Die weltgrößten Einzelhandelsriesen Walmart und Amazon befinden sich Berichten zufolge in der Evaluierungsphase, eigene Stablecoins herauszugeben. Laut Angaben des Wall Street Journal planen die beiden Handelsgiganten, auf US-Dollar basierende digitale Währungen einzuführen, um Transaktionen im E-Commerce zu beschleunigen und vor allem grenzüberschreitende Zahlungen einfacher und kostengünstiger zu gestalten. Die Überlegung, eigene Stablecoins einzuführen, reflektiert einen bedeutenden Wandel in der Art und Weise, wie große Unternehmen digitale Zahlungsmittel künftig nutzen könnten. Stablecoins sind Kryptowährungen, die in ihrer Wertstabilität an traditionelle Währungen wie den US-Dollar gekoppelt sind. Durch die Bindung an eine stabile Fiat-Währung bieten sie Unternehmen und Kunden Sicherheit gegenüber den oft volatilen Preisen anderer Kryptowährungen.
Für Unternehmen wie Walmart und Amazon, die jährlich Milliardenumsätze im Online-Handel generieren, stellt diese Technologie eine attraktive Möglichkeit dar, große Geldströme schneller und günstiger abzuwickeln. Aktuelle Zahlen zeigen, dass Amazon allein 2024 einen Jahresumsatz von 638 Milliarden US-Dollar erzielte, davon entfallen 447 Milliarden auf den globalen E-Commerce-Bereich. Walmart erzielte 2023 über 100 Milliarden US-Dollar mit Online-Verkäufen, was 17,8 Prozent ihres Jahresumsatzes entspricht. Eine eigene Stablecoin-Lösung könnte diese Abläufe deutlich effizienter machen. Der Einsatz einer firmeneigenen digitalen Währung soll nicht nur die Transaktionsgeschwindigkeit erhöhen, sondern auch die Gebühren reduzieren, die bisher an Banken und Zahlungsdienstleister gezahlt werden.
Gerade bei internationalen Zahlungen entstehen oft hohe Kosten durch Umrechnungsgebühren und längere Abwicklungszeiten. Walmart und Amazon könnten durch den Aufbau einer eigenen Stablecoin-Infrastruktur die Abhängigkeit von traditionellen Finanzinstituten verringern und damit Milliarden einsparen. Die Einführung firmenspezifischer Stablecoins steht jedoch auch vor regulatorischen Herausforderungen. Die USA arbeiten derzeit an einer gesetzgeberischen Klarheit für Stablecoins, wobei der sogenannte GENIUS Act (Guiding and Establishing National Innovation for US Stablecoins Act) eine zentrale Rolle spielt. Dieses Gesetz soll klare Richtlinien für die Besicherung von Stablecoins vorgeben und sicherstellen, dass sie den Anti-Geldwäsche-Vorschriften entsprechen.
Das US-Senat hat das Gesetz mit einer deutlichen Mehrheit von 68 zu 30 Stimmen vorangebracht, und es wird erwartet, dass es in naher Zukunft weiter diskutiert und verabschiedet wird. Die Entscheidung über den GENIUS Act könnte damit maßgeblich darüber bestimmen, ob und wie Unternehmen wie Walmart und Amazon eigene digitale Währungen anbieten können. Neben dem Einzelhandel interessieren sich auch große Finanzinstitutionen für die Ausgabe gemeinsamer Stablecoins. Banken wie JPMorgan, Bank of America, Citigroup und Wells Fargo diskutieren ebenfalls über die Einführung gemeinsamer digitaler Währungen. Das zeigt, dass Stablecoins nicht nur den Einzelhandel, sondern die gesamte Finanzlandschaft verändern könnten.
Institutionelle Anleger und Unternehmen sehen in Stablecoins eine Möglichkeit zur Modernisierung der Finanzsysteme durch Echtzeit-Kollateralisierung und einfachere Liquiditätsverwaltung. Das Interesse von Walmart und Amazon an Stablecoins unterstreicht den wachsenden Trend der Digitalisierung im Zahlungsverkehr. Während bisherige Raster in der Branche stark von traditionellen Banken dominiert wurden, offenbart die Stablecoin-Technologie neue Wege der direkten Abwicklung zwischen Händlern und Kunden. Für Verbraucher könnte dies niedrigere Kosten, schnellere Zahlungen und verbesserte Transaktionssicherheit bedeuten. Die Zahlungsabwicklung über Blockchain-Technologie bietet zudem Transparenz und Nachvollziehbarkeit, was das Vertrauen in digitale Zahlungsverfahren stärkt.
