Die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten, insbesondere der Konflikt zwischen Iran und Israel, haben bedeutende Auswirkungen auf die globalen Energiemärkte und somit auch auf die Preise für Energie in den Vereinigten Staaten. Während die direkte militärische Auseinandersetzung zwischen diesen beiden Ländern vor allem regional begrenzt ist, können die potenziellen Folgen für die weltweite Ölversorgung und die Marktdynamik erheblich sein. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, die Mechanismen hinter der Preisbildung von Öl zu verstehen und wie die jüngsten Entwicklungen in der Region die Zukunft der US-Energiepreise beeinflussen könnten. Die jüngsten Ereignisse zeigen, dass der Ölpreis trotz der Eskalation des Iran-Israel-Konflikts nur moderate Schwankungen aufweist. Nach anfänglichen Preissteigerungen am Ende der Vorwoche sanken die Preise für Rohöl am 16.
Juni 2025 leicht auf etwa 71 US-Dollar pro Barrel, ein Wert, der ungefähr dem Niveau des Jahresanfangs entspricht. Dieser moderate Preis wird als gesund betrachtet, da er für die meisten Ölproduzenten profitabel ist und gleichzeitig nicht zu stark ansteigende Kraftstoffpreise für Verbraucher verursacht. Ein wesentlicher Grund für die relative Stabilität des Ölpreises trotz der militärischen Angriffe ist, dass Israel zwar Teile der iranischen Öl- und Gasinfrastruktur angriff, diese jedoch ausschließlich auf den Binnenverbrauch ausgelegt sind. Die angegriffenen Ziele umfassten beispielsweise das South Pars Gasfeld, den Shahran Kraftstoffdepot und die Shahr Rey Ölraffinerie, die hauptsächlich der Versorgung Irans dienen. Der internationale Ölmarkt bleibt deshalb weitgehend unberührt, da die Anlagen, die für die weltweiten Exporte Irans relevant sind, unangetastet blieben.
Iran exportiert derzeit etwa 1,5 Millionen Barrel Öl täglich, was rund zwei Prozent der globalen Förderung ausmacht. Der Versuch, die exportrelevante Infrastruktur gezielt zu verschonen, spiegelt die komplexen Interessen beider Konfliktparteien wider. Ein Angriff auf diese Anlagen würde den Konflikt erheblich eskalieren lassen und könnte zu einer massiven Verknappung auf den Weltmärkten führen. Experten wie Dan Pickering, Gründer und Chief Investment Officer bei Pickering Energy Partners, weisen darauf hin, dass das Risiko einer Eskalation dennoch hoch bleibt, da nur eine „falsche Bombe“ ausreichen kann, um die Märkte in Aufruhr zu versetzen. Ein weiterer kritischer Faktor im Energiemarkt stellt die geographische Lage des Iran dar.
Das Land befindet sich unmittelbar neben der strategisch hochbedeutsamen Straße von Hormuz, durch die schätzungsweise rund 20 Millionen Barrel Öl täglich transportiert werden – etwa ein Fünftel des weltweiten Verbrauchs. Jegliche Beeinträchtigung dieses Seewegs, sei es durch militärische oder politische Maßnahmen, könnte daher gravierende Auswirkungen auf die globale Versorgung haben und die Rohölpreise in die Höhe treiben. Die Bedeutung des Iran-Israel-Konflikts auf die US-Energiepreise lässt sich nur im Gesamtzusammenhang mit globalen Förderquoten und politischen Entscheidungen verstehen. Vor etwa zwei Monaten hat die von Saudi-Arabien geführte OPEC+ ihre Förderquoten überraschenderweise erhöht und plant, die Produktion bis zum Jahresende um mehr als zwei Millionen Barrel täglich zu steigern. Diese Entscheidung soll weitreichende Effekte haben, indem sie das bisherige Gleichgewicht auf dem Ölmarkt zugunsten einer größeren Versorgung verschiebt.
Diese Erhöhung der Fördermengen kann eine dämpfende Wirkung auf die Preise haben, vor allem wenn sich Sicherheitsfragen in der Region weiter verschärfen oder wenn andere Produzenten die Lücke füllen, die der Iran aufgrund von Sanktionen oder Konflikten möglicherweise hinterlässt. Allerdings ist auch klar, dass eine flächendeckende Eskalation mit weitreichenden Produktionsausfällen in gesamter OPEC-Region die Ölpreise sehr stark nach oben treiben könnte – mit einem möglichen Anstieg auf über 120 US-Dollar pro Barrel. Solch hohe Preise wären für Verbraucher weltweit belastend und würden wahrscheinlich eine Nachfragereduktion nach sich ziehen. Im Kontext der US-Energiepreise ist jedoch auch die inländische Versorgung entscheidend. Die USA haben in den letzten Jahren durch eine intensive Förderung von Schieferöl ihre Abhängigkeit von ausländischen Öllieferungen reduziert.
Dennoch sind globale Entwicklungen nicht vollständig isoliert von den US-Märkten. Ein signifikanter Preisschub infolge einer krisenhaften Lage im Nahen Osten könnte auch in den USA steigende Preise für Benzin, Heizöl und andere Energieformen auslösen. Gleichzeitig könnte eine längere Phase relativer Entspannung, etwa durch erneute Verhandlungen zum iranischen Nuklearprogramm und eine Abkühlung des Konflikts, zu einem Rückgang der Preise führen. In einem solchen Szenario könnten die Ölpreise auch unter die Marke von 55 US-Dollar pro Barrel fallen, was zwar für Verbraucher günstig wäre, jedoch die Rentabilität vieler Förderprojekte in den USA und weltweit gefährden könnte. Der Energiemarkt ist hochsensibel gegenüber Unsicherheiten.
Die anhaltende Auseinandersetzung zwischen Iran und Israel verdeutlicht einmal mehr, wie eng politische Konflikte und wirtschaftliche Entwicklungen miteinander verknüpft sind. Marktteilnehmer beobachten daher mit großer Vorsicht, ob und wie sich die Lage in nächster Zeit entwickelt. Der Balanceakt zwischen militärischer Eskalation, diplomatischem Fortschritt und wirtschaftlichen Interessen bestimmt letztlich, in welche Richtung sich die Energiepreise bewegen. Für Verbraucher und Unternehmen in den USA ist es daher ratsam, die Entwicklungen weiterhin genau zu verfolgen und sich auf mögliche Schwankungen einzustellen. Strategien zur Energieeinsparung und eine Diversifikation der Energiequellen könnten helfen, die Auswirkungen volatiler Preise zu mildern.