Joey Bertschler, einst Teil des Teams bei OpenAI, hat einen mutigen Schritt gewagt und sich von der Künstlichen Intelligenz hin zur Blockchain-Technologie bewegt. Mit seiner neu gegründeten Firma Volante Chain verfolgt er ein Ziel, das vielen Arbeitnehmern weltweit am Herzen liegt: den sofortigen Zugriff auf den verdienten Lohn. In einer Zeit, in der viele Menschen von Monat zu Monat leben, bietet Bertschlers Plattform eine innovative Lösung, die traditionelle Gehaltsstrukturen und Zahlungssysteme hinterfragt und neu gestaltet. Die Geburt einer Idee im Spannungsfeld von KI und Finanzen Vor der Gründung von Volante Chain war Bertschler bei OpenAI tätig, noch bevor Produkte wie ChatGPT die Öffentlichkeit begeisterten. In seiner Rolle half er Geschäftskunden dabei, erste KI-Tools zu nutzen.
Trotz der spannenden Arbeit fühlte er sich zunehmend durch die Unternehmenskultur eingeschränkt. Insbesondere für internationale Mitarbeiter wie ihn, der aus Österreich stammt, gab es klare Grenzen bei der beruflichen Weiterentwicklung und bei der Teilnahme an wichtigen Beteiligungsprogrammen. Der Mangel an transparenter Arbeitskultur und die fehlende Möglichkeit, eigene Arbeiten öffentlich zu präsentieren, führten schließlich zu seiner Entscheidung, sich einer neuen Herausforderung zu stellen. Diese neue Herausforderung fand er in der Finanztechnologie, genauer gesagt in der Welt der Blockchain und Kryptowährungen. Bertschler sah hier eine Chance, nicht nur neue Technologien zu nutzen, sondern auch soziale und finanzielle Missstände anzugehen.
Besonders der klassische Gehaltsauszahlungszyklus, der Arbeitnehmer oftmals zwingt, bis zum Ende des Monats auf ihr Einkommen zu warten, gefiel ihm nicht. Er beschreibt diese Praxis als eine Art „freiheitsraubende Struktur“, die besonders Menschen trifft, die finanziell eng kalkulieren müssen. Volante Chain: Eine Plattform für flexiblen Gehaltszugang Die zentrale Idee von Volante Chain besteht darin, es Mitarbeitern zu ermöglichen, ihren bereits verdienten Lohn am selben Tag auszuzahlen zu bekommen. Diese Art des „Earned Wage Access“ (EWA) hebt die herkömmlichen Lohnmodelle auf den Kopf. Statt auf Monatsende zu warten, können Arbeitnehmer flexibel entscheiden, wann sie welchen Anteil ihres Gehalts benötigen.
Das reduziert finanzielle Notlagen und ermöglicht ein besseres Liquiditätsmanagement im Alltag. Technologisch basiert Volante Chain auf der Blockchain, die als sichere, transparente und nachvollziehbare Datenbank fungiert. Über eine verifizierte Ledger-Technologie werden Zahlungen und Gehaltsdaten sicher dokumentiert, was nicht nur die Manipulationssicherheit erhöht, sondern auch die Betriebskosten senkt. Die daraus resultierenden geringeren Gebühren kommen sowohl den Arbeitnehmern als auch den Unternehmen zugute. Künstliche Intelligenz als Unterstützer Ein weiterer spannender Aspekt von Volante Chain ist die integrierte künstliche Intelligenz, die zur Risikobewertung und Prognose von Zahlungsausfällen eingesetzt wird.
Die Plattform nutzt eine hybride Struktur, bei der KI-Algorithmen die Mustererkennung und Entscheidungsunterstützung liefern, während menschliche Experten die finale Bewertung vornehmen. Auf diese Weise gelingt es, Risiken frühzeitig zu identifizieren und Fehlentscheidungen zu minimieren. Bertschler betont, dass die KI nicht autonom operiert, sondern von Anwälten und anderen Fachleuten begleitet wird. Dies sorgt für Rechtssicherheit und unterstreicht den verantwortungsvollen Umgang mit sensiblen Daten. Markteinführung und Zukunftsperspektiven Volante Chain befindet sich aktuell in einer Testphase mit mehreren tausend Nutzern in Japan und Vietnam.
