Herstellern von hochwertigen Schlössern und verdeckter GPS-Ortung zu attraktiven Konditionen an. Diese Technologien ermöglichen das präzise Tracking der Fracht und die Geofencing-Überwachung von Fahrzeugen, sodass Abweichungen sofort erkannt und verfolgt werden können. Bei einem tatsächlichen Diebstahl liegt es im Interesse aller Beteiligten, rasch zu handeln. Die sofortige Meldung bei den zuständigen Behörden, die Information aller im Transport involvierten Parteien sowie die Kooperation mit dem Broker und der Versicherung sind entscheidend, um die Schäden zu begrenzen und die Ermittlungen zu unterstützen. Abschließend lässt sich festhalten, dass die Bedrohung durch Frachtgutdiebstahl vielfältiger und komplexer geworden ist.
Unternehmen sind gefordert, ihre Prozesse und Sicherheitsstandards laufend zu überprüfen und anzupassen. Nur durch eine Kombination aus Wachsamkeit, technologischem Fortschritt und vertrauensvollen Partnerschaften lässt sich die Sicherheit der Lieferketten heute und in Zukunft gewährleisten. Mit einem ganzheitlichen Ansatz zum Schutz der Flotte können Schäden in Millionenhöhe vermieden werden, während gleichzeitig die Effizienz und Zuverlässigkeit der Logistik erhalten bleiben.