In den weiten, oftmals abgelegenen Ölfeldern Nordamerikas, insbesondere in den Regionen der Rocky Mountains und der Great Plains, entwickelt sich eine bemerkenswerte Symbiose zwischen zwei auf den ersten Blick völlig unterschiedlichen Branchen: der Ölexploration und dem Bitcoin-Mining. Beide Industriezweige verbinden sich zunehmend über die gemeinsame Nutzung von Erdgas, das bisher oft als Nebenprodukt der Ölgewinnung abgefackelt oder ungenutzt entweichen gelassen wurde. Diese Entwicklung bietet nicht nur wirtschaftliche Vorteile für beide Seiten, sondern adressiert auch Umweltprobleme, die mit der Verbrennung und Verschwendung von Gas einhergehen. Traditionell fördert die Ölindustrie Erdöl, bei dessen Gewinnung häufig auch Erdgas als Nebenprodukt entsteht. Da oftmals keine ausreichenden Pipelines oder Infrastruktur vorhanden sind, um das Gas zu transportieren und zu vermarkten, bleibt den Ölbetreibern häufig nur die Möglichkeit, das überschüssige Gas abzufackeln, um Sicherheitsrisiken bei der Förderung zu vermeiden.
Dieses sogenannte „Flaring“ führt zu erheblichen CO2-Emissionen und trägt somit zum Klimawandel bei. Genau an dieser Stelle setzen innovative Bitcoin-Mining-Firmen an. Sie bringen mobile Mining-Anlagen direkt zu den Ölquellen. Diese Anlagen, die man in sogenannten Trailers zusammenfasst, bestehen aus leistungsstarken Computerhardwarekomponenten, die dazu genutzt werden, komplexe Rechenoperationen durchzuführen und so neue Bitcoins zu generieren. Der Energiebedarf für dieses Verfahren ist erheblich, weshalb Stromkosten eine entscheidende Rolle spielen.
Indem sie das an den Ölquellen übrigbleibende Erdgas nutzen, können Miner kostengünstigen Strom für ihre Geräte bereitstellen. Für die Ölproduzenten bedeutet diese Partnerschaft eine effiziente Nutzung eines sonst verlorenen Nebenprodukts. Statt das Erdgas einfach zu verbrennen und dadurch wertvolle Ressourcen zu verschwenden, wird es in elektrische Energie umgewandelt und zum Betrieb der Mining-Hardware genutzt. So entsteht ein neuer Einnahmezweig, der auch als Beitrag zur Reduzierung von Emissionen gesehen wird. Einige Unternehmen ermöglichen den Minern sogar, das Gas kostenlos oder zu reduzierten Preisen zu beziehen, da das kostenlose Abfackeln kostspielig und aus Umweltgesichtspunkten problematisch ist.
Die Verbindung zwischen Öl- und Gasfirmen und Kryptowährungsminern ist jedoch keineswegs nur technisch motiviert. Es gibt auch einen strategischen Aspekt: Globale und lokale Regulierungen setzen immer stärkere Anreize, Emissionen zu reduzieren. So haben einige US-Bundesstaaten wie North Dakota und Wyoming neue Gesetze erlassen, die Steuervergünstigungen für Unternehmen vorsehen, die Erdgas zur Energiegewinnung für Datenzentren und Mining-Anlagen nutzen, anstatt es abzufackeln. Auch auf Bundesebene sind strengere Richtlinien für Methanemissionen geplant, die den Aufbau solcher Partnerschaften begünstigen könnten. Mehrere der größten Anbieter in diesem Bereich zeichnen sich durch innovative Mobilitätskonzepte aus.
Mobile Mining-Anlagen ermöglichen es, flexibel auch abgelegene Standorte zu bedienen und dort dort zu agieren, wo momentan überschüssiges Gas anfällt. Dieses Modell ist nicht nur wirtschaftlich attraktiv, sondern trägt dazu bei, die Energieerzeugung näher am Förderpunkt bereitzustellen und somit Verluste in Transport und Verteilung zu vermeiden. Trotz positiver Entwicklungen gibt es weiterhin Kritik und Herausforderungen. Umweltaktivisten weisen darauf hin, dass Bitcoin-Mining selbst einen erheblichen ökologischen Fußabdruck hinterlässt. Während die Nutzung von sonst ungenutztem Gas eine Verbesserung darstellt, wird dabei nicht die Gesamtmenge der erzeugten Emissionen vermieden, sondern lediglich auf ein anderes Feld verlagert.
Außerdem ist die Volatilität der Kryptowährungen ein Risiko für die Wirtschaftlichkeit solcher Projekte. Tatsächlich ist der Stromverbrauch der globalen Bitcoin-Industrie enorm. Studien beziffern die jährlichen CO2-Emissionen dieses Sektors auf rund 60 Millionen Tonnen, was in etwa dem Ausstoß von neun Millionen Pkw entspricht. Dabei übersteigt der Energieverbrauch durch das Bitcoin-Mining bereits den einiger kleinerer Länder. Umso wichtiger sind nachhaltige Konzepte, um den Umwelteinfluss zumindest zu reduzieren.
Auf der anderen Seite bringen die gemischten Geschäftsmodelle zahlreiche Chancen mit sich. Unternehmen wie Kirkwood Oil and Gas in Wyoming arbeiten mit Technologieanbietern zusammen, um das Erdgas effektiv zu nutzen und gleichzeitig Bitcoin zu erzeugen. Andere Akteure wie Crusoe Energy Systems, eines der größten Mining-Unternehmen Nordamerikas, expandieren schnell und erhalten signifikante Finanzierungszusagen. Die Branchen wachsen zusammen und schaffen so neue Arbeitsplätze und Geschäftsmöglichkeiten in Regionen, die oftmals von wirtschaftlichen Herausforderungen geprägt sind. Durch die Verlagerung des Bitcoin-Minings von traditionellen Hauptstandorten in Asien, wo oft Kohle als Energiequelle für die künstliche Intelligenz hinter den Kryptowährungen dient, hin zu diesen eher gasbasierten Systemen in Nordamerika, kann auch ein globaler Beitrag zur Emissionsminderung geleistet werden.
Kohle gilt als besonders klimaschädlich, sodass die Nutzung von Erdgas zumindest einen kleineren CO2-Fußabdruck hinterlässt. Dennoch bleibt der Gesamteffekt umstritten, da die gleiche Menge an Treibhausgasemissionen weiterhin produziert wird, nur eben von einer anderen Industrie. Zukunftsaussichten sind geprägt von regulatorischen und technologischen Entwicklungen. Mögliche staatliche Förderungen, strengere Umweltvorschriften sowie der Ausbau von Infrastruktur könnten dazu führen, dass immer mehr Öl- und Gasförderer Kooperationen mit Kryptomining-Firmen eingehen. Die Flexibilität mobiler Miningeinheiten erlaubt ihnen, schnell auf Markt- und Angebotsveränderungen zu reagieren.