Diese Markteinführung wird als Minimum Viable Product (MVP) verstanden. Die Erfahrungen und Rückmeldungen aus dieser Phase sollen genutzt werden, um das Produkt weiterzuentwickeln und für den weltweiten Markt vorzubereiten. Finanziell wurde Volante Chain bislang mit circa zwei Millionen US-Dollar von privaten Investoren ausgestattet. Mit einem schlanken Betrieb wird das Start-up voraussichtlich mindestens fünf Jahre unabhängig arbeiten können, ohne zusätzliches Kapital aufnehmen zu müssen. Bertschler hat ambitionierte Pläne für die Expansion, da der Bedarf für flexible Gehaltsmodelle weltweit wächst.
Kritik an der Technologiebranche und OpenAI Joey Bertschlers Karriereweg von OpenAI zu Volante Chain ist auch von einer kritischen Haltung gegenüber seinem ehemaligen Arbeitgeber geprägt. Er betrachtet OpenAI, einst gegründet mit dem Ziel, Künstliche Intelligenz transparent und zugänglich zu machen, heute als zunehmend geschlossen und profitgetrieben. Die Zusammenarbeit mit Microsoft habe diese Entwicklung verstärkt, was seiner Meinung nach den ursprünglichen Prinzipien widerspreche. Er verweist auf die mangelnde Transparenz und die restriktiven Arbeitsbedingungen, die es internationalen Mitarbeitern erschwerten, sich weiterzuentwickeln oder eigene Beiträge sichtbar zu machen. Auch die Ausgrenzung von Aktienoptionen im Vergleich zu US-amerikanischen Kollegen war für ihn ein wichtiger Grund, sich zu lösen.
Die Entwicklung von OpenAI hin zum Public Benefit Corporation-Modell, das soziale Ziele und öffentliche Interessen stärker berücksichtigen soll, begrüßt Bertschler prinzipiell, sieht aber die tatsächliche Umsetzung skeptisch angesichts der vorherigen Entwicklungen. Bedeutung von Volante Chain für die Finanzwelt Das Modell von Volante Chain hat das Potenzial, die Art und Weise, wie Gehaltszahlungen abgewickelt werden, grundlegend zu verändern. In einer Welt, in der Flexibilität und finanzielle Teilhabe immer wichtiger werden, adressiert die Plattform direkte Alltagsthemen vieler Menschen. Besonders in Schwellenländern, aber auch in Industriestaaten, wird der Zugang zu finanzieller Liquidität für Arbeitnehmer zunehmend zu einem entscheidenden Faktor für wirtschaftliche Stabilität und Lebensqualität. Die Verbindung von Krypto-Technologie, AI und gut durchdachtem Risikomanagement zeigt, wie moderne FinTech-Lösungen traditionelle Prozesse effizienter, sicherer und sozial verträglicher gestalten können.
Die Möglichkeit, den eigenen Lohn flexibel anzufordern, stärkt nicht zuletzt auch die individuelle finanzielle Selbstbestimmung. Langfristig könnte Volante Chain nachhaltige Impulse für den Arbeitsmarkt, die Arbeitgeber-Attraktivität und die Finanzindustrie setzen. Unternehmen profitieren von einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit und können zudem Kosten durch automatisierte und transparente Lohnprozesse einsparen. Ausblick und Herausforderungen Wie bei jeder innovativen Technologie stellt sich die Frage nach der rechtlichen Anerkennung und der breitflächigen Akzeptanz. Volante Chain muss regulatorische Hürden meistern, insbesondere im internationalen Kontext, wo unterschiedliche Arbeits- und Finanzgesetze gelten.
Gleichzeitig stehen Datenschutz und Sicherheit auf der Prioritätenliste des Teams ganz oben. Ein weiteres Thema ist die Skalierung der Plattform. Die Pilotprojekte in Vietnam und Japan zeigen vielversprechende Ergebnisse, doch ein weltweiter Rollout erfordert strategische Partnerschaften und eine solide Infrastruktur. Bertschlers Ansatz, Krypto und Hybrid-KI für den Gehaltszugang zu verbinden, öffnet spannende Perspektiven für zukünftige Anwendungen in den Bereichen Banking, Kreditvergabe und Personalmanagement. Die Zusammenarbeit von Rechtsexperten, Programmierern und Finanzfachleuten ist entscheidend, um langfristig nachhaltige und verlässliche Finanzprodukte zu schaffen.