Der schwedische Süßwarenkonzern Cloetta kündigte an, bis Ende dieses Jahres europaweit bis zu 100 Stellen zu streichen. Diese Maßnahme ist Teil einer umfassenden strategischen Neuausrichtung, mit der das Unternehmen seine Organisationsstruktur auf die im März dieses Jahres kommunizierten Wachstumsziele ausrichten möchte. Cloetta, bekannt vor allem für seine Schokoladenriegel wie Plopp, möchte mit dieser Restrukturierung effizienter und agiler werden, um sich im hart umkämpften europäischen Süßwarenmarkt besser zu positionieren. Die geplanten Einsparungen durch die Personalanpassungen belaufen sich auf jährlich zwischen 60 und 70 Millionen Schwedischen Kronen, was ungefähr 72,4 bis 84,5 Millionen US-Dollar entspricht. Das Unternehmen rechnet damit, die vollen finanziellen Effekte dieser Umstrukturierung ab dem ersten Quartal 2026 realisieren zu können.
Dabei konzentriert sich der Stellenabbau hauptsächlich auf Aufgaben in den Bereichen Handel und Unternehmensleitung, was eine Verschlankung der Führungsebene mit sich bringt. Die Zahl der Mitglieder im Managementteam wird von zehn auf neun reduziert, wobei der Vorstandsvorsitzende Katarina Tell, die erst im April letzten Jahres ihr Amt antrat, weiterhin eine zentrale Rolle innehat. Cloettas Strategie beruht auf drei wesentlichen Eckpfeilern, die als Grundlage für das künftige Wachstum dienen sollen. Der erste Fokus liegt auf sogenannten "Super-Marken". Das Unternehmen wird sich auf zehn ausgewählte Kernmarken konzentrieren, um durch eine verstärkte Distribution und Erweiterung in neue Produktkategorien profitables Wachstum zu generieren.
Diese Fokussierung soll dabei helfen, die Markenbekanntheit und Marktanteile zu erhöhen und gleichzeitig Ressourcen effizienter zu nutzen. Der zweite Schwerpunkt liegt auf der geografischen Expansion. Cloetta will seine Präsenz insbesondere in Deutschland und Großbritannien verstärken, den europäischen Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Konsum von Süßwaren sowie den größten Einzelhandelsmärkten. Darüber hinaus plant der Konzern eine Expansion nach Nordamerika, um das steigende Interesse an skandinavischen Süßwaren auf diesem Kontinent für sich zu nutzen. Dieses Vorhaben unterstreicht Cloettas Ziel, über die angestammten Kernmärkte hinaus zu wachsen und neue Kundensegmente zu erschließen.
Der letzte dieser drei strategischen Pfeiler zielt auf Innovationskraft und Marketingeffizienz ab. Cloetta möchte die Entwicklung neuer Produkte beschleunigen und gleichzeitig die Effektivität seiner Marketingmaßnahmen ausbauen. Dies soll auch durch eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Produktentwicklung und Vertrieb erreicht werden, um schnellere Reaktionen auf Markttrends und Verbrauchererwartungen zu ermöglichen. Neben der Fokussierung auf Kernmarken und Expansion plant Cloetta auch eine Optimierung seiner betrieblichen Abläufe. Dazu gehören ein verbessertes Management der Nettoeinnahmen, Optimierung der Lieferketten sowie der Aufbau einer effektiveren operativen Struktur.
Zudem steht selektives Wachstum durch gezielte Übernahmen (Mergers & Acquisitions) auf der Agenda, um das Unternehmensportfolio zu stärken und zusätzliche Synergien zu schaffen. Die gesteckten Wachstumsziele wurden ebenfalls nach oben korrigiert. Cloetta strebt nun langfristig ein organisches Umsatzwachstum von drei bis vier Prozent pro Jahr an, nachdem zuvor lediglich ein Wachstum von ein bis zwei Prozent geplant war. Gleichzeitig soll die bereinigte EBIT-Marge bei mindestens 12 Prozent bis 2027 erreicht werden, wobei das langfristige Ziel bei 14 Prozent bleibt. Diese Kennzahlen spiegeln die Ambition wider, die Profitabilität deutlich zu steigern und die operative Effizienz zu verbessern.
