Das Jahr 2025 stellt die Technologiebranche erneut vor eine entscheidende Frage: Sind wir am Anfang einer bahnbrechenden Revolution oder nähern wir uns dem Höhepunkt einer überhitzten Blase? Der Vergleich zur Dotcom-Ära der 1990er Jahre ist naheliegend, denn ähnliche Begeisterung und Kapitalflüsse prägen derzeit die weltweite Entwicklung im Bereich Künstliche Intelligenz (KI). Doch wie genau lässt sich die aktuelle Situation einordnen – steckt die KI-Branche in einem frühen Stadium mit enormem Wachstumspotenzial oder ähnelt sie schon eher der späteren Phase, in der viele Unternehmen ihre Illusionen entlarvt sahen? Viele Experten, darunter Ingenieure und Unternehmer wie Aaron Decker, ziehen spannende Parallelen zwischen 2025 und den Jahren 1995 sowie 1998 und liefern wertvolle Einsichten, die helfen, die Dynamik des KI-Booms besser zu verstehen. Die rasant steigenden Kurswerte von Unternehmen wie Coreweave zeigen beispielhaft, wie massiv Kapital derzeit in KI-Infrastruktur fließt. Coreweave, ein High-Performance-Computing-Datenzentrumsanbieter mit einem Umsatzwachstum von über 400 Prozent im letzten Jahr, verzeichnete im jüngsten Monat eine Kurssteigerung von über 200 Prozent. Solche Zahlen erinnern stark an die Anfangsphase des Internets, als innovative Firmen mit visionären Geschäftsideen die Börsen dominierten.
Doch die großen Unterschiede liegen in den Anwendungen und den technologischen Durchbrüchen, die heute die KI-Welt vorantreiben. Während in der Dotcom-Ära vor allem Social Media und Suchmaschinen die Massen begeisterten, sind es nun tiefgreifende Fortschritte bei großen Sprachmodellen, autonomen Agenten und multimodalen KI-Systemen, die den Markt elektrisieren. Die Qualität und Leistungsfähigkeit von KI-Modellen hat sich seit den ersten Versuchen enorm verbessert. Während man vor etwa anderthalb Jahren noch von „stochastischen Papageien“ sprach und die Möglichkeiten von KI eher skeptisch betrachtete, dominieren heute Anwendungen, die Videos mit KI-generierten Stimmen synchronisieren, komplexe Programmieraufgaben elegant lösen und eigenständig iterative Arbeitsabläufe steuern. Produkte wie VEO 3, die hochwertige Videos in wenigen Minuten und für minimale Kosten erstellen, eröffnen der Filmindustrie und Werbebranche neue Produktionswege und sparen potenziell Millionen von Euros.
Die exponentiell steigende Nachfrage nach Rechenkapazität und sogenannten 'Tokens' verdeutlicht, dass die Relevanz von KI signifikant zunimmt. Ein weiterer Meilenstein sind sogenannte Chain-of-Thought-Modelle (COT), die mehrere Schritte der Entscheidungsfindung nachverfolgen und dadurch präzisere und zuverlässigere Ergebnisse liefern. Im Gegensatz zu früheren KI-Systemen, die oft eingeschränkte und oberflächliche Antworten gaben, ermöglichen COT-Modelle jetzt einen iterativen Problemlösungsprozess. Dies wirkt sich besonders positiv auf die Programmierung aus, da KI-gestützte Entwicklerwerkzeuge dadurch produktiver und fehlerresistenter werden. Zudem hat das Konzept autonomer Agenten den Markt revolutioniert.
Digitale Assistenten wie OpenAI Codex können selbstständig Aufgaben in Programmier-Repositories bearbeiten, Fehler korrigieren und eigenständig Arbeitsschritte durchführen. Dieses Niveau der Automation geht weit über einfache Chatbots hinaus und verspricht eine gänzlich neue Arbeitswelt, in der viele repetitive oder administrative Tätigkeiten von KI übernommen werden. Experten stellen sich bereits vor, wie Büros zukünftig von virtuellen AI-Agenten minimiert oder gar vollständig ausgeführt werden, kontrolliert und gelenkt von wenigen menschlichen Operators. Das bedeutet, dass nicht nur die Programmierer, sondern auch sogenannte „Minder“ oder „Operatoren“ stark nachgefragte Berufe werden könnten. Die Entwicklung hochmoderner Audio-KI zeigt ebenfalls, wie schnell Fortschritte erzielt werden.
