Der britische Chipdesigner Arm steht im Zentrum globaler Handels- und Technologiegespräche, denn das Unternehmen rund um seine wegweisenden Prozessorarchitekturen befindet sich in einem wirtschaftlich herausfordernden Umfeld. Trotz der weltweiten Unsicherheiten durch Zollkonflikte und geopolitische Spannungen zeigt sich Arm selbstbewusst und sieht sich gut aufgestellt, um weiterhin zu wachsen. Gleichzeitig gibt das Unternehmen jedoch keine verbindliche Umsatzprognose für das kommende Geschäftsjahr 2026 ab, da die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen derzeit schwer vorhersehbar sind. Die Gründe hierfür und Arm's Strategien für die Zukunft beleuchten Experten und Marktbeobachter mit besonderem Interesse. Arm hat in seinem jüngst abgeschlossenen vierten Quartal seines Geschäftsjahres 2025 Rekordzahlen präsentiert.
Der Gesamtumsatz erreichte 1,24 Milliarden US-Dollar, wobei die Erträge aus Lizenz- und Lizenzgebühren neue Höchststände verzeichneten. Die Lizenzgebühren beliefen sich auf 607 Millionen US-Dollar, ein deutliches Zeichen für den steigenden Wert der Chips, die Arm-Technologien nutzen. Neue Lizenzverträge, darunter eine bedeutende mehrjährige Vereinbarung zur Zusammenarbeit im Bereich künstliche Intelligenz mit der malaysischen Regierung, trugen maßgeblich zu diesem Wachstum bei. Der Vorstandsvorsitzende Rene Haas betont dabei die expansive Rolle von Arm in schnell wachsenden Geschäftsfeldern wie Rechenzentren und der KI. Besonders die Partnerschaft mit Nvidia, die jüngst von der Hopper- auf die Blackwell-Architektur wechselte, in der Arm Grace CPUs verwendet werden, bringt laut Haas neuen Schwung in das Segment der Serverchips.
Arm cores sind somit in immer mehr Produkten für Hyperscale-Datenzentren zu finden, was die Position von Arm als Schlüsselakteur im Wachstum des KI-Marktes stärkt. Haas prognostiziert, dass bis Ende des Jahres etwa die Hälfte der neuen Serverchips in diesen Großrechenzentren auf Architekturen von Arm basieren wird. Finanzvorstand Jason Child äußerte sich in der jüngsten Investorenkonferenz jedoch vorsichtiger in Bezug auf Prognosen für das kommende Geschäftsjahr. Er verwies auf die starke Unvorhersehbarkeit, die durch die schwankende Handelspolitik unter der Trump-Präsidentschaft entstanden ist. Diese war von unberechenbaren Zollmaßnahmen und einer grundsätzlich protektionistischen Haltung gegenüber ausländischen Produkten geprägt.
Aufgrund der daraus resultierenden Marktunsicherheiten hält das Unternehmen eine exakte Prognose aktuell nicht für sinnvoll. Child erklärte, dass nur ein begrenzter direkter Einfluss auf die Einnahmen aus Lizenzgebühren und Lizenzverträgen erwartet wird, da rund 10 bis 20 Prozent der Lizenzgebühren aus US-Lieferungen stammen. Dennoch sorgt der langfristige indirekte Effekt auf die Nachfrage nach Endprodukten, die Arm-Technologien verwenden – und somit eventuelle Auswirkungen von Zöllen auf diese Produkte – für gewisse Besorgnisse. Herausforderungen durch Nachfragerückgänge könnten sich zwar nur moderat auf die Lizenzgebühren auswirken, jedoch bleibt ihre genaue Größenordnung unklar. Child verwies zudem auf frühere Marktphasen wie die COVID-19-Pandemie, in denen sich Kunden trotz vorübergehender wirtschaftlicher Einbrüche weiterhin engagiert in Entwicklungen investierten, was auch für die kommenden Monate Hoffnung macht.
Besonders interessant ist, wie Arm trotz der Vorsicht gegenüber externen Faktoren erhebliche Investitionen im Bereich Forschung und Entwicklung plant. Der Fokus liegt dabei klar darauf, die eigenen technologischen Vorteile auszubauen und vor allem den Einsatz von KI-Anwendungen weiter zu forcieren. Child unterstrich die Bedeutung aggressiver F&E-Investitionen, um sicherzustellen, dass KI überall genutzt wird und auf Arm-Technologien läuft. So positioniert sich Arm nicht nur als Traditionsunternehmen im Bereich Prozessordesign, sondern auch als Innovationstreiber in einem der zentralen Zukunftstechnologiefelder. Vergleichbare Unternehmen in der Halbleiterbranche sehen sich ebenfalls mit der Lage konfrontiert.
