Die australische Finanzaufsichtsbehörde Australian Securities and Investments Commission (ASIC) hat schwerwiegende Vorwürfe gegen die Hypothekensparte der Westpac Bank, RAMS Financial Group, erhoben. Die Behörde wirft Westpacs Tochtergesellschaft vor, falsche Gehaltsabrechnungen von nicht existierenden Arbeitgebern verwendet zu haben, um Wohnungsbaudarlehen zu genehmigen. Dies soll zwischen Juni 2019 und April 2023 geschehen sein und eine weit verbreitete unlizenzierte Geschäftstätigkeit umfassen. Die Anschuldigungen wurden in einer im Bundesgericht eingereichten Klage dargelegt und beruhen auf einer von Westpac anerkannten Stellungnahme der Faktenlage. Demnach wurden von RAMS-Franchisenehmern oder deren Mitarbeitern teilweise bewusst gefälschte Unterlagen eingereicht oder wissentlich toleriert, was die Chance eröffnete, Darlehen an Kundinnen und Kunden zu vergeben, die ohne die gefälschten Dokumente wahrscheinlich keine Kreditwürdigkeit besäßen.
Dies führte zudem zu einer Erhöhung der durch die Franchisenehmer erzielten Provisionen. In der Reaktion betonte ASIC-Vizevorsitzende Sarah Court, dass der Vorgang das Vertrauen der Verbraucher und die Integrität des Finanzsystems untergrabe. RAMS hatte bereits zugegeben, mit unlizenzieren Hypothekenmaklern zusammengearbeitet zu haben und mangelhafte Aufsicht über ihre Vertreter ihrer Organisationen zu betreiben. Westpac erklärte, dass RAMS die Angelegenheit gerichtlich klären wolle und kooperativ mit der Aufsichtsbehörde zusammenarbeiten werde, um das Verfahren so zügig wie möglich abzuwickeln. Der Fall steht eingebettet in ein weiter gefasstes Regulierungsumfeld, das nach Erkenntnissen der Royal Commission von 2019 strenger geworden ist.
Die damalige Untersuchung hatte eine Reihe schwerwiegender Versäumnisse im Finanzsektor beim Schutz von Kreditnehmern zutage gefördert, insbesondere fehlende Sorgfaltspflichten vor der Gewährung von Darlehen. ASIC strebt nun nicht näher bezeichnete finanzielle Sanktionen gegen RAMS an. Westpac rechnet damit, dass bereits gebildete Rückstellungen zur Deckung der zu erwartenden Kosten des Rechtsstreits ausreichen. Im Zuge der Vorwürfe hatte Westpac bereits 2024 die Neugeschäftsaufnahme bei RAMS eingestellt, allerdings laufende Darlehen weiterhin betreut. Diese Entscheidung führte dazu, dass betroffene RAMS-Franchisenehmer eine Sammelklage gegen Westpac einreichten.
Sie werfen dem Kreditinstitut vor, die existenzfähigen Franchise-Unternehmen zu Unrecht geschlossen zu haben und fordern eine Verantwortung für die Fehler bei der Darlehensbearbeitung ein. Die Franchisevertreter kritisieren, dass sie während der Untersuchung durch ASIC nicht konsultiert wurden und behaupten, Westpac versuche, systemische und institutionelle Versäumnisse auf die einzelnen Franchisenehmer abzuwälzen. Die erste Gerichtsverhandlung ist noch nicht terminiert. Die Angelegenheit verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen große Banken bei der Kontrolle und Überwachung von Tochtergesellschaften und Franchisesystemen konfrontiert sind. Zugleich zeigt sie die intensiven Bemühungen der Aufsichtsbehörden, die Einhaltung von Rechtsvorschriften und ethischen Standards im Kreditwesen sicherzustellen.
Kunden, die durch betrügerische oder fehlerhafte Darlehensgenehmigungen betroffen sind, könnten schlimmstenfalls mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert werden. Die Transparenz der Untersuchungen und die gerichtlichen Verfahren tragen dazu bei, das Vertrauen in den Finanzsektor wiederherzustellen und die Verantwortung von Banken für ihr gesamtes Geschäftsmodell hervorzuheben. Die Verbindung von regulatorischer Kontrolle, öffentlicher Aufmerksamkeit und juristischer Auseinandersetzung ist ein wichtiger Baustein für die nachhaltige Stabilität und Fairness am Hypothekenmarkt in Australien. Mit der Schließung von RAMS für Neugeschäft und der Klage gegen Westpac stehen sowohl die Zukunft der Hypothekenvermittlung als auch die Reputation der zweitgrößten Bank Australiens auf dem Spiel. Beobachter der Finanzbranche und betroffene Verbraucher werden den weiteren Verlauf der Verfahren mit großem Interesse verfolgen, da das Ergebnis wegweisend für die Regulierung und das operative Vorgehen bei anderen Finanzinstituten sein könnte.
Westpac und die Aufsichtsbehörde ASIC setzen mit der Kooperation und den gerichtlichen Schritten ein starkes Zeichen für die Bekämpfung von Missständen in der Kreditvergabe und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben. Gleichzeitig unterstreicht der Fall die Bedeutung einer stringenten Aufsicht, klarer Compliance-Standards und einer offenen Kommunikation sowohl innerhalb der Finanzbranche als auch gegenüber der Öffentlichkeit.