Sprachmodelle haben eine beeindruckende Qualität erreicht, die sogar professionelle Sprecher kaum übertrifft. Solche KI-Stimmen finden bereits Einsatz in Kundenservice, Werbung und Medien, wodurch Produktionskosten deutlich gesenkt und Effizienz gesteigert wird. Insgesamt lassen sich die wichtigsten KI-Anwendungsgebiete heute in der Videoproduktion, Audioerzeugung, tiefgehenden Informationsrecherche, Chain-of-Thought-Verarbeitung, autonomen Agenten und Bildgenerierung zusammenfassen. Es ist davon auszugehen, dass künftig noch weitere Anwendungen entstehen, etwa im Bereich der Robotik, wo visuell-sprachliche Aktionsmodelle neue Möglichkeiten eröffnen. Die Frage, ob wir inzwischen am Anfang der KI-Revolution wie im Jahr 1995 stehen oder kurz vor dem Crash wie 1998, bewertet Aaron Decker eher mit einer gewissen Optimismus.
Die Vielzahl an realen Lösungen und produktionsorientierten Anwendungen spricht für einen frühen Entwicklungsstand, in dem enorme Chancen bestehen. Die Digitalisierung hat sich von sozialen Experimenten vor allem in den Neunzigern zu einem essenziellen Bestandteil der Geschäftswelt gewandelt, was die Nachhaltigkeit des aktuellen Booms untermauert. Gleichzeitig bleiben Risiken von Überbewertungen und Fehlallokation von Kapital nicht zu unterschätzen. Während damals niedrige Zinsen und lockere Finanzierung den Dotcom-Boom stark anfeuerten, befinden sich die Märkte heute in einem Umfeld höherer Zinsen und restriktiverer Kreditvergabe. Trotzdem fließt weiterhin beachtliches Kapital in KI-Infrastruktur und Forschung, was die große Zuversicht der Investoren widerspiegelt.
Die Vision von Artificial General Intelligence (AGI) und Artificial Super Intelligence (ASI) trägt ebenfalls zur gesteigerten Aufmerksamkeit bei. Die Nähe zu durchbruchartigen Entwicklungen motiviert Gründer, Entwickler und Unternehmen, schnell Marktanteile zu erobern und neue Geschäftsmodelle zu etablieren. Dies führt zu einer rasanten Entwicklung neuer Produkte, wie automatisiertes Video-Editing, KI-gestützte Forschungsassistenten und Computeragenten, die eigenständig Software entwickeln und testen. Anstatt programmierbare Menschen zu ersetzen, könnte KI den Bedarf an Entwicklern sogar steigern, da komplexe Integrationen, Steuerung und Kontrolle der KI-Systeme menschliches Fachwissen erforderlich machen. Vielmehr transformiert sich der Arbeitsmarkt hin zu spezialisierten Rollen, die darauf aufbauen, KI sinnvoll einzusetzen und zu betreiben.
Diese Verschiebung stellt Unternehmen vor organisatorische Herausforderungen und eröffnet gleichzeitig neue Karrieremöglichkeiten. Die bisherigen Erfolge der KI-Modelle sowie die massive öffentliche und private Förderung sind Zeichen für das enorme Potenzial, das in diesem Technologiesprung steckt. Es führt zu einem Szenario, in dem die ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit von KI-Lösungen zunehmend in den Fokus rückt, denn die enorme Rechenkapazität verlangt nach innovativen Energiesparmethoden und effizienteren Algorithmen. Im gesellschaftlichen Kontext stellt sich die Frage, wie schnell sich KI-Technologien in den Alltag integrieren und welche rechtlichen sowie ethischen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Risiken wie Fehlinformationen, Datenmissbrauch oder Arbeitsplatzverluste zu minimieren. Abschließend lässt sich der aktuelle Entwicklungsstand der KI gut mit dem Internet-Start der mittleren 90er Jahre vergleichen.
Vieles steckt noch in den Kinderschuhen, aber die Weichen für eine tiefgreifende Transformation sind gestellt. Während damals die Dotcom-Blase eine harte Lektion für die Branche bedeutete, hat die heutige KI-Bewegung das Potenzial, nachhaltige Innovationen hervorzubringen, die Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend prägen werden. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die jetzige Euphorie zu einer stabilen und breitflächigen Adoption führt oder ob die Blase platzt und der Markt nachjustieren muss. Fest steht jedoch, dass die KI den Grundstein für eine neue Ära legt, in der Automatisierung, Effizienz und kreative Zusammenarbeit mit Maschinen das tägliche Leben noch stärker durchdringen werden.