Der Biotechnologieriese Amgen hat für das erste Quartal 2025 beeindruckende Geschäftszahlen vorgelegt und seine Stellung als einer der führenden Akteure der Pharmaindustrie weiter gefestigt. Das Unternehmen meldete einen Gewinnanstieg von 24 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, der maßgeblich durch steigende Produkterlöse getragen wurde. Trotz der Unsicherheit rund um potenzielle US-Zölle auf pharmazeutische Produkte betont Amgen deutlich, dass steuerliche Anreize weit effektiver seien, um die heimische Produktion zu stärken und die Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Industrie zu erhöhen. Dieses klare Bekenntnis zur Steuerpolitik kam im Rahmen einer Konferenzschaltung mit dem Finanzvorstand Peter Griffith, der die aktuelle politische Diskussion in den USA kommentierte und Risiken durch tarifliche Maßnahmen infrage stellte. Die Debatte um Zölle in der Pharmabranche ist seit einiger Zeit Teil des politischen Diskurses in Washington.
Die Regierung unter Präsident Donald Trump hatte eine Untersuchung wegen nationaler Sicherheitsbedenken eingeleitet, um Argumente für Zölle auf importierte pharmazeutische Produkte zu liefern mit dem Ziel, die Produktionskapazitäten in den USA auszuweiten. Amgen zeigt sich jedoch skeptisch gegenüber diesem Ansatz und verweist stattdessen auf die ökonomische Effizienz und Nachhaltigkeit von steuerlichen Maßnahmen. Ähnlich äußerte sich auch Joaquin Duato, CEO von Johnson & Johnson, der vor möglichen Störungen in den Lieferketten durch Zölle warnte und ebenfalls steuerpolitische Anreize als den besser geeigneten Hebel zur Förderung der direkten Herstellung von Arzneimitteln und medizinischen Geräten in den USA ansieht. In den vergangenen Jahrzehnten haben viele Pharmaunternehmen Teile ihrer Produktionskapazitäten ins Ausland verlagert, wobei Länder der Europäischen Union, insbesondere Irland, dank günstiger Steuersätze für geistiges Eigentum attraktiver wurden. Diese Outsourcing-Strategien führten zu Herausforderungen für die nationale Fertigung und stellten Unternehmen vor neue regulatorische und logistische Aufgaben.
Amgen geht diesen Trend entgegen: Das Unternehmen kündigte eine bedeutende Erweiterung seiner Biotechnologie-Produktionsstätte in Ohio an, die Investitionen in Höhe von 900 Millionen US-Dollar umfasst. Dieses Projekt steht exemplarisch für die Bemühungen mehrerer großer Pharmakonzerne wie Eli Lilly, Merck und Johnson & Johnson, die ihre Produktionskapazitäten in den Vereinigten Staaten erhöhen wollen, um Abhängigkeiten zu reduzieren und die Versorgungssicherheit zu stärken. Finanziell übertraf Amgen im ersten Quartal mit einem bereinigten Ergebnis je Aktie von 4,90 US-Dollar die durchschnittlichen Analystenschätzungen deutlich, die bei etwa 4,30 US-Dollar lagen. Der Umsatz stieg um neun Prozent auf 8,1 Milliarden US-Dollar und entsprach den Erwartungen der Wall Street. Trotz eines leichten vorbörslichen Kursrückgangs konnte die Aktie in den nachbörslichen Handelszeiten einen Aufwärtstrend verzeichnen und erreichte zeitweise 286 US-Dollar.
Für das laufende Geschäftsjahr prognostiziert Amgen weiterhin ein bereinigtes Ergebnis zwischen 20,00 und 21,20 US-Dollar je Aktie sowie Umsätze im Bereich von 34,3 bis 35,7 Milliarden US-Dollar, wobei die durchschnittlichen Analystenschätzungen bei 20,63 US-Dollar beziehungsweise 35,1 Milliarden US-Dollar liegen. Interessant ist auch die Berücksichtigung der bereits implementierten Zölle im Ausblick für das Jahr 2025, während mögliche zukünftige Abgaben, beispielsweise branchenspezifische Zölle, bisher nicht berücksichtigt wurden. Diese vorsichtige Position unterstreicht die Unsicherheit im regulatorischen Umfeld und die potenziellen Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung. Gleichzeitig investiert Amgen erheblich in die Zukunft und Forschung. Das Unternehmen bereitet die Präsentation der vollständigen Ergebnisse einer vielversprechenden klinischen Studie zu MariTide vor, einem experimentellen Medikament zur Gewichtsreduktion.
Viele Anleger sehen in MariTide ein zukünftiges Blockbuster-Produkt, das insbesondere bei Patienten mit und ohne Diabetes erhebliche Marktchancen bietet. Die laufenden Phase-2 und Phase-3-Studien werden mit Spannung erwartet und könnten die Wachstumsdynamik von Amgen in den kommenden Jahren weiter beflügeln. Zusätzlich hat die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA die klinische Aussetzung einer frühen Studie zu AMG 513, einem weiteren experimentellen Medikament zur Behandlung von Adipositas, aufgehoben. Das erlaubt Amgen, die Erforschung dieses Wirkstoffs fortzusetzen und das Portfolio an innovativen Therapien im Bereich Gewichtsmanagement zu erweitern. Für Analysten wie Geoff Meacham von Citi Research zeigen die Quartalszahlen einerseits die starke Nachfrage nach etablierten Produkten, andererseits besteht jedoch noch Unsicherheit bezüglich des Wachstums neuer Produktlinien.
Diese Dualität verdeutlicht die strategische Bedeutung von Adipositas als einen der wichtigsten Wachstumstreiber für Amgens künftige Geschäftsentwicklung und Aktienperformance. Amgens strategische Ausrichtung, Standorte zu erweitern und Forschung an neuen Medikamenten voranzutreiben, zeigt die Bemühungen einer der größten Biotech-Firmen der Welt, sich den Herausforderungen eines sich wandelnden globalen Marktumfeldes zu stellen. Der Fokus auf steuerliche Anreize statt handelspolitische Barrieren wie Zölle reflektiert zudem eine pragmatische Haltung gegenüber politischen Rahmenbedingungen, welche die industrielle Basis in den USA stärken sollen. Zugleich sind Investitionen in innovative Therapien, wie im Bereich der Behandlung von Übergewicht, ein zentrales Element, um Wachstumspotenziale langfristig zu sichern und Marktanteile auszubauen. Die Dynamik am Markt für Biotechnologie und Pharmazeutika wird durch technologische Entwicklungen, regulatorische Veränderungen und politische Einflussnahme stark geprägt.