Der US-Dollar gilt seit Jahrzehnten als die weltweit dominierende Leitwährung und hält den größten Anteil an den globalen Devisenreserven der Zentralbanken. Gleichzeitig beobachten Experten und Institutionen wie die Europäische Zentralbank (EZB) mit wachsender Aufmerksamkeit Veränderungen in der Verteilung der internationalen Währungsreserven. Eine aktuelle Studie der EZB zeigt, dass der Dollar weiterhin Marktanteile verliert, während der Euro nur langsam davon profitiert. Dieser Umstand stellt wichtige Fragen hinsichtlich der Zukunft des internationalen Währungssystems und der Rolle Europas in der Weltwirtschaft. Die Studie, die im Jahr 2025 veröffentlicht wurde, dokumentiert eine Verlängerung des Trends, wonach der Anteil des US-Dollars an den weltweiten Fremdwährungsreserven abnimmt.
Allein im Jahr 2024 verlor der Dollar zwei Prozentpunkte seines Marktanteils und liegt aktuell bei etwa 58 Prozent, nach einem Rückgang von insgesamt zehn Prozentpunkten in den vergangenen zehn Jahren. Dies bedeutet zwar, dass der Dollar weiterhin klar die führende Reservewährung ist, doch ist der Verlust von Marktanteilen ein Signal dafür, dass sich die Präferenzen der Zentralbanken allmählich verändern. Interessanterweise hat der Euro im gleichen Zeitraum nur geringe Zugewinne verzeichnet. Sein Anteil an den globalen Devisenreserven bewegt sich seit Jahren konstant knapp unter 20 Prozent. Während europäische Politiker und Ökonomen auf eine Schwäche des Dollar setzen, um die internationale Bedeutung des Euro zu stärken, zeigt die Realität, dass andere Währungen wie der japanische Yen und der kanadische Dollar relativ größere Zuwächse machten.
Diese Tatsache wirft ein Licht auf die Herausforderungen, denen der Eurozone derzeit gegenübersteht. Ein bedeutender Gewinner der Entwicklungen ist Gold, das als klassisches Krisen- und Diversifikationsgut erneut an Bedeutung gewinnt. Zentralbanken weltweit erhöhten ihre Goldreserven 2024 um mehr als 1.000 Tonnen und damit in einem Rekordtempo, das doppelt so hoch ist wie der Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Laut der Studie investieren etwa zwei Drittel der Zentralbanken in Gold, um ihre Portfolios zu diversifizieren, während rund 40 Prozent das Edelmetall als Schutz vor geopolitischen Risiken sehen.
Der langsam steigende Anteil des Euros an den globalen Reserven korrespondiert mit strukturellen Hürden innerhalb der Eurozone selbst. Einer der wesentlichen Nachteile des Euro gegenüber dem Dollar ist das Fehlen eines wirklich liquiden und großvolumigen „sicheren“ Finanzinstruments, das von der gesamten Eurozone gemeinsam begeben wird. Während in den USA die Staatsanleihen des Bundes als Maßstab für sichere Anlagen gelten, wird die europäische Staatsschuld von den Mitgliedsstaaten individuell ausgegeben. Diese Fragmentierung des europäischen Anleihenmarktes wirkt sich hemmend auf die Attraktivität von Euro-denominierten Anlagen aus. Die EZB und namhafte Ökonomen setzen daher auf die Einführung gemeinsamer Schuldtitel, oft als „Euro-Bonds“ oder „Blue Bonds“ bezeichnet.
Solche gemeinsamen Anleihen würden von der gesamten Eurozone getragen und könnten als verlässliche und liquide Anlageform etablierte US-Treasuries zumindest teilweise ersetzen. Die Idee stößt allerdings auf politische Widerstände, da einige Mitgliedsstaaten Befürchtungen hinsichtlich der gemeinsamen Haftung hegen. Trotzdem wird der Vorschlag neuerdings wieder intensiv diskutiert, besonders im Kontext der aktuellen geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten. Vor dem Hintergrund der Unsicherheiten im US-Wirtschaftspolitikbereich hat sich seit April 2025 ein zunehmend bemerkenswerter Trend gezeigt: die Schwäche des Dollars gegenüber dem Euro trotz steigender US-Staatsanleiherenditen. Eine solche Korrelation gilt als ungewöhnlich und signalisiert, dass Anleger die Erfahrung machen, dass der Dollar als „sicherer Hafen“ an Vertrauen verliert.
