Amazon, eines der weltweit führenden Technologie- und E-Commerce-Unternehmen, hat mit der jüngsten Veröffentlichung seiner Quartalszahlen für das erste Quartal 2025 viele Erwartungen nicht erfüllen können. Insbesondere die Performance von Amazon Web Services (AWS), dem Cloud-Computing-Segment des Konzerns, enttäuschte Anleger und Analysten, sodass die Aktien des Unternehmens infolgedessen nachbörslich bis zu fünf Prozent an Wert verloren. Zwar konnte Amazon einen Umsatzzuwachs bei AWS vorweisen, doch das Wachstum war mit 16,9 Prozent deutlich langsamer als erwartet, nachdem die Prognosen von Marktbeobachtern sogar ein Plus von 17,4 Prozent und Umsatzerlöse von rund 30,9 Milliarden US-Dollar vorausgesagt hatten. Tatsächlich erreichte AWS „lediglich“ 29,27 Milliarden Dollar Umsatz. Dieses Ergebnis markiert das langsamste Wachstum für AWS seit fünf Quartalen, während ein starker Konkurrent wie Microsoft mit seiner Cloud-Sparte Azure das Wachstumsszenario übertraf und damit die Erwartungen fast übertraf oder sogar übertraf.
Gerade Microsofts überdurchschnittliche Performance setzt die Anleger und Märkte unter Druck, höhere Erwartungen auch an Amazon zu richten. Dies hat das Unternehmen mittlerweile jedoch nicht erreichen können, was zu einer Abwärtsbewegung beim Aktienkurs führte. Experten wie Dave Wagner, ein Portfolio-Manager bei Aptus Capital Advisors, weisen darauf hin, dass sich das Verhältnis im Markt für Cloud-Dienste möglicherweise zu Gunsten von Microsoft und Google auszuweiten beginnt. AWS galt bisher als das dominierende Cloud-Unternehmen, doch neueste Daten lassen vermuten, dass sich die Marktanteile möglicherweise verschieben. Der Analyst Gil Luria von D.
A. Davidson kommentierte, dass die starken Resultate von Microsoft zu einer Erhöhung der Erwartungshaltung bei Amazon führten, worauf AWS mit den vorgelegten Zahlen nicht überzeugen konnte. Neben den Herausforderungen im Cloud-Geschäft sieht sich Amazon auch mit externen Unsicherheiten im Einzelhandel konfrontiert. Die von der US-Regierung unter Präsident Donald Trump verhängten hohen Zolltarife auf chinesische Importe sorgen nicht nur bei Amazon, sondern generell im Einzelhandel für erhöhte Risiken. Einige Verkäufer auf der Amazon-Plattform haben bereits signalisiert, dass sie sich vom großen Einkaufs-Event Prime Day im Juli dieses Jahres möglicherweise fernhalten wollen, da unklare Kostenstrukturen und ein ungewisses Marktumfeld Investitionsentscheidungen erschweren.
Dies könnte das Volumen und die Vielfalt der angebotenen Produkte während einer der wichtigsten Verkaufsveranstaltungen des Jahres beeinträchtigen. Für das aktuelle zweite Quartal prognostiziert Amazon eine operative Marge zwischen 13 und 17,5 Milliarden US-Dollar, was unter dem durchschnittlichen Konsens der Analysten von rund 17,7 Milliarden Dollar liegt. Diese vorsichtigere Gewinnprognose hat zusätzlichen Druck auf den Aktienkurs ausgeübt und zeigt, dass das Management angesichts der brüchigen geopolitischen Rahmenbedingungen und intensiver Unternehmensinvestitionen mehr Zurückhaltung walten lässt. Andy Jassy, CEO von Amazon, versuchte in der Analysten-Telefonkonferenz mit Beruhigungen die Sorgen rund um die Auswirkungen der Zolltarife zu mildern. Er erklärte, dass bisher keine Anzeichen für eine deutliche Nachfragerücknahme erkennbar seien.
Vielmehr gebe es sogar verstärkte Einkäufe in bestimmten Warengruppen, die auf Vorlagerungen hindeuten könnten, um sich gegen mögliche Preiserhöhungen durch die Strafzölle abzusichern. Zudem sei der durchschnittliche Verkaufspreis im Einzelhandel bislang nicht signifikant gestiegen, was für eine noch stabile Nachfrage bei den Kunden spreche. Allerdings ist ebenfalls ersichtlich, dass das Umsatzwachstum in den Dienstleistungen an Drittanbieter, die auf der Amazon-Plattform verkaufen, deutlich zurückgegangen ist. Ohne Währungseffekte auszugleichen, halbierte sich die Wachstumsrate im ersten Quartal auf gerade einmal sieben Prozent. Dies ist ein weiteres Indiz dafür, dass das E-Commerce-Segment unter Belastung steht und die bisher so dynamische Kurve in Richtung weiterer Expansion abkühlt.
Trotz der Herausforderungen stellte Amazon auch eine optimistischere Umsatzprognose für das zweite Quartal in Aussicht, die Erwartungen übertrifft und den Aktionären einen Hoffnungsschimmer gibt, dass das Unternehmen seine Position behaupten wird. Die strategische Ausrichtung bleibt klar erkennbar: Amazon möchte weiterhin die Einzelhandelspreise so niedrig wie möglich halten, um Nachfrage und Wachstum auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten zu fördern. CEO Jassy betonte, dass Amazon die Verkäufer ermutige, Waren verstärkt auf den US-Markt zu bringen und Vorräte anzulegen, um sich gegen mögliche negative Folgen der Zollpolitik zu wappnen. Diese Umsicht und Flexibilität sind in der gegenwärtigen Lage entscheidend, um Logistik und Lieferketten stabil zu halten. Insgesamt zeigt sich, dass Amazon mittelfristig vor schwierigen Marktbedingungen steht, die von stärkerem Wettbewerb im Cloud-Markt, geopolitischen Spannungen und sich verändernden Verbrauchergewohnheiten geprägt sind.
Während das Unternehmen klare Stärken in der Technologie und Infrastruktur besitzt, geraten die Erwartungen und historischen Wachstumsraten unter Druck. Die Reaktion der Investoren verdeutlicht, wie sensibel die Märkte auf jede Abweichung von den hochgesteckten Prognosen reagieren. Für die kommenden Quartale bleibt spannend zu beobachten, wie Amazon seine innovativen Kräfte bündelt, um sich im umkämpften Cloud-Geschäft zu behaupten und gleichzeitig trotz zunehmender regulatorischer und politischer Unsicherheiten das Kerngeschäft im Einzelhandel stabil zu halten. Die Dynamik im Cloud-Markt, insbesondere das Wachstum technologischer Wettbewerber wie Microsoft und Google, könnte langfristig die vorherrschende Marktposition von AWS herausfordern, was für Investoren bedeutende Implikationen hat. Zugleich machen die geopolitischen Risiken rund um Zolltarife und Handelsrestriktionen die Online-Handelsplattform Amazon zu einem Spiegelbild aktueller wirtschaftlicher Spannungen.