Die Prognosen sind alarmierend: Bis zum Jahr 2050 könnte etwa die Hälfte der Weltbevölkerung an Diabetes oder Insulinresistenz leiden. Das bedeutet, dass rund fünf Milliarden Menschen mit einer Form der Diabetes-Erkrankung oder einer Vorstufe davon leben werden. Diese dramatische Zunahme resultiert aus einer Kombination von Faktoren wie dem weltweiten Anstieg von Übergewicht, ungesunden Ernährungsgewohnheiten, Bewegungsmangel sowie der steigenden Lebenserwartung. Insbesondere die urbanen Regionen und wirtschaftlich schnelle Wachstumsgebiete wie der Mittlere Osten sind besonders stark betroffen. Dort verändern sich Lebensstile schnell, wobei die neue Bequemlichkeit oft mit weniger körperlicher Aktivität und einer veränderten Ernährung einhergeht.
Die Folgen für die öffentliche Gesundheit sind enorm: Diabetes ist nicht nur eine Krankheit für sich, sondern erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenschäden, Sehverlust und viele weitere Komplikationen, die das Leben der Betroffenen massiv beeinträchtigen und auch die Gesundheitskosten weltweit explodieren lassen. Dass so viele Menschen künftig mit Diabetes oder Insulinresistenz leben könnten, ist eine fundamentale Herausforderung für die Gesellschaften und Gesundheitssysteme. Laut Experten ist die sogenannte Insulinresistenz hierbei ein früher und kritischer Indikator. Sie beschreibt einen Zustand, in dem die Körperzellen nicht mehr richtig auf Insulin reagieren, das Hormon, das wichtig für die Regulation des Blutzuckerspiegels ist. Wird dieser Zustand nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, entwickelt sich daraus meist Typ-2-Diabetes.
Die gute Nachricht aus der Forschung ist allerdings, dass diese Erkrankungen vielfach vermeidbar oder zumindest günstig beeinflussbar sind. Prävention durch gesunde Lebensführung ist der Schlüssel, doch in einer Welt, in der Zeitmangel, Stress und bequeme Ernährung dominieren, fällt es vielen Menschen schwer, ihre Lebensgewohnheiten nachhaltig zu ändern. Hier setzen heutzutage technologische Innovationen an, die ein enormes Potenzial besitzen, dem Problem entgegenzutreten. Künstliche Intelligenz (KI) spielt eine immer wichtigere Rolle in der Prävention und Behandlung von Diabetes. Mit modernen Algorithmen können individuelle Ernährungspläne erstellt werden, die der Körperreaktion des Einzelnen auf verschiedene Nahrungsmittel gerecht werden.
Spezielle Apps und intelligente Systeme können Betroffenen bereits jetzt dabei helfen, den Blutzuckerspiegel besser zu kontrollieren, indem sie überwachen, wie unterschiedliche Lebensmittel den Wert beeinflussen. Solche Technologien geben einen Einblick in die personalisierte Medizin – weg von der Einheitslösung hin zu individuell maßgeschneiderten Therapien und Lebensstil-Empfehlungen. Dies ist besonders wichtig, da Diabetes in verschiedenen Regionen und Bevölkerungsgruppen unterschiedlich ausgeprägt ist und auch genetisch bedingte Unterschiede eine Rolle spielen. Nach aktuellen Untersuchungen stellt der Mittlere Osten eine der Regionen dar, in denen Diabetes besonders häufig auftritt. Gründe dafür sind neben den bereits genannten Lebensstilfaktoren auch ethnische Prädispositionen.
In Ländern wie Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Katar ist der Anstieg der Erkrankungen rasant. Gleichzeitig investieren viele dieser Länder massiv in die Gesundheitsinfrastruktur und digitale Technologie, um den Herausforderungen zu begegnen. Bei internationalen Konferenzen, wie der „Fortune Most Powerful Women International Summit“ in Riad, diskutieren führende Expertinnen aus Gesundheitswesen und Technologie über neue Ansätze, die eine Wende bringen könnten. Neben der medizinischen Versorgung steht bei solchen Veranstaltungen vor allem die Bedeutung von Aufklärung und Prävention im Vordergrund. Es wird erkannt, dass vor allem in der Präventionsphase ein großer Hebel liegt.
Denn wenn Menschen frühzeitig über die Risiken informiert werden und lernen, wie sie durch Ernährung und Bewegung ihren Zustand verbessern können, kann man massive gesundheitliche Folgen vermeiden. Zudem steigt das Bewusstsein für den Einfluss von psychischer Gesundheit und sozialer Unterstützung bei der Diabetesprävention. Neben individuellen Maßnahmen müssen auch politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen verändert werden. Dazu gehört etwa eine bessere Gestaltung der Städte mit mehr Möglichkeiten für Bewegung, der Zugang zu gesunden Lebensmitteln oder die Förderung von Aufklärungskampagnen, die verschiedene Bevölkerungsgruppen erreichen. Die enormen Kosten, die durch die Behandlung von Diabetes entstehen, machen Investitionen in Prävention auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll.
Langfristige Strategien zielen daher auf eine Kombination aus technologischen Innovationen, politischen Maßnahmen und gesellschaftlichem Engagement ab. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Wollen Staaten und Gesellschaften die Prognosen nicht Wirklichkeit werden lassen, müssen sie jetzt handeln und dabei alle relevanten Akteure einbinden – vom Gesundheitswesen über die Wirtschaft bis hin zu Bildung und Medien. Die Digitalisierung bietet Chancen, die Diagnose und Behandlung von Diabetes zu revolutionieren. Noch ist Diabetes eine Erkrankung, die das Leben vieler Menschen stark einschränken kann.
Doch künstliche Intelligenz und andere technische Neuerungen können dabei helfen, frühzeitig Warnzeichen zu erkennen, den Verlauf zu verzögern oder sogar zu verhindern. Das Ziel ist klar: Ein Leben mit möglichst wenig Einschränkungen und Komplikationen trotz Diabetes oder Insulinresistenz ermöglichen. Für Einzelpersonen bedeutet dies, frühzeitig Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen, sich regelmäßig untersuchen zu lassen und technologische Hilfsmittel zu nutzen. Für die Gesellschaft steht die Aufgabe an, den Zugang zu solchen Technologien breit zu ermöglichen und gesundheitsfördernde Rahmenbedingungen zu schaffen. Die kommenden Jahrzehnte werden zeigen, ob der weltweite Anstieg von Diabetes aufgehalten werden kann oder ob wir vor einer weltweiten Gesundheitskrise stehen.
Die wissenschaftlichen Fortschritte, gepaart mit einem globalen Umdenken im Umgang mit chronischen Erkrankungen, geben jedoch Hoffnung. Es liegt an uns allen, diese Herausforderung anzunehmen und gemeinsam Lösungen für eine gesündere Zukunft zu entwickeln – für uns selbst und für kommende Generationen.