Amazon hat im ersten Quartal des Jahres 2025 die Erwartungen der Wall Street übertroffen, doch trotz der starken Ergebnisse fiel die Amazon-Aktie nachbörslich. Der Rückgang ist vor allem auf eine gemischte Prognose für das laufende Quartal sowie eine leicht unter den Erwartungen liegende Entwicklung im Cloud-Segment zurückzuführen. Das Unternehmen aus Seattle gab bekannt, im März-Quartal einen bereinigten Gewinn von 1,59 US-Dollar pro Aktie bei einem Umsatz von 155,7 Milliarden US-Dollar erzielt zu haben. Die Vorhersagen der Analysten lagen bei 1,37 US-Dollar pro Aktie auf einen Umsatz von rund 155,2 Milliarden US-Dollar. Dies bedeutet ein Umsatzwachstum von neun Prozent und einen Gewinnanstieg von 62 Prozent im Jahresvergleich – ein beachtlicher Erfolg, der jedoch durch die gemischte Prognose für das zweite Quartal schwerer wiegt als erwartet.
Besonders im Fokus der Investoren steht weiterhin die Performance von Amazon Web Services (AWS), Amazons profitträchtigem Cloud-Geschäft. Im abgelaufenen Quartal wuchs AWS um 17 Prozent auf 29,3 Milliarden US-Dollar, blieb somit jedoch knapp unter den Analystenerwartungen von 29,45 Milliarden US-Dollar. Dieses leichte Verfehlen der Prognose ist besonders auffällig, da Wettbewerber wie Microsoft kurz zuvor positive Überraschungen im Cloud-Bereich geliefert hatten. Diese Zahlen werfen Fragen auf, wie sich die steigenden Handelszölle und geopolitischen Spannungen auf Amazons umfangreiches Geschäft auswirken. Insbesondere die von der US-Regierung unter Präsident Donald Trump seit geraumer Zeit verhängten Zolltarife auf Importe aus China haben Befürchtungen ausgelöst, dass dadurch die Preise steigen oder E-Commerce-Angebote knapper würden.
Amazon reagierte darauf mit einem gemischten Ausblick für das zweite Quartal: Während das Unternehmen für das Ende Juni erwartete Quartal Umsatzerlöse von 161,5 Milliarden US-Dollar prognostiziert – leicht über den Analystenerwartungen von 161,2 Milliarden – liegt die erwartete operative Marge mit 15,3 Milliarden US-Dollar deutlich unter den Antizipationen von 17,6 Milliarden US-Dollar. Die Diskrepanz beim Gewinn trübte die Marktstimmung spürbar und führte zu einem Rückgang des Aktienkurses von mehr als zwei Prozent auf etwa 185,79 US-Dollar im nachbörslichen Handel. CEO Andy Jassy betonte in der Telefonkonferenz mit Analysten, dass das Unternehmen bestrebt sei, die Preise für Verbraucher trotz der unsicheren Marktlage stabil zu halten. Er beschreibt den gegenwärtigen Markt als ein „ungleiches Moment für Konsumenten“ und versicherte, noch keine spürbaren Nachfragerückgänge aufgrund der Zolltarife registriert zu haben. Jassy wies zudem darauf hin, dass Amazon nicht allein von den Zöllen betroffen sei, da viele Händler weltweit ebenfalls Waren aus China beziehen – oftmals unabhängig davon, ob diese direkt aus China importiert werden oder nicht.
Neben dem Cloud-Geschäft konnte Amazons Werbesparte erneut zulegen, was für das Unternehmen ein bedeutender Wachstumstreiber bleibt. Im ersten Quartal stiegen die Werbeeinnahmen um 19 Prozent auf 13,9 Milliarden US-Dollar – deutlich über den Erwartungen und eine Beschleunigung gegenüber dem Vorquartal mit 18 Prozent Wachstum. Die Werbesparte entwickelt sich so zum dynamischen Pfeiler im Amazon-Portfolio, der die Abhängigkeit vom schwankungsanfälligen Retail-Geschäft etwas abfedert. Marktanalysten wie Arun Sundaram von CFRA zeigen sich nach den Quartalszahlen dennoch eher vorsichtig zuversichtlich. Er bewertet das Ergebnis als besser als befürchtet angesichts der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten.
Zudem hat Amazon erfahrungsgemäß die Angewohnheit, am Ende eines Quartals die obere Bandbreite seiner Prognosen zu übertreffen, was Anlegern zumindest ein gewisses Maß an Optimismus geben kann. Trotz der positiven Quartalsergebnisse steht Amazon vor Herausforderungen, die den Aktienkurs in diesem Jahr bereits deutlich unter Druck gesetzt haben. Seit Jahresbeginn verlor die Aktie rund 13 Prozent, während der breite S&P 500 lediglich um etwa 4,7 Prozent nachgab. Die seit Februar andauernde Schwächephase ist maßgeblich auf reduzierte Ausblicke und wachsendes Misstrauen gegenüber den Auswirkungen der Handelssanktionen zurückzuführen. Zudem steht Amazon im Wettbewerb mit anderen großen Technologieunternehmen, die teilweise stärker performten – besonders im Bereich Cloud-Computing.
Die IBD Composite Rating von Amazon lag bis vor kurzem bei 81 von 99 möglichen Punkten, was als solide, aber nicht überragend gilt. Investoren, die nach starken Wachstumswerten suchen, bevorzugen oft Aktien mit Ratings über 90. Die Entwicklungen bei Amazon geben ein nuanciertes Bild: Einerseits zeigen sich solide Finanzkennzahlen und Umsatzwachstum, andererseits drücken die Risiken aus Handelskonflikten, geopolitischer Unsicherheit und erhöhter Konkurrenz das Sentiment. Auch die Beurteilung von Amazon als Unternehmen, das vertrauensvoll durch unsichere wirtschaftliche Zeiten navigiert, wird von Investoren genauer unter die Lupe genommen. Langfristig bleibt das Unternehmen trotz der Schwierigkeiten ein Gigant der globalen Technologie- und Handelswelt, dessen Cloud-Dienste und Werbeplattform Wachstumspotential besitzen.
Die Frage wird sein, wie schnell Amazon auf Herausforderungen reagiert und seine Strategie anpasst, um sowohl Margen zu steigern als auch Innovatoren und Wettbewerbsvorteile zu sichern. Für Anleger ist die aktuelle Phase eine Zeit, in der Vorsicht geboten ist, jedoch auch Chancen entstehen, insbesondere bei volatilen Tech-Aktien mit solidem Fundament. Die Reaktion des Marktes auf die jüngsten Zahlen zeigt, wie sensibel die Bewertung von Amazon auf zukünftige Aussichten und makroökonomische Einflüsse reagiert. Abschließend lässt sich sagen, dass Amazon trotz des leichten Cloud-Misses und der gedämpften Gewinnprognose solide Ergebnisse vorlegt, aber die Investoren weiterhin aufgrund der externen Unsicherheiten vorsichtig bleiben. Das Unternehmen steht an einem Scheideweg, an dem es einerseits Potenziale in neuen Geschäftsbereichen wie Werbung und Cloud nutzen kann, andererseits aber auch die strukturellen Herausforderungen eines globalen Handelskonflikts bewältigen muss.
Beobachter und Anleger werden die kommenden Quartale aufmerksam verfolgen, um Hinweise auf die nachhaltige Erholung der Aktie und die Stabilisierung des operativen Geschäfts zu erhalten. Bis dahin prägen gemischte Signale die Stimmung rund um Amazon und machen das Unternehmen zu einem spannenden, aber zugleich riskanten Investment in einem dynamischen Technologiemarkt.