Tesla ist zweifellos eines der faszinierendsten Unternehmen der Gegenwart. Mit einer Pionierrolle in der Elektromobilität, innovativen Technologien und einer charismatischen Führung durch Elon Musk hat sich das Unternehmen tief in das Bewusstsein von Investoren weltweit eingebrannt. Besonders bekannt geworden ist Cathie Wood, die Gründerin von ARK Invest, für ihre mutigen Investitionen in Tesla und fast ebenso kühne Prognosen bezüglich der zukünftigen Kursentwicklung der Tesla-Aktie. Aktuell sieht Wood den Aktienkurs von Tesla auf 2.600 US-Dollar steigen, was einer Marktkapitalisierung von nahezu 10 Billionen US-Dollar entsprechen würde.
Trotz dieser positiven Aussichten ist ein anderes Bild bei genauerer Betrachtung der Unternehmenszahlen und Marktbedingungen erkennbar – das eher auf einen bevorstehenden Crash hindeutet. Warum das so ist, soll hier eingehend erklärt werden. Tesla steht vor einer Reihe von Herausforderungen, die bisherige Wachstumserfolge ins Wanken bringen könnten. Besonders auffällig ist der Rückgang des Marktanteils. Während Tesla frühzeitig vom Trend zur Elektromobilität profitierte und den Markt nahezu dominierte, zeichnet sich seit einiger Zeit eine dramatische Verlangsamung des Wachstums ab.
Im US-Elektromarkt fiel der Marktanteil von Tesla von beeindruckenden 75 Prozent im ersten Quartal 2022 auf etwa 43,5 Prozent Anfang 2025. Bei einer solch starken Reduktion des Marktanteils ist eine Delle in den Einnahmen kaum vermeidbar. Die Gründe für diese Entwicklung liegen vor allem in der zunehmenden Konkurrenz. In China, einem Schlüsselmarkt für Elektroautos, haben heimische Hersteller enorm aufgeholt. Firmen wie BYD, Nio und XPeng setzen Tesla mit wettbewerbsfähigen und oft günstigeren Modellen unter erheblichen Druck.
Auch in Europa, einem weiteren wichtigen Markt, melden sich traditionelle Automobilhersteller wie Volkswagen und BMW mit neuen elektrischen Modellen zurück und fordern Tesla direkt heraus. Trotz intensiver Preissenkungen konnte Tesla bisher nicht erfolgreich gegnerische Marktanteile zurückerobern, was sich negativ auf Umsatz und Gewinnmargen auswirkt. Der Umsatzrückgang ist bereits messbar. Im letzten Quartal fiel der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 20 Prozent. Diese Entwicklung ist besorgniserregend vor dem Hintergrund der exorbitanten Erwartungen der Investoren und insbesondere jener von Cathie Wood.
Die Margen schrumpfen ebenfalls deutlich: Die Bruttogewinnmarge sank von etwa 30 Prozent auf unter 18 Prozent, die operative Marge halbierte sich nahezu von 16 Prozent auf knapp über 7 Prozent in zwölf Monaten. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, könnte Tesla in eine finanzielle Schieflage geraten, die den Aktienkurs stark unter Druck setzt. Neben dem Kerngeschäft Elektrofahrzeuge investiert Tesla auch in sogenannte Energiespeicherlösungen. Dieser Geschäftsbereich erlebte zuletzt ein Umsatzwachstum von 67 Prozent im Jahresvergleich und erreichte etwa 2,73 Milliarden US-Dollar im letzten Quartal. Diese Speichertechnologie soll helfen, das Stromnetz stabiler zu machen und ist sowohl für gewerbliche Kunden als auch Privatpersonen interessant.
Trotz des starken Wachstums bleibt dieser Bereich momentan klein im Vergleich zum Gesamtvolumen von Tesla, das sich im hohen dreistelligen Milliardenbereich bewegt. Zudem sind die Margen in diesem Segment vergleichsweise gering, was das Gewinnpotenzial limitiert. Darüber hinaus bleiben viele von Teslas ambitionierten Projekten hoch spekulativ. Innovationen wie autonomes Fahren, Robotaxis und Energielösungen bewegen sich oft noch in der Zukunftsmusik oder sind von regulatorischen und technischen Herausforderungen geprägt. Für eine Aktie, die nach wie vor mit enormen Erwartungen an das schnelle Wachstum der Zukunft bewertet wird, kann das eine tickende Zeitbombe sein.
Cathie Wood begründet ihre Zuversicht vor allem mit dem Innovationspotenzial von Tesla und der Hoffnung auf nachhaltige Dominanz im Bereich der E-Mobilität und Energie. ARK Invest ist bekannt für einen spekulativeren Investmentansatz, der auf disruptive Technologien setzt und kurzfristige Rückschläge zugunsten langfristiger Gewinne hinnimmt. Doch gerade dieser optimismusbasierte Ansatz kann auch zu Überbewertungen führen, wenn finanzielle und marktwirtschaftliche Grunddaten nicht mitziehen. Der aktuelle Aktienkurs von rund 275 US-Dollar spiegelt bereits eine sehr optimistische Erwartungshaltung wider – weit entfernt von einer konservativen Bewertung anhand von Umsatz, Gewinn und Marktanteilen. Ein Kursziel von 2.
600 US-Dollar ist nicht nur eine Verzehnfachung des gegenwärtigen Preises, sondern impliziert auch eine Marktkapitalisierung, die größer wäre als die von Apple oder Microsoft heute. Diese Prognose setzt voraus, dass Tesla seinen Marktanteil nicht nur stabilisiert, sondern massiv zurückgewinnt, gleichzeitig neue Geschäftsbereiche schnell wachsen und massiv profitabel werden. Kritiker argumentieren, dass eine solche Erwartung nicht mit den derzeitigen Trends harmoniert. Die Konkurrenz im EV-Bereich wird härter, der Preiskampf verschärft sich, außerdem laden die fallenden Margen und stagnierenden Umsätze zu einem vorsichtigeren Blick ein. Hinzu kommen makroökonomische Risiken wie steigende Zinsen oder wirtschaftliche Abschwächungen, die das Investorenvertrauen erschüttern könnten.
Für Anleger heißt das: Die Tesla-Aktie befindet sich an einem Scheideweg. Ein blindes Vertrauen in künftiges Wachstum ohne Berücksichtigung der fundamentalen Risiken kann fatale Folgen haben. Ein potenzieller Crash oder zumindest eine deutliche Kurskorrektur ist angesichts der aktuellen Daten und der hohen Bewertung absolut denkbar. Dennoch sollte Tesla nicht komplett abgeschrieben werden. Das Unternehmen hat viele Stärken, eine starke Marke, eine hohe Innovationskraft und eine Führungsrolle im Bereich Elektromobilität.
Die Frage ist eher, wie viel von diesem Potenzial bereits im Kurs eingepreist ist und ob die Risiken ausreichend berücksichtigt werden. Zusammenfassend lässt sich sagen: Cathie Woods Enthusiasmus für Tesla spiegelt die Begeisterung für Innovation wider, doch die Realität im Markt und die Unternehmenszahlen sprechen eine deutlich zurückhaltendere Sprache. Wer in Tesla investiert, sollte sich der Volatilität und der inhärenten Risiken bewusst sein und seine Entscheidungen auf einer ausgewogenen Analyse basieren. Ein Crash der Tesla-Aktie ist angesichts der aktuellen Herausforderungen keineswegs auszuschließen und für Anleger eine wichtige Überlegung bei der Portfoliogestaltung.