Die Halbleiterindustrie gehört zu den wichtigsten Technologiebereichen der modernen Welt. Sie ist die Grundlage für zahlreiche Anwendungen, von Smartphones über Autos bis hin zu Künstlicher Intelligenz und der militärischen Ausstattung. In den letzten Jahren hat sich eine Bewegung etabliert, die Produktion dieser kritischen Komponenten verstärkt in die USA zurückzubringen. Dies geschieht vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen, Lieferkettenproblemen und dem starken Bewusstsein für nationale Sicherheit. Doch trotz signifikanter Investitionen und staatlicher Förderprogramme steht das Potential eines US-Halbleiterbooms vor großen Herausforderungen, die insbesondere durch die Wirtschaftspolitik der ehemaligen Trump-Administration erschwert werden.
Die Rückkehr und Stärkung der US-amerikanischen Halbleiterfertigung ist seit mehreren Jahren ein erklärtes Ziel von Industrie und Politik. Schon lange vor Trumps „America First“-Agenda begannen Unternehmen und Regierungen mit intensiven Bemühungen, die Produktionstechnologien und Forschungszentren auf heimischen Boden auszubauen. Die Verlagerung wichtiger Produktionsstätten nach Asien, insbesondere nach Taiwan, Südkorea und China, hat die USA in eine von Importen abhängige Position gebracht. Dies erzeugte nicht nur wirtschaftliche Abhängigkeiten, sondern auch strategische Verwundbarkeiten, die sich insbesondere während der COVID-19-Pandemie deutlich zeigten, als weltweite Lieferketten ins Stocken gerieten.Das im Jahr 2022 verabschiedete Gesetz CHIPS and Science Act bildet den Kern dieser Bemühungen.
Es stellt umfangreiche finanzielle Mittel bereit, um Halbleiterfabriken, Forschung und Entwicklung sowie modernste Fertigungskapazitäten in den USA zu fördern. Die Gesetzgebung basiert auf dem Ziel, die technologische Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu stärken, insbesondere im Bereich der Künstlichen Intelligenz, des Militärs und kritischer Infrastrukturen. Das Gesetz wurde von beiden großen Parteien im US-Kongress unterstützt, was die Dringlichkeit und Einigkeit in Bezug auf das Thema unterstreicht.In der Region Greater Sacramento beispielsweise zeigt sich die wachsende Bedeutung der Branche besonders deutlich. Große Hersteller wie Intel, AMD, Bosch oder Samsung etablierten dort bereits Produktionsstätten, die nun dank staatlicher Subventionen und eigener Investitionen ausgebaut werden.
Bosch rechnet mit einem Milliardeninvestment und plant die Fertigung von Siliciumkarbid-Halbleitern für den boomenden Markt der Elektrofahrzeuge, was zahlreiche Arbeitsplätze schaffen soll. Zusätzlich treiben Start-ups wie Blaize mit ihren KI-Chips die technologische Weiterentwicklung voran und profitieren von der vorhandenen Expertise und den gut ausgebildeten Fachkräften in der Region.Trotz dieser vielversprechenden Entwicklung wirken sich die von der Trump-Administration eingeführten handelspolitischen Maßnahmen negativ auf das Wachstum der Branche aus. Die Einführung neuer Importzölle und strengere Kontrollen bei Chip-Komponenten und der Ausrüstung zur Herstellung führten zu Verunsicherung und Verzögerungen bei wichtigen Investitionsprojekten. Unternehmen wie Samsung berichteten über Verschiebungen in ihren Produktionsplänen, beispielsweise bei der geplanten Fabrik in Texas, deren Fertigstellung sich verzögert.
Diese Unsicherheiten erschweren es Unternehmen, Finanzmittel und strategische Entscheidungen mit ausreichender Planungssicherheit zu tätigen.Die Trump-Regierung verfolgt dabei ein Doppelziel: Einerseits soll die Abhängigkeit von ausländischen Herstellern reduziert werden, um die nationale Sicherheit zu stärken. Andererseits sollen durch Zölle und Ermittlungen gegen ausländische Handelspraktiken Wettbewerbsvorteile durch staatliche Subventionen und Überkapazitäten abgeschwächt werden. Diese Maßnahmen sind aber nicht unumstritten. Experten warnen davor, dass die unvorhersehbare und komplexe Handelspolitik die globale Lieferkette durcheinanderbringt.
Da viele Waren aus mehreren Ländern importiert oder dort zusammengesetzt werden, erschweren die Zollregelungen eine präzise Kalkulation und erhöhen die Kosten für Unternehmen und Verbraucher.Diese Unsicherheiten haben bereits spürbare Auswirkungen: Preisanpassungen bei Konsumgütern wie Videospielkonsolen sind ein Beispiel, das die breite Öffentlichkeit direkt betrifft. Verzögerungen bei Produkteinführungen und Anpassungen von Zubehörpreisen zeigen, wie tief die Verwerfungen in der Zulieferkette mittlerweile sitzen. Gleichzeitig könnte die Störung globaler Produktionsnetzwerke langfristig Investitionen behindern und die USA daran hindern, zügig und effizient ihre Herstellungskapazitäten zu erweitern.Dennoch sehen Branchenkenner auch Chancen im Wandel.
Die Verlagerung von Produktionskapazitäten und die Expansionspläne globaler Foundries deuten darauf hin, dass die Dominanz einzelner Länder wie Taiwan zurückgedrängt und eine resilientere globale Lieferkette aufgebaut werden kann. Dies wird auch durch den Ausbau von Fertigungsstätten in den USA unterstützt. Eine diversifizierte Produktionslandschaft, die nicht nur die USA, sondern auch andere Märkte einschließt, könnte mittel- und langfristig zu einem gesünderen Ökosystem führen.Die Halbleiterindustrie steht also an einem kritischen Punkt. Auf der einen Seite locken staatliche Anreize und der Bedarf an technologischer Souveränität, auf der anderen Seite stehen handelspolitische Unsicherheiten und Protektionismus.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die neuen Zollpolitiken als kurzfristiges Druckmittel verwendet werden und rasch wieder zurückgenommen werden oder ob sie zu einer dauerhaften Belastung für Marktakteure werden. Branchenvertreter und Wirtschaftsexperten hoffen auf eine baldige Klärung, da eine stabile Handelsumgebung essentiell ist, um das enorme Potential der US-Halbleiterindustrie voll ausschöpfen zu können. Abschließend ist festzuhalten, dass die Stärkung der US-amerikanischen Halbleiterproduktion unabdingbar für die Zukunftsfähigkeit von Wirtschaft und Technologie ist. Die Krise bei den Lieferketten während der Pandemie, die internationale Konkurrenz und der strategische Wert der Halbleiter machen das Thema zu einer globalen Priorität. Doch um den angestrebten Boom zu realisieren, bedarf es eines ausgewogenen wirtschaftspolitischen Rahmens, der Investitionssicherheit bietet und internationalen Handel fördert, anstatt ihn zu behindern.
Erst dann können die USA ihr Ziel erreichen, im globalen Wettbewerb um technologische Führungspositionen nachhaltig und erfolgreich zu bestehen.