Das von Präsident Trump vorgeschlagene Steuerpaket, das mit über 1.000 Seiten Umfang sämtliche Erwartungen an Größe und Komplexität übertrifft, steht im Zentrum hitziger Debatten unter Finanzexperten und politischen Beobachtern. Trotz seiner enormen Ausdehnung und der ambitionierten Ziele, die das Gesetz verfolgt, gehen die Meinungen über die tatsächlichen Auswirkungen dieses Pakets weit auseinander. Mit der Verabschiedung im Repräsentantenhaus ist das Gesetz nun auf dem Weg in den Senat, was für Finanzberater derzeit Unsicherheit und Zurückhaltung bei drastischen Portfolio-Änderungen bedeutet. Vor allem die Unsicherheit über das endgültige Gesetzeswerk sorgt dafür, dass viele Experten ihr Urteil noch zurückhalten.
Sean Dann, Direktor für Investmentforschung bei Marshall Financial, äußert sich vorsichtig dazu und warnt davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. Da das Paket bereits im Repräsentantenhaus erhebliche Schwierigkeiten hatte, dort durchzukommen, sei es riskant und spekulativ, jetzt bereits auf Basis des Entwurfs umfassende Veränderungen in der Vermögensverwaltung vorzunehmen. Eines der Hauptkritikpunkte an dem Gesetzesentwurf ist die prognostizierte Ausweitung des Haushaltsdefizits um etwa 3,8 Billionen US-Dollar innerhalb der kommenden zehn Jahre. Die Congressional Budget Office (CBO) hebt dies als ernsthafte Belastung für die Staatsfinanzen hervor. Diese zusätzlichen Schulden wirken sich unmittel- und mittelbar auf die Finanzmärkte aus, insbesondere auf den US-Rentenmarkt.
Bereits jetzt sind die Renditen für 20- und 30-jährige Staatsanleihen über die Fünf-Prozent-Marke gestiegen. Das signalisiert ein zunehmendes Misstrauen der Investoren hinsichtlich der langfristigen Staatsfinanzierung in den USA. Mark Heppenstall, Chief Investment Officer bei Penn Mutual Asset Management, zieht einen Vergleich zur Vergangenheit und erinnert an die sogenannten Bond Vigilantes der Clinton-Ära. Damals hatten Anleger durch hohe Renditeforderungen Druck auf die Politik aufgebaut, um die Ausgaben gezielt einzudämmen. Ähnliche Entwicklungen könnten laut ihm erneut die Haushaltsdisziplin erschweren, da steigende Zinsen die Möglichkeiten zur Finanzierung etwa von Steuererleichterungen einschränken.
Doch das Steuerpaket ist nicht der einzige Faktor, der die Zinslandschaft belastet. Heppenstall verweist ebenso auf die anhaltende Inflation, die Unsicherheiten bei Handelszöllen sowie die jüngste Herabstufung des US-Kreditratings durch Moody’s. Alle diese Faktoren zusammen wirken als Bremse für den amerikanischen Aktien- und Anleihenmarkt. Die bisherige US-amerikanische „Ausnahmestellung“ an den Finanzmärkten scheint mehr und mehr zu bröckeln. Anleger suchen weltweit verstärkt nach alternativen Anlagen und bevorzugen andere globale Märkte, was die Dynamik an den US-Börsen zusätzlich beeinflusst.
Ein bedeutender Vorteil des Steuerpakets wird zunehmend für Steuerzahler in besonders stark belasteten Bundesstaaten sichtbar. Die Rede ist von der geplanten Anhebung der Obergrenze für den Abzug von Bundes- und Landessteuern, dem sogenannten SALT (State and Local Tax) Deduction. Aktuell liegt diese Grenze bei 10.000 US-Dollar, was vor allem Einwohner von Staaten mit hohen Steuersätzen wie New York und Kalifornien stark einschränkt. Das Gesetz schlägt vor, diese Grenze auf 40.
000 US-Dollar anzuheben, was die Steuerlast für viele dieser Haushalte deutlich reduzieren könnte. Finanzberater begrüßen diesen Punkt, da er voraussichtlich vielen wohlhabenden Bürgern praktisch zugutekommt. Neben der SALT-Anpassung sieht das Paket auch vor, die Freibeträge bei Erbschafts- und Schenkungssteuern erheblich zu erhöhen. Im Jahr 2026 soll die Grenze von bislang 5 Millionen auf 15 Millionen US-Dollar steigen. Für vermögende Familien bietet dies einen klaren Vorteil bei der Nachlassplanung.
Matthews Saneholtz, CIO bei Tobias Financial Advisors, hebt hervor, wie wichtig eine solche transparente Regelung für die effiziente Planung von Erbschaften ist. Die höhere Freigrenze schafft mehr Sicherheit und planbare Rahmenbedingungen für den Vermögensübergang an die nächste Generation. Eine der innovativsten und sozialpolitisch interessanten Neuerungen findet sich im Konzept der sogenannten MAGA-Konten (Money Accounts for Growth and Advancement). Dabei handelt es sich um ein Programm, das Kindern von Beginn an über staatlich initiierte Treuhandfonds eine finanzielle Grundlage verschaffen soll. Der Staat würde jedem Kind 1.
000 US-Dollar als Startkapital zur Verfügung stellen. Eltern könnten zusätzlich jährlich bis zu 5.000 US-Dollar in diese Konten einzahlen. Die Gelder würden in US-Aktien investiert und könnten später für bedeutende Lebensausgaben verwendet werden, darunter Studiengebühren, Kredite für kleine Unternehmen oder die Erstfinanzierung von Immobilienkäufen. Dieses Modell verfolgt das Ziel, die finanzielle Unabhängigkeit und den Wohlstand über Generationen hinweg zu fördern und gleichzeitig ökonomische Aufstiegschancen breit zugänglich zu machen.
Trotz dieser vielversprechenden Aspekte mahnen Experten zur Vorsicht. Die angespannte Situation auf dem Anleihenmarkt, die wachsende Staatsverschuldung und die ausländische Abwanderung von Kapital könnten die wirtschaftlichen Vorteile des Pakets mindern oder sogar in Frage stellen. Der expansive Charakter des Vorhabens stellt zudem die Frage, ob zukünftige Regierungen die finanziellen Spielräume für soziale und infrastrukturelle Investitionen ausreichend erhalten werden. Die öffentliche und politische Debatte um das Gesetz spiegelt die vielschichtigen Herausforderungen wider, die mit solch umfassenden Steuerreformen verbunden sind. Finanzberater empfehlen ihren Kunden daher, weiterhin aufmerksam die Entwicklungen zu verfolgen und bei Anlageentscheidungen nicht vorschnell zu agieren.