Die im April veröffentlichte Texas Manufacturing Outlook Survey (TMOS) der Federal Reserve Bank in Dallas signalisiert eine alarmierende Verschlechterung der Geschäftslage in der Fertigungsindustrie des Bundesstaates Texas. Die Umfrage, die regelmäßig die Stimmung und die wirtschaftlichen Erwartungen von Herstellungsunternehmen erfasst, verzeichnete eine der stärksten Einbrüche seit der Pandemie. Diese Entwicklung wirft Fragen auf, ob Texas lediglich ein regionales Problem erlebt oder ob sich hier größere wirtschaftliche Herausforderungen abzeichnen, die national oder sogar global von Bedeutung sein könnten. Im April 2025 fiel der Gesamtindex für die allgemeine Geschäftstätigkeit auf einen Wert von -35,8, was den niedrigsten Stand seit Mai 2020 markiert. Dies bedeutet, dass deutlich mehr Unternehmen eine Verschlechterung der Geschäftsbedingungen erwarten als eine Verbesserung.
Die negativen Aussichten spiegeln sich auch im Unternehmensausblick wider, der auf -28,3 gefallen ist und damit einen neuen Tiefstwert seit dem Höhepunkt der Pandemie erreicht. Gleichzeitig stieg der Index zur Unsicherheit der Geschäftsaussichten um 11 Punkte auf 47,1. Dies unterstreicht die zunehmende Skepsis innerhalb der Industrie gegenüber einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung. Interessanterweise blieb der Produktionsindex mit einem leichten Plus bei 5,1 vergleichsweise stabil. Dies zeigt, dass trotz der insgesamt schlechten Stimmung einige Unternehmen weiterhin moderate Produktionssteigerungen verbuchen konnten.
Allerdings steht diesen Ergebnissen ein dramatischer Rückgang im Bereich der neuen Aufträge gegenüber. Der neue Auftragsindex fiel um 20 Punkte auf -20,0, was darauf hinweist, dass viele Unternehmen weniger neue Geschäftsmöglichkeiten sehen und mit einem Rückgang der Nachfrage rechnen. Auch die Auslastung der Kapazitäten sank auf –3,8, während der Versandindex erstmals in diesem Jahr negativ wurde und von 6,1 auf –5,5 fiel. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass die Produktion nicht nur stagniert, sondern in einigen Bereichen bereits zurückgeht. Die Beschäftigungsentwicklung bleibt trotz der schlechten Aussichten relativ stabil, allerdings berichten neun Prozent der Firmen von Neueinstellungen, während 13 Prozent über Entlassungen berichten und die Arbeitszeit pro Beschäftigten abnimmt.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Anstieg der Kosten für Rohmaterialien, deren Index im April auf 48,4 kletterte – der höchste Wert seit Mitte 2022. Auch die Preise für Fertigwaren stiegen auf 14,9, was auf zunehmenden Preisdruck hindeutet. Die Lohnentwicklung zeigt sich hingegen stabil geblieben, wobei der Index für Löhne und Sozialleistungen mit 14,3 leicht unter dem Durchschnitt liegt. Diese Daten werfen ein Schlaglicht auf eine Industrie, die sich in einem schwierigen Umfeld behaupten muss. Die Betriebskosten steigen, gleichzeitig sinkt die Nachfrage nach neuen Aufträgen, was die Margen unter Druck setzt.
Besonders problematisch sind dabei die Unsicherheiten im Zusammenhang mit Handelszöllen und geopolitischen Spannungen. Industrievertreter aus Bereichen wie der chemischen Produktion beklagen die anhaltende Unklarheit über Tarife, was zu Verzögerungen und Investitionszurückhaltung führt. Analysten von Wedbush bezogen sich im April konkret auf die Auswirkungen der von Donald Trump eingeführten Zollpolitik, die mit Unsicherheiten auf den Finanzmärkten einhergehen und Preisdruck erzeugen. Hersteller aus dem Elektroniksektor erwarten einen dramatischen Umsatzrückgang von 10 bis 15 Prozent im Mai, da Kunden verunsichert sind und Investitionen zurückhalten. Die Prognosen für die zukünftige Geschäftsentwicklung zeigen gemischte Signale.
Der Zukunftsproduktionsindex liegt mit 14,8 zwar weiterhin im positiven Bereich, ist im Vergleich zum Vormonat jedoch um 13 Punkte gefallen. Der Index für die zukünftige allgemeine Geschäftstätigkeit ist weiter ins Negative gerutscht und liegt jetzt bei –15,2. Das bedeutet, dass die Unternehmen mit einer weiteren Verschlechterung der allgemeinen Geschäftslage rechnen. Die texanische Wirtschaft, traditionell eine starke Säule in den USA, könnte damit als Frühwarnsystem für größere wirtschaftliche Probleme fungieren. Texas ist einer der größten Bundesstaaten mit einer vielfältigen Industrielandschaft, die von Öl und Gas über Chemie bis hin zu Elektronik und Maschinenbau reicht.
Schwächen in diesem wichtigen Wirtschaftsstandort könnten auf breitere Trends hindeuten, die auch andere Regionen und Branchen treffen. Die Kombination aus steigenden Kosten, sinkender Nachfrage und wachsender Unsicherheit trifft Unternehmen in einer Zeit, in der die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ohnehin schon angespannt sind. Die Inflation, geopolitische Konflikte und wechselnde Handelspolitiken setzen der Industrie zu. Die jüngste Umfrage der Dallas Fed zeigt, dass diese Faktoren zunehmend auch die Stimmung und die Zukunftserwartungen der Unternehmen beeinträchtigen. Was bedeutet das für Investoren und politische Entscheidungsträger? Einerseits gilt es, genau hinzuschauen, wie sich die Entwicklung in Texas weiter gestaltet, da hier Schlüsselindikatoren für die breite US-Industrie beobachtet werden können.