Die Nachricht über eine temporäre Einigung zwischen den USA und China zur Reduzierung von Zöllen hat die globalen Finanzmärkte am Anfang der Woche nachhaltig beeinflusst. Nach intensiven Gesprächen in Genf vereinbarten beide Länder eine 90-tägige Aussetzung der bislang hohen gegenseitigen Zölle. Diese Vereinbarung sieht vor, dass die USA die Zölle auf chinesische Importe von bislang bis zu 145 Prozent auf 30 Prozent reduzieren, während China seine Zölle von bis zu 125 Prozent auf nur noch 10 Prozent absenkt. Dieses beispiellose Tarifabkommen hat die Märkte positiv überrascht und für eine breite Rallye an den Börsen weltweit gesorgt. Besonders in den USA kam es zu deutlichen Kursgewinnen, wobei der Leitindex S&P 500 um 3,3 Prozent zulegte und der technologielastige Nasdaq Composite sogar um 4,4 Prozent anstieg.
Solche Zuwächse spiegeln die Erleichterung der Investoren angesichts der reduzierten Handelsunsicherheit wider. Die halbe Jahreszeit, die diese vorübergehende Regelung umfasst, soll beiden Seiten Zeit geben, weitere Verhandlungen zu führen und eine dauerhafte Lösung zu finden. Der Schritt wird allgemein als ein Signal der Deeskalation im Handelsstreit zwischen den beiden wirtschaftlichen Supermächten gewertet. Die unmittelbaren Reaktionen am Devisenmarkt waren ebenfalls markant. Der US-Dollar erlebte eine beachtliche Aufwertung und konnte gegenüber anderen wichtigen Währungen wieder Boden gewinnen.
Ein entsprechender Index, der den Dollar im Vergleich zu anderen Hauptwährungen misst, legte beinahe 1,17 Prozent zu. Besonders auffällig war der deutliche Wertverlust des japanischen Yen, der um 2,1 Prozent gegenüber dem Dollar zurückfiel und die Marke von 148,39 Yen pro US-Dollar erreichte. Ähnlich ging es dem Schweizer Franken, der als traditionelles sichereres Anlagegut oftmals in Zeiten wirtschaftlicher oder politischer Unsicherheit gefragt ist. Die Abschwächung des Frankens brachte für die Schweizer Exportindustrie eine gewisse Entlastung und stellte einen Hoffnungsschimmer für die nationale Zentralbank dar. Die Ansteckungseffekte waren auch bei Rohstoffen spürbar.
So verlor Gold, das im April mit einem historischen Hoch von 3500 US-Dollar je Unze eine seiner stärksten Phasen hinter sich hatte, mit einem Rückgang von 2,7 Prozent auf etwa 3234,80 US-Dollar an Attraktivität. Der enge inverse Zusammenhang zwischen Goldpreisen und der Stärke des US-Dollars wurde durch diese Entwicklungen eindrucksvoll bestätigt. Analysten sehen in den aktuellen Marktbewegungen eine klare Rückkehr zu risikoreicheren Anlagen und ein Abbruch der Flucht in traditionelle Krisenwerte. Der Eindruck einer temporären Entspannung im Handelsstreit sorgte für optimistische Zukunftsperspektiven. Finanzexperten wie Gina Bolvin, Präsidentin des Vermögensverwaltungsunternehmens Bolvin Wealth Management Group aus Boston, kommentierten die Situation als klassische Erholung nach den starken Rückgängen an den Märkten der vergangenen Wochen.
Die Überwindung wichtiger Widerstandsmarken gebe Anlass zur Hoffnung, dass der Markt nachhaltig an Stabilität gewinnen könnte. Durch diese Entwicklung profitieren insbesondere Technologieaktien, die zuvor unter den Auswirkungen des Handelsstreits stark gelitten hatten. Die positive Stimmung am Aktienmarkt wird vom verbesserten Ausblick auf die internationalen Handelsbeziehungen getragen. In einer gemeinsamen Erklärung hoben Washington und Peking die Bedeutung ihrer bilateralen Wirtschaftsbeziehungen hervor und betonten, wie kritisch sie nicht nur für die beiden Länder, sondern für die globale Ökonomie sind. Diese Worte beruhigten viele Marktakteure, die zuvor durch Unsicherheiten geprägt waren.
Der Tarifausschub wird zugleich als wichtiges Signal für eine mögliche längerfristige Normalisierung der Handelsbeziehung bewertet. Kit Juckes, Chefstratege für Devisenmärkte bei Societe Generale, bezeichnete den Schritt als „substantielle Erleichterung“ für beide Seiten. Gleichzeitig zeigen aktuelle Wirtschaftsdaten aus China, dass der Fiskus und die Industrie mit dem Handelsstreit bereits zu kämpfen hatten. Die Preise für Fabrikprodukte sanken im April so stark wie seit sechs Monaten nicht mehr, was auf Druck durch sinkende Nachfrage und wachsende Unsicherheiten hindeutet. Die harten Zölle hatten insbesondere zahlreiche chinesische Exporteure verunsichert, was auch in der Verzögerung vieler Investitionsprojekte reflektiert wurde.
In den USA hatte der Eskalationskurs der bisherigen Handelsstrategie von Präsident Trump Sorgen hinsichtlich der Unternehmensgewinne verursacht. Zahlreiche große US-Konzerne hatten ihre Prognosen für das laufende Quartal bereits zusammengezogen oder zurückgezogen, da die Unsicherheiten um Zölle und Gegenzölle ihre Geschäftsaussichten trübten. Eine Rückkehr zu einem stabileren Handelsumfeld ist deshalb auch für US-Unternehmen essenziell, um wiederum neue Investitionen zu ermöglichen und den Konsum zu stabilisieren. Diese positive Wende bewirkte auch eine spürbare Bewegung im Rohstoffsegment. So erhöhten sich die Preise für Brent-Rohöl mit einem Anstieg von knapp 1,9 Prozent auf etwa 65,10 US-Dollar pro Barrel.
Die steigende Nachfrageerwartung gepaart mit der Hoffnung auf eine wirtschaftliche Belebung verpackt in der Zollverhandlung treibt die Notierungen deutlich an. Die Erholung an den Märkten steht aber nicht allein unter dem Einfluss der Zollpause. Sie wird begleitet von einer allgemeinen Entspannung an den Finanzmärkten, einer moderaten Verbesserung der US-Wirtschaftsdaten und einem Nachlassen der protektionistischen Spannungen in anderen Bereichen. Die Herausforderung bleibt jedoch das Management der künftigen Verhandlungen. Die 90 Tage sollten als Zeitfenster gesehen werden, um Vertrauen aufzubauen und konkrete Vertragswerke zu entwerfen, die nachhaltige Handelsstrukturen gewährleisten.
Bis dahin können sich allerdings auch erneut politische oder wirtschaftliche Ereignisse als Stolpersteine erweisen. Für Anleger und Analysten ist daher weiterhin Vorsicht geboten, obwohl die momentane Euphorie verständlich ist. Die anstehende Berichtsaison vieler wichtiger Unternehmen in den USA wird in den kommenden Wochen starken Einfluss darauf haben, wie nachhaltig der positive Impuls der Tarifpause ins Gewicht fällt. Unternehmen wie Walmart, die zuvor positiv oder negativ überraschen könnten, werden mit Argusaugen beobachtet, um Hinweise auf die tatsächlichen Auswirkungen der geopolitischen Entspannung auf das Wirtschaftswachstum zu gewinnen. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Eskalation im Handelskrieg eine vorläufige Pause eingelegt hat.