Im Zuge der aktuellen Restrukturierungspläne wurde zuvor ein wichtiges Investitionsvorhaben auf Eis gelegt. Die Pläne zum Bau einer neuen Süßwarenfabrik in den Niederlanden wurden vom CEO Katarina Tell auf unbestimmte Zeit verschoben. Diese Entscheidung zeigt, dass Cloetta seine Ressourcen in erster Linie auf die Umsetzung der strategischen Prioritäten sowie auf organisches Wachstum konzentrieren will, statt auf große Kapitalinvestitionen. Die geplanten Stellenkürzungen stehen unter dem Vorbehalt üblicher Verhandlungen mit den Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen. Cloetta kündigte an, bis Oktober weitere Details zu den konkreten Maßnahmen zu veröffentlichen.
Die Kommunikation mit den Mitarbeitenden und das Bemühen um sozialverträgliche Lösungen haben im Unternehmen einen hohen Stellenwert. Der Schritt, die Organisation zu verschlanken und sich auf profitablere Segmente zu konzentrieren, ist angesichts eines zunehmend wettbewerbsintensiven Marktes und sich verändernder Verbrauchergewohnheiten nachvollziehbar. Die Süßwarenbranche sieht sich mit wechselnden Verbraucherpräferenzen konfrontiert, darunter eine steigende Nachfrage nach gesünderen Alternativen sowie nachhaltiger produzierten Produkten. Unternehmen wie Cloetta müssen daher flexibel und effizient agieren, um Marktanteile zu halten und auszubauen. Die Fokussierung auf ausgewählte Kernmarken bietet den Vorteil, Ressourcen gezielter einzusetzen und den Markenauftritt zu schärfen.
Durch den Ausbau des Vertriebs und die Erweiterung in angrenzende Produktkategorien kann Cloetta seine Marktpräsenz verstärken und neue Kunden gewinnen. Auch die geplante internationale Expansion in starke Verbrauchermärkte bietet Chancen, die Abhängigkeit von bestehenden Märkten zu reduzieren und neue Wachstumspfade zu erschließen. Darüber hinaus ist die Verstärkung von Marketing und Innovationskraft ein zentraler Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit. Die Fähigkeit, neue Produkte schnell zu entwickeln und erfolgreich zu vermarkten, kann entscheidend dafür sein, Trends zu setzen und Kundenbedürfnisse frühzeitig zu bedienen. Die zunehmende Bedeutung digitaler Marketingkanäle und datenbasierter Verbraucheranalyse eröffnet hier zusätzliche Möglichkeiten.
Insgesamt zeigt die Restrukturierung bei Cloetta eine konsequente Ausrichtung auf nachhaltiges und profitables Wachstum. Der Stellenabbau ist dabei ein Instrument, um die Kostenstruktur zu verbessern und die Agilität des Unternehmens zu erhöhen. Gleichzeitig signalisiert die klare Strategie Investoren und Marktteilnehmern, dass Cloetta bereit ist, sich den Herausforderungen des Marktes aktiv zu stellen und als starker Akteur in der Süßwarenbranche weiter zu bestehen. Für die Mitarbeitenden bedeutet diese Phase des Wandels Unsicherheit, aber auch Chancen für neue Arbeits- und Organisationsmodelle. Die Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und ein transparentes Kommunikationsmanagement sind daher entscheidend, um diesen Übergang möglichst reibungslos zu gestalten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die angekündigten Stellenstreichungen bei Cloetta mehr als nur eine Kostenmaßnahme sind. Sie stehen für einen tiefgreifenden Wandel im Unternehmen, mit dem Ziel, die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen. Im globalen Wettbewerb der Süßwarenhersteller wird es darauf ankommen, die Stärke der Marke, die Innovationskraft und die operative Exzellenz miteinander zu verbinden. Cloetta geht diesen Weg mit klaren Prioritäten und einem Engagement, seine Position in Europa und darüber hinaus nachhaltig zu festigen.