In den letzten Jahren beobachten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit mit wachsender Besorgnis, wie die USA als Veranstaltungsort für wissenschaftliche Konferenzen an Attraktivität verlieren. Ein zentraler Grund dafür sind zunehmend restriktive Einreisebestimmungen sowie verschärfte Grenzkontrollen, die bei internationalen Forschern Unsicherheit und Angst hervorrufen. Dieses Phänomen hat weitreichende Konsequenzen für die globale Wissenschaftsgemeinschaft, den Austausch von Wissen und die Innovationskraft vieler Forschungsbereiche. Die Vereinigten Staaten zählen seit Jahrzehnten zu den führenden Nationen in der Wissenschaft und Forschung. Ihre Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen ziehen Wissenschaftler aus der ganzen Welt an.
Ebenso sind konzeptionell und organisatorisch hochkarätige Konferenzen und wissenschaftliche Symposien, die in den USA stattfinden, wichtige Plattformen für den interdisziplinären Austausch, die Vernetzung und die Förderung neuer Forschungsansätze. Doch in den letzten Jahren hat sich der politische Wandel und insbesondere eine härtere Einwanderungspolitik auf die Teilnahme internationaler Wissenschaftler an US-Veranstaltungen ausgewirkt. Die Komplexität und Länge von Visumsverfahren, die Angst vor Ablehnungen, die regelmäßigen Kontrollen und Befragungen bei der Einreise sowie Berichte über willkürliche Zurückweisungen führen zu großer Unsicherheit. Viele Forscher fürchten, dass ein geplanter Besuch in den USA durch administrative Hürden oder gar die Gefahr der Inhaftierung oder Abschiebung verhindert werden kann. Diese Befürchtungen zeigen konkrete Auswirkungen: Einige bedeutende wissenschaftliche Konferenzen wurden in den letzten Monaten entweder verschoben, abgesagt oder in andere Länder verlegt.
Veranstalter reagieren damit auf den Rückgang internationaler Anmeldungen, insbesondere aus Ländern, die von den restriktiven Einreisebestimmungen besonders betroffen sind. Aspekte wie großzügigere Visabestimmungen, niedrigere Hürden bei der Einreise oder eine willkommenere Haltung gegenüber Wissenschaftlern im Gastland spielen bei der Neuorientierung eine wesentliche Rolle. Die Verlagerung von wissenschaftlichen Konferenzen ins Ausland hat weitreichende Folgen. Zum einen leiden US-amerikanische Forschungsinstitutionen unter dem Verlust an Sichtbarkeit und der Möglichkeit, international anerkannte Experten und Nachwuchswissenschaftler direkt kennenzulernen. Dies kann langfristig zu einer geringeren Innovationsdynamik und einer Schwächung des Forschungsstandorts USA führen.
Zum anderen entstehen neue Chancen und Herausforderungen für Gastgeberländer, die sich als attraktive Orte für wissenschaftliche Veranstaltungen positionieren. Insbesondere Länder in Europa, Asien und Kanada profitieren von der steigenden Zahl an Konferenzen und der daraus folgenden Vernetzung verschiedenster Forschungsdisziplinen. Darüber hinaus beeinflusst das Thema auch die globale wissenschaftliche Zusammenarbeit. Gerade in Zeiten, in denen Wissensaustausch und internationale Kooperationen entscheidend sind, um globale Herausforderungen wie Klimawandel, Gesundheitskrisen oder technologische Revolutionen zu meistern, erweist sich die Erleichterung von Mobilität als Schlüsselfaktor. Einschränkungen bei der Einreise und die Angst vor Diskriminierung oder politischer Verfolgung können den offenen Dialog und den freien Austausch behindern.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die wirtschaftliche Dimension. Wissenschaftliche Kongresse tragen mit Millionenumsätzen zu lokalen und regionalen Wirtschaften bei. Hotels, Gastronomie, Transport und Veranstaltungsstätten profitieren erheblich von der internationalen Teilnehmerzahl. Wenn Konferenzen ins Ausland verlegt werden, entgehen den USA bedeutende Einnahmen. Gleichzeitig entstehen für die neuen Veranstaltungsorte wirtschaftliche Chancen, die diese bemüht nutzen.
Neben den politisch-administrativen Gründen spielen auch soziale und psychologische Faktoren eine Rolle. Berichte über Diskriminierung, vermehrte Polizeikontrollen an Flughäfen sowie unklare Richtlinien hinsichtlich der Zulassung verschärfen das Gefühl von Unsicherheit. Für viele Forscher, besonders aus Ländern mit politisch angespannten Beziehungen zu den USA, stellt die Entscheidung, an einem Kongress in den USA teilzunehmen, daher ein großes persönliches und berufliches Risiko dar. Unter Wissenschaftlern selbst wächst der Wunsch nach alternativen Veranstaltungsformaten, die mehr Flexibilität und Sicherheit bieten. Online-Konferenzen und hybride Formate erleben aufgrund der Covid-19-Pandemie zwar einen Aufschwung, können jedoch nicht vollumfänglich das persönliche Netzwerken oder das Ausprobieren neuer wissenschaftlicher Methoden vor Ort ersetzen.
Gerade interaktive Workshops, Laborbesichtigungen und soziale Begegnungen sind essenziell für den Innovationsprozess. Um die Abwanderung von Konferenzen und Forschern aus den USA zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen, sind umfassende Reformen und Maßnahmen notwendig. Dazu zählen eine entbürokratisierte, transparente und wissenschaftsfreundliche Visapolitik, die klare Kommunikation von Einreisebestimmungen sowie spezielle Schutzmechanismen für Wissenschaftler. Zudem könnten gezielte Programme und Partnerschaften mit Wissenschaftseinrichtungen und Verbänden zur Förderung der internationalen Mobilität beitragen. Nicht zuletzt spielt auch die Wissenschaftspolitik eine entscheidende Rolle, indem sie die internationale Zusammenarbeit fördert und erleichtert.