Stattdessen verlangen Investoren eine höhere Risiko-Prämie, um US-Anlagen zu halten, was wiederum den Euro in eine bessere Position bringt, um seine Rolle zu festigen. Die Rolle des Euro im internationalen Währungssystem hat sich mit der Einführung des einheitlichen Euro vor über zwei Jahrzehnten zwar deutlich verbessert, jedoch wurde die Währung bislang nicht als vollwertiger Konkurrent zum Dollar angesehen. Die Teilung der Eurozone in unterschiedliche Volkswirtschaften mit divergierenden Finanzpolitiken und Renditeprofilen erschwert eine einheitliche Währungs- und Finanzpolitik, die für das Vertrauen der Investoren essenziell ist. Die mangelnde gemeinsame Fiskalpolitik wird als einer der Hauptgründe dafür bewertet, dass der Euro nicht stärker von der Schwäche des Dollar profitiert. In der Praxis bedeutet dies, dass Zentralbanken weltweit bei der Verwaltung ihrer Reserven immer diversifizierter vorgehen.
Neben dem Dollar und dem Euro spielt auch der japanische Yen eine zunehmend wichtige Rolle. Die kanadische Währung hat sich ebenfalls als attraktive Alternative erwiesen, was vermutlich mit der stabilen Wirtschafts- und Fiskalpolitik Kanadas zusammenhängt. Zudem gewinnen Gold und andere Sachwerte als Teil der Reservestrategie signifikant an Bedeutung. Diese Entwicklung zeigt eine Verschiebung hin zu einer multipolaren Struktur im internationalen Finanzsystem. Die Zukunft des Euros hängt maßgeblich von politischen Entscheidungen innerhalb der Eurozone ab.
Eine stärkere finanzielle Integration, gemeinsame Schuldtitel und eine verbesserte Koordination der Wirtschaftspolitiken könnten die Attraktivität des Euros insgesamt steigern. Die EZB unter Führung von Christine Lagarde sieht hierin eine große Chance, die sich insbesondere angesichts der Unsicherheiten und Volatilitäten der US-amerikanischen Wirtschaftspolitik auftut. Es bleibt abzuwarten, ob die Eurozone die politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen bewältigen kann, um den Euro als globalen Akteur nachhaltig zu stärken. Sollte es gelingen, die Fragmentierung des Anleihenmarktes zu überwinden und liquide, risikogemeinsame Anlagen zu schaffen, könnte der Euro im Wettbewerb der Weltleitwährungen aufholen und eine bedeutendere Rolle einnehmen. Insgesamt zeigt die EZB-Studie, dass der Dollar zwar Marktanteile verliert, der Euro aber nur langsam und zögerlich profitiert.
Die internationalen Investoren und Zentralbanken diversifizieren zunehmend ihre Reserven, wobei Nebenwährungen und Gold als Absicherung gegen Risiken an Relevanz gewinnen. Die Entwicklungen spiegeln auch das wachsende Bedürfnis wider, das internationale Finanzsystem widerstandsfähiger und weniger abhängig von einer einzelnen Währung zu machen. Für Deutschland und Europa ergeben sich daraus sowohl Risiken als auch Chancen. Die stärkere Positionierung des Euros könnte den wirtschaftlichen Einfluss der Eurozone auf internationaler Ebene erhöhen und langfristig zu mehr Stabilität beitragen. Auf der anderen Seite erfordert dies einen tiefgreifenden Reformprozess, der politische Kompromisse und neue institutionelle Rahmenbedingungen braucht.
Die kommenden Jahre dürften daher von intensiven Debatten über die Zukunft des Euro und die Gestaltung des europäischen Finanzsystems geprägt sein. Neben der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit wird auch das Vertrauen der internationalen Märkte in die Stabilität und Einheit der Eurozone eine Schlüsselrolle spielen für die Entwicklung der Währung im globalen Kontext. Abschließend unterstreicht die aktuelle EZB-Studie, dass der globale Devisenmarkt im Wandel begriffen ist. Die Dominanz des US-Dollars wird herausgefordert, doch der Aufstieg alternativer Währungen wie dem Euro erfolgt langsamer als erwartet. Gold und andere Anlageklassen setzen zusätzliche Zeichen in Richtung einer breiteren Diversifizierung.
Für Investoren, politische Entscheidungsträger und Wirtschaftsexperten bleibt es daher essentiell, diese Trends genau zu beobachten und die sich bietenden Chancen aktiv zu gestalten.