Die jüngste Entscheidung der US-Regierung, die Finanzierung für den Impfstoff gegen Vogelgrippe von Moderna einzustellen, hat in medizinischen und politischen Kreisen für Aufsehen gesorgt. Diese Maßnahme umfasst eine Stornierung von Fördermitteln in Höhe von mehr als 700 Millionen US-Dollar, die ursprünglich für die späte Entwicklungsphase des mRNA-Impfstoffs zur Verfügung gestellt wurden. Die Pläne, die Produktion und den Kauf von Vakzinen gegen verschiedene Subtypen der Bird Flu voranzutreiben, wurden damit abrupt aufgegeben. Die Entscheidung wurde von der Leitung des US-Gesundheitsministeriums (HHS) nach einer umfassenden internen Bewertung getroffen. Dabei kam man zu dem Schluss, dass das Projekt nicht mehr den erforderlichen wissenschaftlichen Standards und Sicherheitsanforderungen entsprach, um eine weitere staatliche Finanzierung zu rechtfertigen.
Die Details hinter dieser Abkehr von dem Impfstoff im Kampf gegen die Avian Influenza werfen eine Vielzahl von Fragen auf und zeigen eine gegenläufige Strategie zur früheren Operation Warp Speed, die während der COVID-19-Pandemie ein beschleunigtes Vorgehen bei der Impfstoffentwicklung verfolgte. Die Vogelgrippe, auch als Avian Influenza bezeichnet, ist in den vergangenen Monaten immer wieder in den Fokus geraten, weil sie sich schnell unter Geflügelbeständen und zunehmend auch unter landwirtschaftlichen Nutztieren ausgebreitet hat. Die H5N1-Variante des Virus ist besonders gefährlich und kann, wenn auch selten, auf den Menschen übergreifen. Bisher wurden allein in den USA rund 70 Fälle von Infektionen bei Menschen registriert, wobei die meisten Betroffenen in direktem Kontakt mit infizierten Tieren standen. Die Tatsache, dass der Impfstoff von Moderna zuvor von der Biden-Administration mit einer Förderzusage von 590 Millionen US-Dollar unterstützt wurde, zeigt, wie wichtig man das Thema trat.
Bereits im Jahr davor hatte das Gesundheitsministerium eine Summe von rund 176 Millionen US-Dollar bereitgestellt, um die späte Entwicklungsphase und Tests eines präventiven Impfstoffs gegen das H5N1-Virus voranzutreiben. Die nun vorliegende Absage des Projekts bedeutet einen abrupten Stopp dieser bis dahin angekündigten Maßnahmen. Experten warnen davor, dass diese Entscheidung die US-amerikanische Fähigkeit, schnell auf Ausbrüche der Vogelgrippe zu reagieren, erheblich schwächen könnte. Amesh Adalja, Seniorwissenschaftler am Johns Hopkins Center for Health Security, äußerte sich kritisch und erklärte, dass die Regierung möglicherweise eines der wirkungsvollsten und schnellsten Werkzeuge im Kampf gegen eine Bird-Flu-Pandemie wegwerfe. Er zieht hierbei einen Vergleich zur erfolgreichen Operation Warp Speed aus der Ära Trump, die neben der erheblichen Beschleunigung bei COVID-19-Impfstoffen den Umgang mit pandemischen Bedrohungen neu definierte.
Gleichzeitig bringt die aktuelle Situation auch politische Kontroversen mit sich. Der US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. sorgte für Unruhe, als er öffentlich die Verwendung von Impfstoffen für die Vogelgrippe infrage stellte und sogar vorschlug, die Ausbreitung der Krankheit unter Geflügelbeständen unbeaufsichtigt zu lassen, um widerstandsfähige Tiere zu identifizieren. Seine Aussagen stießen nicht nur bei Experten auf scharfe Kritik, sondern führten auch zu einer Rüge durch Teile des US-Kongresses.
Die Entwicklungen in der Impfstoffforschung sind für das Biotechnologieunternehmen Moderna von großer Bedeutung. Die Firma setzt neben der weiterhin bestehenden Nachfrage nach COVID-19-Impfungen insbesondere auf neue mRNA-Vakzine, zu denen auch der Vogelgrippe-Impfstoff und ein experimenteller Kombinationsimpfstoff gegen COVID und Grippe gehören. Der Wegfall der Bundesförderung stellt somit nicht nur einen Rückschlag für die öffentliche Gesundheit dar, sondern trifft auch Modena wirtschaftlich erheblich. Trotz der Finanzierungskürzung konnte Moderna positive Zwischenergebnisse aus einer klinischen Studie zur Sicherheit und Immunogenität des Impfstoffs vermelden. Diese Daten stammen aus einer Zwischenphase der Tests und zeigen, dass der Impfstoff grundsätzlich immunologische Reaktionen gegen das H5-Virus hervorruft.
Die Forschung und Entwicklung solcher mRNA-basierten Impfstoffe gegen Influenza-Varianten ist insgesamt ein zukunftsträchtiges Feld. mRNA-Technologie ermöglicht im Theorie- und Praxisvergleich eine schnellere Anpassung und Produktion von Vakzinen, was gerade bei sich rasch verändernden Viren von immensem Vorteil sein kann. Das Aussetzen der staatlichen Unterstützung für ein hochmodernes Projekt wirft daher die Frage auf, ob Folgeinitiativen ausreichend finanziert und staatlich gefördert werden, um im Ernstfall zeitnah reagieren zu können. Auf globaler Ebene bleibt die Avian Influenza eine ständige Bedrohung. Wiederholte Ausbrüche in Europa, Asien und Nordamerika führen immer wieder zu Massenkeulen in Geflügelbeständen und zu wirtschaftlichen Verlusten in der Landwirtschaft.
Gleichzeitig besteht weiterhin die Sorge, dass sich das Virus so weiterentwickeln könnte, dass es leichter auf den Menschen übertragbar wird und eine Pandemie auslöst. Vor diesem Hintergrund sind Impfstoffe gegen Vogelgrippe, die nicht nur landwirtschaftliche Nutztiere, sondern auch gefährdete Menschen schützen, von herausragender Bedeutung. Die Entscheidung der US-Regierung stellt somit einen Rückschritt in der Präventionsstrategie gegen diese Gefahr dar. Kritiker fordern, dass die Gesundheitspolitik künftig stärker evidenzbasiert ausgerichtet und innovationsfreundlicher gestaltet wird. Die Investition in sichere und effiziente mRNA-Impfstoffe sollte nicht als riskantes Experiment, sondern als strategisches Herangehen an zukünftige globale Gesundheitskrisen gesehen werden.