Ethereum, die zweitgrößte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung, hat kürzlich einen bemerkenswerten Meilenstein erreicht: Über 35 Millionen ETH sind nun in Staking-Protokollen gebunden. Dies entspricht mehr als 28 Prozent des gesamten Ether-Angebots. Diese Entwicklung zeigt nicht nur die wachsende Akzeptanz und das Vertrauen der Investoren in das Ethereum-Ökosystem, sondern auch eine Verschiebung hin zu langfristigen Halteansätzen und passivem Einkommensgenerieren durch Staking. Gleichzeitig führt dieser Trend zu einem Rückgang der verfügbaren Liquidität, was potenziell Auswirkungen auf den Markt und den Preis von Ethereum hat. Mehr denn je rückt das Verständnis von Staking, Liquidität und deren Bedeutung für Ethereum in den Fokus der Anleger sowie der Krypto-Community insgesamt.
Staking wurde durch den Übergang von Ethereum vom energieintensiven Proof-of-Work (PoW) zum energieeffizienten Proof-of-Stake (PoS) Konsensmechanismus möglich, der im September 2022 durch das sogenannte Merge-Update vollzogen wurde. Seitdem ist das Interesse am Staken von ETH stark gestiegen, da Anleger nicht nur von der Wertsteigerung profitieren, sondern auch regelmäßige Belohnungen für das Halten ihrer Token erhalten können. Beim Proof-of-Stake werden ETH als Sicherheit hinterlegt, um Transaktionen zu validieren und das Netzwerk zu sichern. Dafür erhalten Staker eine passive Rendite in Form zusätzlicher ETH, was Staking zu einer attraktiven Alternative für langfristige Anleger macht. Die jüngsten Daten von Dune Analytics verdeutlichen, dass rund 25 Prozent der gestakten ETH über den Liquid-Staking-Anbieter Lido ausgegeben wurden.
Liquid Staking erlaubt es Anlegern, ihre gestakten ETH weiterhin handelbar zu machen, indem sie sogenannte Derivate wie stETH erhalten, die den Wert der gestakten ETH repräsentieren. Diese Innovation ermöglicht es Investoren, ihre Liquidität trotz des Stakings zu erhalten und flexibler zu agieren. Neben Lido sind auch zentrale Austauschplattformen wie Binance und Coinbase bedeutende Akteure und halten zusammen rund 15 Prozent der gestakten ETH. Besonders Coinbase fungiert als größter Ethereum-Node-Operator und bietet über seine Validatoren eine beträchtliche Menge an gestaktem Ether an. Der Rückgang der flüssigen Ether-Menge auf dem Markt kann zu Preisvolatilität führen, da weniger ETH für den Handel zur Verfügung stehen.
Zugleich signalisiert der Anstieg gestakter ETH eine starke Überzeugung der Anleger in das langfristige Potenzial von Ethereum. Nicht nur institutionelle Investoren, sondern auch Privatanleger setzen zunehmend auf das Staking als strategische Positionierung innerhalb der Kryptoanlage. Die Zahl der sogenannten „Accumulation Addresses“, also Wallets, die seit längerer Zeit ETH halten und nicht verkaufen, hat mit 22,8 Millionen ihren Höchststand erreicht. Dies untermauert die Einschätzung, dass Ethereum einer der stärksten Krypto-Assets in Bezug auf fundamentale Stärke und Anlegervertrauen ist. Ein weiterer Verstärker des positiven Sentiments lässt sich in der Regulierung erkennen.
Dank der jüngsten Aussagen der US-amerikanischen Securities and Exchange Commission (SEC) wurde klargestellt, dass Protokoll-Staking-Aktivitäten in Proof-of-Stake-Blockchains nicht unter das Wertpapierregister fallen. Dies gilt als bedeutender Fortschritt für die Krypto-Regulierung und hat dazu beigetragen, Barrieren für Investoren abzubauen. Das SEC-Statement vom 29. Mai 2025 bekräftigt, dass solche Staking-Aktivitäten nicht als Wertpapierangebote qualifizieren, was Rechtssicherheit schafft und das Vertrauen in den Markt stärkt. Dennoch warten die Marktteilnehmer weiterhin auf die Genehmigung von Ethereum-Staking-ETFs, deren Einführung das Staking-Angebot noch institutioneller und zugänglicher machen könnte.
Trotz der Vorteile von Liquid Staking und der breiten Akzeptanz gibt es auch kritische Stimmen in der Community. Einige Dezentralisierungspuristen warnen vor den Risiken, die sich durch die Konzentration großer Mengen gestakter ETH in wenigen Liquid-Staking-Protokollen oder zentralisierten Plattformen ergeben. Sie argumentieren, dass dies das Netzwerk anfälliger für Angriffe oder Manipulationen machen könnte. Die Konzentration der Validatoren und eine potenzielle Zentralisierung könnten das ursprüngliche Ziel der Dezentralisierung unterminieren. Dabei betonen Experten, dass Liquid Staking neben seiner Flexibilität auch dazu beiträgt, institutionelle Beteiligung zu erhöhen, was wiederum der Sicherheit und Stabilität des Netzwerks zugutekommt.
Die Entwicklung eines ausgewogenen Ökosystems bleibt daher eine der zentralen Herausforderungen. Neben dem aktuellen Stand und den Herausforderungen ist es auch interessant, die Auswirkungen dieses Trends auf das Ethereum-Ökosystem zu betrachten. Eine weitere Verringerung der Liquidität könnte kurzfristig die Volatilität erhöhen und Preisschwankungen begünstigen. Gleichzeitig schaffen hohe Staking-Volumen Anreize für Entwickler, da sie durch ein stabiles und sicheres Netzwerk bessere Voraussetzungen zur Entwicklung von DeFi-Protokollen, NFT-Plattformen und anderen Web3-Anwendungen erhalten. Daraus resultiert ein langfristiges Wachstumspotenzial, welches Ethereum weiterhin an die Spitze der Blockchain-Technologien bringt.