Der deutsche Chiphersteller Infineon etwa gab in seinem jüngsten Ergebnisbericht eine zurückhaltendere Umsatzprognose ab. Das Unternehmen senkte seine Umsatzprognose für das Geschäftsjahr aufgrund der Unsicherheiten durch tarifäre Streitigkeiten und reduzierte sein Wachstumserwartungen für das letzte Quartal 2025 um etwa zehn Prozent. Infineons Erfahrungen spiegeln die komplexen Auswirkungen globaler Handelskonflikte auf Zuliefer- und Produktionsketten wider, die sich unmittelbar auf die Halbleiterindustrie auswirken können. Im Gegensatz dazu steht Arm, das sich durch sein royalty- und lizenzbasiertes Geschäftsmodell eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegenüber kurzfristigen Marktschwankungen bewahrt. Die vielfältige Nutzung der Arm-Technologien in verschiedenen Branchen – von Smartphones über das Internet der Dinge bis hin zu Automobil- und Rechenzentrumsanwendungen – ermöglicht eine breite Absicherung des Unternehmens gegen sektorale Einbrüche.
Ein besonders bemerkenswerter Trend ist das von Arm hervorgehobene starke Wachstum der Lizenzgebühren aus Smartphone-Chips, trotz eines vergleichsweise geringen Wachstums im Absatz der Geräte selbst. Lilian Haas bezeichnete diese Entwicklung als Beleg für den steigenden Wert, den Arm-Technologien pro Gerät liefern. Im Smartphone-Markt resultierte dies in einem Lizenzgebührenanstieg von rund 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr, während sich das Wachstum der verkauften Endgeräte auf lediglich zwei Prozent beschränkte. Für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2026 stellt Arm eine Umsatzerwartung zwischen 1 und 1,1 Milliarden US-Dollar in Aussicht, was einem Rückgang gegenüber dem vorangegangenen Quartal entspricht. Seasonale Effekte werden als Ursache für die moderat flach bleibenden Lizenzgebühren gesehen, mit einer anschließenden erwarteten Erholung und einem Wachstum von zehn bis fünfzehn Prozent in den letzten beiden Quartalen des Jahres.
Genauere Prognosen wolle das Unternehmen zu gegebener Zeit mit steigender Marktsichtbarkeit kommunizieren. Zudem gibt es leichte Entspannungssignale im internationalen Handel. So einigte sich die US-Regierung Anfang Mai 2025 darauf, Zölle auf importierten Stahl und Aluminium aus Großbritannien teilweise abzubauen und einen reduzierten Tarif von zehn Prozent auf britische Autos einzuführen, wenngleich ein Basistarif von zehn Prozent bestehen bleibt. Diese Entwicklung könnte mittel- bis langfristig für mehr Stabilität in den Handelsbeziehungen sorgen, was auch Arm zugutekommen könnte. Arm selbst positioniert sich als Vorreiter in der globalen Chipindustrie, der trotz politischer Unsicherheiten und Herausforderungen von Zollstreitigkeiten Wachstumsmöglichkeiten in neuen Technologien für künstliche Intelligenz und cloud-basierte Serverinfrastrukturen sieht.
Die Kombination aus technologischem Innovationsgeist und einem robusten Geschäftsmodell, das auf Lizenzgebühren basiert, macht Arm zu einem Unternehmen, das selbst in einem volatilen wirtschaftlichen Umfeld Chancen für nachhaltigen Erfolg sieht. Diese Strategie, gepaart mit einem Fokus auf zukunftsträchtige Märkte wie KI, Automobiltechnologien und das Internet der Dinge, dürfte Arm dabei helfen, auch in unsicheren Zeiten seine Marktposition auszubauen. Die Herausforderungen durch internationale Handelsspannungen führen zwar zu einer vorsichtigen Haltung hinsichtlich Prognosen, doch die positive Geschäftsentwicklung des Unternehmens zeigt, dass es gelingt, gegen den Strich zu wachsen und neue Märkte zu erschließen. Abschließend lässt sich sagen, dass Arm trotz der aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheiten und des Drucks von außen einen funktionierenden Plan verfolgt. Während ein Großteil der Chipbranche wegen der undurchsichtigen globalen Handelslage mit Vorsicht agiert, behält Arm sein Ziel im Blick: starke technologische Führerschaft und das Erzielen eines nachhaltigen Wachstums durch strategische Investitionen in zukunftsträchtige Innovationen.
Die kommenden Monate werden zeigen, wie belastbar das Geschäftsmodell von Arm in einem Umfeld komplexer geopolitischer und ökonomischer Herausforderungen tatsächlich ist.