Bereits heute nutzen zahlreiche Plattformen Stablecoins, wobei USDC (USD Coin) als einer der marktführenden Stablecoins gilt. So hat beispielsweise der globale E-Commerce-Anbieter Shopify bekannt gegeben, noch vor Ende 2025 USDC-Zahlungen in seinem System integrieren zu wollen. Dies zeigt, dass neben Walmart und Amazon auch weitere Unternehmen in den E-Commerce-Sektor stabile digitale Währungen als Zukunftstechnologie sehen und in ihren Zahlungsverkehr einbinden möchten. Die Vorteile einer eigenen Stablecoin-Einführung sind vielfältig. Zum einen erlaubt sie eine engere Bindung der Kunden an die Marke und könnte exklusive Vorteile oder Anreize wie Treueprogramme ermöglichen, die auf der Blockchain basieren.
Zudem lassen sich damit grenzüberschreitende Zahlungen vereinfachen, denn traditionelle Währungen und Systeme sind häufig durch unterschiedliche Systeme eingeschränkt und mit Verzögerungen verbunden. Die digitale Währung von Walmart oder Amazon könnte hierbei als universelle Brücke fungieren. Darüber hinaus könnten eigene Stablecoins dazu beitragen, dass Walmart und Amazon ihre Geschäftsmodelle um Dienstleistungen erweitern, etwa durch Finanzprodukte, Kreditvergaben oder andere digital gestützte Services, die sich mithilfe von Blockchain-Lösungen realisieren lassen. Ebenso bietet eine firmeneigene Stablecoin-Schnittstelle das Potenzial, Daten über Transaktionen besser zu nutzen, um personalisierte Shopping-Erlebnisse und maßgeschneiderte Angebote zu erstellen. Allerdings sind mit der Einführung eigener Stablecoins auch Risiken verbunden.
Die rechtliche und regulatorische Landschaft in den USA und weltweit ist nach wie vor im Wandel. Banken und Aufsichtsbehörden beobachten den Umgang mit Kryptowährungen und Stablecoins mit großer Aufmerksamkeit. Die Einhaltung von Geldwäschevorschriften, Datenschutzanforderungen und Verbraucherschutz wird entscheidend für den Erfolg solcher digitalen Projekte sein. Gleichzeitig müssen technische Herausforderungen rund um Sicherheit und Skalierbarkeit gemeistert werden, um den hohen Anforderungen von Millionen von Kunden gerecht zu werden. Im Kontext des internationalen Wettbewerbs ist zu beobachten, dass Singapore und andere Finanzzentren bereits Vorreiter in der Regulierung und Innovation von digitalen Währungen sind.
Während westliche Nationen wie die USA und europäische Länder noch intensiver an entsprechenden Rahmenbedingungen arbeiten, bieten Länder mit klaren Richtlinien und Offenheit für Innovationen attraktive Standorte für die Umsetzung von Stablecoin-Lösungen. Unternehmen wie Alibaba oder Jack Ma’s Ant International zeigen Interesse, Stablecoin-Lizenzen in solchen Märkten zu erwerben. Das Engagement von Walmart und Amazon in diesem Bereich signalisiert eine mögliche breitere Akzeptanz von Stablecoins in der Unternehmenswelt. Es könnte der Anfang einer neuen Ära im Zahlungsverkehr sein, die zunehmend digital, schnell und kundenorientiert ist. Für den Endverbraucher bedeutet dies, dass elektronische Zahlungen bald nicht nur bequem, sondern auch sicherer und günstiger werden könnten.
Für Investoren und Beobachter der Krypto- und Finanzmärkte ist dies ein spannender Moment, der die Rolle von Stablecoins als Brücke zwischen traditionellem Finanzsystem und digitaler Zukunft festigt. Abschließend lässt sich festhalten, dass die Prüfung eigener Stablecoin-Optionen durch Walmart und Amazon nicht nur eine technologische Entscheidung ist, sondern auch eine strategische Antwort auf die Wandelprozesse im globalen Handel und den Finanzmärkten. Die Evolution von Zahlungsformen hin zu digitalen Währungen könnte die nächsten Jahre stark prägen und neue Standards in der Kundenbeziehung und Unternehmensfinanzierung setzen. Die Entwicklungen in diesem Bereich werden daher mit großem Interesse von Experten, Regulierungsbehörden und Verbrauchern verfolgt.