Kevin O’Leary, Unternehmer und bekannt aus der populären TV-Show Shark Tank, hat kürzlich mit einer überraschenden und kritischen Einschätzung für Aufsehen gesorgt. Im Zentrum seiner Kritik steht MicroStrategy, ein Unternehmen, das in den letzten Jahren durch aggressive Bitcoin-Käufe und sein starkes Eintreten für die Kryptowährung Schlagzeilen machte. O’Learys Einschätzung geht dabei weit über eine klassische Finanzkritik hinaus und wirft wichtige Fragen zur Nachhaltigkeit eines solchen Modells sowie zur Rolle von Bitcoin in der globalen Wirtschaft auf. MicroStrategy, das mittlerweile als Strategy firmiert, hat mit Michael Saylor an der Spitze eine Strategie verfolgt, die Bitcoin als Kernbestandteil der Unternehmensfinanzierung nutzt. Saylor, einer der prominentesten Befürworter von Bitcoin, propagiert die Kryptowährung nicht nur als Investment, sondern auch als eine Art finanzielle Absicherung gegen Inflation und wirtschaftliche Unsicherheiten.
Dabei hat das Unternehmen massive Mengen an Bitcoin angehäuft – aktuell mit Beständen von über einer halben Million Bitcoins und einem Wert von mehr als 50 Milliarden US-Dollar. Kevin O’Leary zeigt sich davon allerdings wenig beeindruckt. In einem Gespräch mit Anthony Scaramucci, Gründer von SkyBridge Capital, kritisierte er Saylor scharf und bezeichnete ihn als jemand, der vor allem sein eigenes Buch verkauft. Diese Kritik ist mehr als eine persönliche Bemerkung, sie spiegelt eine grundlegende Skepsis gegenüber dem Geschäftsmodell von MicroStrategy wider. O’Leary bemängelt, dass MicroStrategy zur Finanzierung seiner Bitcoin-Käufe auf verschiedene Mittel zurückgreift, darunter Aktienausgaben, Vorzugsaktien und Schulden.
Dabei bewertet der Markt die Aktien des Unternehmens auf Basis der Bitcoin-Bestände, was laut O’Leary den scheinbaren Wert der Firma künstlich erhöht. Der Shark Tank-Star warnt, dass dieses Geschäftsmodell langfristig keine echte Substanz habe und somit nicht nachhaltig sei. Die hohe Marktbewertung, die sich allein über die Bitcoin-Investitionen ergibt, sei ein riskantes Spiel, das bei negativer Preisentwicklung der Kryptowährung schnell zu massiven Problemen führen könnte. O’Leary sieht hier eine Blase, die jederzeit platzen könne, zumal das Unternehmen stark von externen Finanzierungen abhängig ist. Neben seiner Kritik an MicroStrategy äußerte O’Leary auch Zweifel an der Idee einer strategischen Bitcoin-Reserve der Vereinigten Staaten.
Die Idee, dass der US-Staat eine große Menge Bitcoins als Teil seiner finanziellen Absicherung hält, wurde in jüngster Zeit insbesondere von Senatorin Cynthia Lummis vorangebracht. Ein entsprechender Gesetzesentwurf sieht vor, dass der Staat bis zu eine Million Bitcoins erwerben könnte, um die nationale Währung zu stärken und die Staatsschulden zu reduzieren. Dieses Vorhaben wird von einigen als revolutionärer Schritt in Richtung staatliche Akzeptanz von Kryptowährungen gesehen. Trotz dieser positiven Signale sieht Kevin O’Leary wenig Chancen, dass eine solche Bitcoin-Reserve tatsächlich realisiert wird. Er verweist auf die fehlende parteiübergreifende Unterstützung im Kongress, was essenziell für die Verabschiedung eines derart weitreichenden Gesetzes sei.
Zudem hält er die Lobbyarbeit von Unternehmern wie Michael Saylor für eigennützig und nicht im besten Interesse des Landes. Ein politischer Konsens sei ohne eine breitere Unterstützung kaum zu erreichen, was die Umsetzung dieser Idee langfristig fragwürdig erscheinen lasse. Anthony Scaramucci äußerte sich ebenfalls zu dem Gesetzesentwurf und betonte die Bedeutung bipartisanship, also die Unterstützung durch beide großen Parteien. Nur wenn diese innerhalb der nächsten sechs Monate sichert würde, könnte das Projekt erfolgreich sein. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass ein Regierungswechsel zu einer Aufhebung oder Umkehr der Maßnahmen führen könne.
Die Bitcoin-Preise selbst verzeichnen derzeit volatile Bewegungen, was die Unsicherheit unter Investoren weiter verstärkt. Laut dem Kraken-Preisfeed lag der Bitcoin-Kurs zum Zeitpunkt der Berichterstattung bei rund 94.640 US-Dollar. Diese Schwankungen machen deutlich, wie riskant stark auf Kryptowährungen ausgerichtete Unternehmensstrategien tatsächlich sein können. Für Unternehmen wie MicroStrategy stellt sich damit die Frage, ob die Konzentration auf Bitcoin-Investitionen wirklich eine geeignete Methode ist, um langfristig Wert zu schaffen oder ob sie vor allem kurzfristigen Spekulationen und Risiken ausgesetzt sind.
Kevin O’Learys Warnungen sollten daher nicht einfach als reine Kritikerstimme abgetan werden, sondern vielmehr Anlass für eine tiefere Auseinandersetzung mit den Chancen und Grenzen digitaler Assets im Unternehmenskontext sein. Neben der konkreten Kritik an MicroStrategy zeigt die Debatte auch, welche Rolle Bitcoin aktuell in der politischen und wirtschaftlichen Landschaft spielt. Die Idee einer staatlichen Bitcoin-Reserve, so visionär sie auch scheint, stößt auf massive Hindernisse. Das politische System, bestehend aus verschiedenen Interessengruppen und ideologischen Positionen, ist lediglich schwer in der Lage, solch unkonventionelle Finanzideen umzusetzen. Die Symbole, die mit einer Bitcoin-Reserve verbunden sind – wie finanzielle Souveränität und Absicherung gegen Inflation – müssen erst noch in stabilen und allgemein akzeptierten politischen Konzepten verankert werden.