Inmitten der unbarmherzigen Hitze und Trockenheit der Sahara- und Arabischen Wüsten existieren bemerkenswerte natürliche Wasserstellen, die als Guelta bekannt sind. Diese kleinen Wasserpools sind nicht nur geografische Besonderheiten, sondern auch lebenswichtige Oasen, die das Überleben von Menschen, Tieren und Pflanzen in sonst wasserarmen Regionen sichern. Das Wort „Guelta“ (arabisch: قلتة) beschreibt genau diese Wasseransammlungen in felsigen Landschaften und entstammt der arabischen Sprache, was ihre Präsenz und Bedeutung vor allem in arabischen Ländern wie Algerien, Saudi-Arabien und anderen Regionen Nordafrikas und der Arabischen Halbinsel unterstreicht. Die Guelta sind mehr als nur stille Wasserpfützen – sie sind ein essenzieller Bestandteil milder Ökosysteme in extremen Klimazonen. Ihre besondere Fähigkeit, Wasser über längere Zeiträume zu speichern, macht sie zu festen und oft lebensrettenden Wasserquellen.
Im Gegensatz zu anderen temporären Wasserstellen können manche Gueltas dank Zuflüssen aus Quellen oder unterirdischen Wasservorräten bis ins ganze Jahr mit Wasser gefüllt bleiben. Dieser Umstand ist entscheidend für die Tierwelt, die in Wüstengebieten meist auf unregelmäßige Regengüsse angewiesen ist. Ebenso sind sie für nomadische Gemeinschaften und Bewohner, die weite Strecken durch karge Landschaften zurücklegen, von unschätzbarem Wert. Die Entstehung einer Guelta erfolgt meist durch die Erosion von Felsformationen, die natürliche Vertiefungen bilden und so Wasser zurückhalten können. In felsigen Becken oder Senken sammelt sich Regenwasser oder Wasser von unterirdischen Quellen, was in der Gesamtlandschaft zu einem Zusammenspiel zwischen Geologie und Hydrologie führt.
Manchmal sind diese Plätze auch mit sogenannten Waqb vergleichbar, das in der arabischen Sprache eine Vertiefung im Boden oder Gestein beschreibt. Trotz ihrer kleinen Ausdehnung spielen Gueltas eine bedeutende Rolle im Überleben vieler wüstenangepasster Arten. Reptilien, Vögel, Insekten und manchmal größere Säugetiere nutzen diese Wasserstellen als wichtige Lebensraum- und Versorgungsorte. Vor allem in Zeiten extremer Trockenheit üben Gueltas eine magnetische Anziehungskraft aus, indem sie Wasser und Vegetation anziehen. In manchen Fällen befinden sich mehrere Gueltas eng beieinander und sind dann als Nadheem bekannt, was auf die sprachliche und geografische Verknüpfung dieser Wasseransammlungen hinweist und oft auf größere ökologische Hotspots schließen lässt.
Ein bekanntes Beispiel ist Guelta d’Archei auf dem Ennedi-Plateau im Norden von Tschad, einer der spektakulärsten Gueltas in der Sahara. Diese Wasserstellen sind oft von dramatischen Felsschluchten umgeben und beherbergen eine vielfältige Tierwelt, unter anderem seltene Arten wie Krokodile, die dort inmitten der Wüste überleben. Solche Gueltas prägen nicht nur die lokale Flora und Fauna, sondern besitzen auch eine kulturelle und historische Bedeutung. Sie werden von den lokalen Bevölkerungen geschätzt und sind oftmals in Legenden und Geschichten verwoben. In Saudi-Arabien finden sich sowohl Uthaithiah Guelta als auch Sayadah Guelta, exemplarisch für die Bedeutung von Wasserstellen in ansonsten extrem trockenen Landschaften der Arabischen Halbinsel.
Hier sichern sie das Leben von Beduinenstämmen und tragen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei. Die ökologischen Funktionen von Gueltas beschränken sich nicht nur auf die Wasserreservoirs selbst. Sie beeinflussen das lokale Mikroklima, indem sie Feuchtigkeit in der Umgebung fördern und kurzfristig die Temperatur mildern können. Zudem unterstützen sie auch die Vegetationszonen, indem sie das Wachstum von Pflanzen ermöglichen, die sonst in der harschen Umgebung nicht gedeihen könnten. Diese Pflanzen wiederum bieten Nahrung und Lebensraum für zahlreiche Tiere und sind wichtig für die Bodenstabilität und Erosionskontrolle.
Wissenschaftlich sind Gueltas interessante Forschungsobjekte, da sie beispielhaft das Zusammenspiel von Geologie, Hydrologie und Ökologie in extremen Lebensräumen demonstrieren. Ökologen und Geographen untersuchen ihre Entstehungsprozesse, Wasserhaltefähigkeit und die Anpassungen von Flora und Fauna in diesen isolierten Feuchtgebieten. Die Herausforderung besteht oft darin, Gueltas vor menschlichen Eingriffen zu schützen, denn Landwirtschaft, Tourismus und zunehmende Nutzung durch wachsende Bevölkerung können diese sensiblen Wasserquellen gefährden. Aufgrund ihrer Bedeutung sind Gueltas auch Teil verschiedener Naturschutzprogramme, die darauf abzielen, die Wasserqualität und das ökologische Gleichgewicht in diesen Wüstenoasen langfristig zu sichern. In manchen Fällen werden Gueltas mit anderen ähnlichen Wasserformen weltweit verglichen.